Pulsnitz. Von einem Gruselfilm spricht der Pulsnitzer Grünen-Stadtrat Gerd Kirchhübel und meint damit die Baumfällungen und den Beschnitt, die kürzlich am Dammweg nahe des Schlossteiches stattgefunden haben. Auch Anwohnern sind die abgesägten Bäume aufgefallen. Viele fragen sich jetzt, ob denn das wirklich sein musste. Die Bäume hätten doch noch gesund ausgesehen, keineswegs krank. Selbst an den jetzt noch zu sehenden Baumstümpfen sind keine Faulstellen oder Ähnliches zu entdecken.
Die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos) bestätigt die Fällungen und auch, dass die von Mitarbeitern der Stadt ausgeführt worden sind. Seit etwa anderthalb Jahren gibt es in Pulsnitz ein Baumkataster. In diesem sind alle Bäume aufgeführt, und ein Gutachter kontrolliert in regelmäßigen Abständen deren Sicherheit. Er entscheidet dann auch, welcher Baum weg muss.
So ist es auch am Dammweg geschehen. Bei den gefällten Bäumen handelt es sich um eine Stieleiche und eine Schwarzerle. Die Eiche war etwa 60 Jahre alt. Laut Gutachter gab es im Stamm einige Faulstellen und Hohlräume. Auch die Krone war gezeichnet von Totholz, Wipfeldürre, mehreren Faulstellen und Schäden an der Rinde. Ähnlich sah es bei der Schwarzerle aus. Auch hier spricht der Gutachter von Höhlungen im Stamm und Wipfeldürre. Dazu kam, dass der Baum eine starke Neigung in Richtung Schulstraße aufwies. In beiden Fällen empfahl der Experte die Fällung.
Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein
Die Bürgermeisterin wies in diesem Zusammenhang auf die Verkehrssicherheit hin. So sei vor wenigen Wochen ein Baum, ebenfalls am Damm, auf die Schulstraße gestürzt und habe dort ein parkendes Auto beschädigt. „Die Abwicklung über die Versicherung der Stadt erfolgte nur deshalb unproblematisch, weil wir über das Baumkataster die Erledigung der festgelegten Maßnahmen nachweisen konnten und so unserer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sind“, erklärt sie. Generell sei es aber das oberste Ziel, Bäume zu erhalten und sie entsprechend zu pflegen.
Stadtrat Gerd Kirchhübel reicht dieses Baumkataster allerdings nicht. Er mahnt für die Stadt eine Baumschutzsatzung an. „Erst am 3. Februar hat der sächsische Landtag das Naturschutzgesetz geändert. Darin wird den Kommunen mehr Entscheidungsfreiheit bei der Gestaltung der Baumschutzsatzung eingeräumt“, so Gerd Kirchhübel. Und er fordert, dass sich auch Pulsnitz mit diesem Thema befasst - und dass „nicht im nichtöffentlichen Teil oder in einem Hinterzimmer, sondern in der Diskussion mit den Bürgern“.
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