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Steinbruch Kindisch: So reagiert der Betreiber auf Anwohner-Beschwerden

Im Bereich des Steinbruches in Kindisch gibt es immer wieder Beschwerden wegen Staubbelästigungen. Jetzt ändert das Unternehmen Pro Stein einiges.

Von Heike Garten
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Uwe Engelhardt ist seit Kurzem Geschäftsführer beim Unternehmen Pro Stein und auch verantwortlich für den Steinbruch in Kindisch. Er will offen mit den Problemen der Anwohner umgehen.
Uwe Engelhardt ist seit Kurzem Geschäftsführer beim Unternehmen Pro Stein und auch verantwortlich für den Steinbruch in Kindisch. Er will offen mit den Problemen der Anwohner umgehen. © Matthias Schumann

Elstra. Es ist ungemütlich auf dem Gelände des Steinbruches im Elstraer Ortsteil Kindisch. Lastwagen rollen durch den Schneematsch in Richtung Waage, der Brecher arbeitet mit einem stetigen Grollen, dicker Nebel liegt über dem Gelände und lässt alle Geräusche leiser klingen. Die Feuchtigkeit hat aber auch ihren Vorteil: Es kann kein Staub entstehen, weder im Steinbruch, noch auf den Wegen, noch in den Anlagen. Denn genau dieser Staub war und ist ein Kritikpunkt von Anwohnern, die sich oft über die Situation am Berg geärgert haben.

Dass die Arbeiten im Steinbruch umstritten sind, weiß auch Pro Stein-Geschäftsführer Uwe Engelhardt. Seit dem 13. September 2023 ist der 39-Jährige Geschäftsführer bei Pro Stein und verantwortlich für die Steinbrüche in Kindisch, Pließkowitz, Oberottendorf, Melaune, Ebersbach und Friedrichswalde/Ottendorf südlich von Pirna. In den reichlich zwei Monaten hat er sich einen genauen Überblick über den Steinbruch in Kindisch verschafft und weiß genau, wo es klemmt.

Und er weiß auch, dass eine offene und gute Zusammenarbeit mit den Anwohnern und der Kommune wichtig ist. „Wir haben keine Geheimnisse“, betont er in diesen Zusammenhang.

Siebanlage soll besser abgedichtet werden

Erst im Oktober hatte es eine Vor-Ort-Begehung gegeben, an der neben Elstras Bürgermeister Frank Wachholz (Runder Tisch), Vertretern des Sächsischen Oberbergamtes und der Unteren Naturschutzbehörde auch eine Handvoll Bewohner der Region mit anwesend waren. Dabei kamen die Probleme der Vergangenheit und aktuelle Sorgen deutlich zur Sprache: Staub, zu hohe Halden, Laufzeit des Betriebsplanes beziehungsweise dessen Verlängerung.

In einigen Punkten konnte der Steinbruch schon Fortschritte erzielen. So ist die Anlage zum Brechen des Gesteins jetzt eingehaust. Das bedeutet, dass beim Verarbeiten des Granits zu Splitt und Mineralgemischen kaum noch Staub nach außen dringen kann. „Auch die Siebanlage bei den Silos wollen wir noch besser abdichten“, erklärt Uwe Engelhardt. Damit soll im Winter begonnen werden, und im kommenden Sommer soll alles fertig sein. Gleiches gilt für die Brechsandhalde und das Förderband. Gerade bei den Sandhalden sei es oft vorgekommen, dass bei kräftigem Wind oder Böen Staub aufgewirbelt wurde, den man dann aus der Ferne gesehen hat.

Die Einfahrt zum Steinbruch in Kindisch. Laut aktuellem Betriebsplan kann dort bis zum Jahr 2046 produziert werden.
Die Einfahrt zum Steinbruch in Kindisch. Laut aktuellem Betriebsplan kann dort bis zum Jahr 2046 produziert werden. © Archivfoto: René Plaul

Anwohner waren und sind aufgefordert, bei solchen Beobachtungen im Steinbruch anzurufen. „Wir fahren dann auch mal zu ihnen nach Hause, um ihren Blickwinkel zu sehen und nach Lösungen zu suchen, um den Staub zu reduzieren“, so der Geschäftsführer. 2023 sei das einige Male erfolgt. „Das gehört unserer Meinung nach zu einer offenen Kommunikation mit den Anwohnern dazu“, ergänzt er.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Höhe der Halden, die entstehen, wenn der Granit abgebaut wird und Brechsand entsteht. Eine Außenhalde war etwa zwölf Meter höher, als es die Auflagen vorschreiben. „Wir haben diese Halde abgetragen, abgedeckt und bepflanzt“, erklärt Uwe Engelhardt. Die Begrünung ist dann allerdings erst so richtig im Frühjahr und im Sommer zu sehen.

Die Halde in Richtung des Ohorner Berges soll auch leicht zurückgenommen und dann bepflanzt werden. Überlegungen des Unternehmens gehen dahin, dort vielleicht einen kleinen Rastplatz für Wanderer einzurichten. „Dazu, wie auch zur Begrünung stehen wir in enger Abstimmung mit dem Forst- und Umweltamt“, so der Geschäftsführer.

Betrieb des Steinbruchs soll bis 2072 verlängert werden

Fakt ist, dass Pro Stein an der Absicht festhält, den Betriebsplanes bis zum Jahr 2072 zu verlängern und weitere Schritte prüft, dieses Ziel zu erreichen. Aktuell gilt der Betriebsplan bis zum Jahr 2046, das heißt, bis dahin kann im Steinbruch weiter Granit abgebaut werden. Schon im Frühjahr 2023 hatte Elstras Bürgermeister Frank Wachholz (Runder Tisch) argumentiert, dass man schon jetzt genau schauen müsse, was man folgenden Generationen, den Kindern und Enkelkindern, hinterlässt. Und auch jetzt pocht er darauf, dass bei einem weiteren Abbau die Grenzen des jetzt festgelegten Gebietes eingehalten werden. „Der Steinbruch grenzt an den Ohorner Berg, an ein Naturschutzgebiet an. Der Berg muss bleiben“, sagt er.

Ansonsten zeigt er sich zufrieden mit dem, was gerade in jüngster Vergangenheit von Pro Stein zur Lösung der Probleme getan wurde. „Es ist generell vieles besser geworden, aber noch nicht zu 100 Prozent zufriedenstellend“, sagt er auf Nachfrage von Sächsische.de. Vor allem die Kommunikation sei viel besser geworden.

Splitt und Mineralgemische für den lokalen Markt

Im Kindischer Steinbruch werden jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Tonnen Granit abgebaut und zu Splitt und Mineralgemischen verarbeitet. Diese finden vor allem im Tief- und Straßenbau sowie im Betonhochbau Verwendung. Geliefert werden die Produkte vorrangig an den lokalen Markt, also zu verarbeitenden Unternehmen im Umkreis von etwa 50 Kilometern. „Diese kurzen Wege sind uns wichtig“, betont Uwe Engelhardt. Beschwerden wegen zu viel Lkw-Verkehr gibt es in Kindisch und Umgebung nicht.

Zwölf Beschäftigte gibt es im Steinbruch – Anlagenfahrer, Maschinisten oder Schlosser. 2024 will das Unternehmen erstmals auch selbst Lehrlinge ausbilden, und zwar im Berufsfeld Aufbereitungsmechaniker. Schließlich machen Personalprobleme auch vor Pro Stein nicht halt.

Damit geht die Firma optimistisch in die Zukunft – auch in Hinblick auf die zu lösenden Probleme und das harmonische Miteinander mit den Anwohnern.