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Pulsnitz: Pfefferkuchenmarkt erneut abgesagt

Wegen Corona fällt der traditionsreiche Markt bereits zum zweiten Mal aus. Warum sich die Veranstalter jetzt zur Absage entschlossen haben.

Von Reiner Hanke
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Pulsnitzer Lebkuchen wie diese kann man jederzeit in Hülle und Fülle kaufen, doch der beliebte Markt am ersten November-Wochenende fällt erneut wegen Corona aus.
Pulsnitzer Lebkuchen wie diese kann man jederzeit in Hülle und Fülle kaufen, doch der beliebte Markt am ersten November-Wochenende fällt erneut wegen Corona aus. © Archivfoto: Ronald Bonß

Pulsnitz. Es ist eine Hiobsbotschaft: Die Organisatoren des Pulsnitzer Pfefferkuchenmarktes haben das Großereignis nun zum zweiten Mal nach 2020 wegen der Corona-Auflagen abgesagt. Es sei eine bittere Entscheidung gewesen, sagt der Obermeister der Pfefferküchler-Innung, Peter Kotzsch, gegenüber Sächsische.de: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie schweren Herzens getroffen.“

Dabei waren die Organisatoren voll auf den Markt, auf das Wochenende rund um den Pfefferkuchen, eingestellt: Die Verkaufsbuden, Händlermeile, Toiletten, Kehrmaschine, Müllcontainer, Sperrungen – alles sei vorbereitet gewesen, sagt der Obermeister.

Und schließlich doch das Aus. Hintergrund sei ein Gespräch in dieser Woche mit Vertretern des Gesundheitsamtes gewesen. Daran nahmen neben den Marktorganisatoren auch die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos) und Vertreter des Ordnungsamtes der Stadt teil.

Mehrere Gründe für die Absage

Am Ende habe ein ganzes Bündel von Gründen zur Absage geführt, sagt Kotzsch und verweist auf die sächsische Corona-Schutz-Verordnung. Die unterscheide in Flanier- und sogenannte Verweilbereiche. Zu letzteren gehöre der Bereich, wo Speisen und Getränken angeboten werden - vom Glühwein bis zur Bratwurst. Der sollte an einem bestimmten Standort konzentriert und eingezäunt werden. Mit Kontrolle der 3-G-Regeln und Besucherlimit.

Das Pulsnitzer Konzept sei aber ein anderes: Die Ess-Stände über den Markt zu verteilen, hält der Obermeister auch aus Corona-Sicht eigentlich für günstiger, als die hungrige Menge auf einen Platz zu lenken. Die Leute sollten essen, wenn sie Appetit haben, und sich möglichst verteilen, so der Plan. Man hätte deshalb sogar auf Stehtische verzichtet, damit die Masse in Bewegung bleibt, sagt Kotzsch. Es habe nichts genützt.

Entsprechend der Vorgaben hätte entweder das ganze Gelände abgeriegelt werden müssen mit etwa neun Kontrollpunkten und 3-G-Regel - oder jeder einzelne Versorgungsstand auf der Bummelmeile separat mit Zäunen. Das sei unmöglich.

Für einen zentralen Verpflegungsstandort gebe es wiederum keine wirklich günstigen Plätze. Sie seien zu abgelegen, wie etwa der Schützenplatz. „Viele Leute würden den Bereich dann am Ende nicht finden. Das würde Unzufriedenheit bringen.“ Das traditionelle Flair würde zerstört, meint Kotzsch.

Durch Absage bricht viel Umsatz weg

Schwierig wäre es auch, unter den Corona-Bedingungen den ungehinderten Zugang für Anwohner zu gewährleisten. Und noch ein Unsicherheitsfaktor: Ende Oktober kommt wieder eine Neuauflage der Corona-Verordnung. Keiner weiß, welche Regeln sie bringt und ob es dann für die spezielle Situation in Pulsnitz überhaupt machbar wäre.

Das Problem seien die starren Regeln der Corona-Schutzverordnungen, sagt Peter Kotzsch. Und letztlich würden den Organisatoren Strafgelder drohen, wenn etwas nicht so laufe, wie es die Verordnung vorsieht. „Letztlich stand die Frage: Verbiegen wir uns oder warten wir noch ein Jahr und halten an unserem Konzept fest?“ Die Entscheidung ist nun gegen einen Pfefferkuchenmarkt in diesem Jahr gefallen.

Mit allen Konsequenzen. Da ist die große Angst der Pfefferküchler, was ohne den Umsatz werden soll, nun schon zum zweiten Mal. Schließlich backen sie jedes Jahr schon lange auch auf dieses eine Wochenende hin. Es ist das wichtigste Verkaufswochenende im Jahr, das nun wegfällt.

Daher bedankt sich der Obermeister im Namen aller Pfefferküchler bei den treuen Kunden, die auch ohne den Traditionsmarkt von weither in die Pfefferkuchenstadt kommen und die Läden nach den berühmten Pulsnitzer Spitzen in allen Variationen, nach Kirschbomben und Rietschelkuchen abklappern. Während der Meister erzählt, parkt wie auf Kommando ein Kunde mit Münchner Kennzeichen vor dem Schaufenster.

Pläne für einen Tag des Pfefferkuchens

Auch der Versand habe zugelegt, sagt Peter Kotzsch, aus seiner Erfahrung etwa um ein Drittel. Vor allem seien die Pakete, die verschickt werden, größer geworden. Aber den Markt könne das alles nicht kompensieren. Im Vorjahr seien zudem auch noch die Weihnachtsmärkte für den Verkauf weggefallen. Was diesmal werde, sei ungewiss.

Aber es gehe nicht nur um die Pfefferküchler. Der Markt sei für die gesamte Stadt wichtig, für den Handel, den Tourismus, um die Region bekannt zu machen.

So soll das Marktwochenende nicht ganz ohne ein Angebot für die Freunde des Pfefferkuchens verstreichen. Im Gespräch ist ein „Tag des Pfefferkuchens“ am ursprünglichen Marktsonntag, dem 7. November.

An dem könnte zum Rundgang zu den neun Pfefferküchlereien in der Stadt eingeladen werden, um sich mit den unterschiedlichsten Spezialitäten der Pfefferküchler einzudecken. Denn die handwerkliche Vielfalt ist ja das Einmalige in Pulsnitz. An dem Tag sollen dann auch die Geschäfte öffnen dürfen. Über die Details werde derzeit noch beraten.