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Parkdeck-Nutzer in Kamenz wütend: Schmierfinken verschandeln Autos

Graffiti-Schmierereien gibt es in Kamenz an vielen Stellen. Neuerdings machen die Schmierfinken selbst vor parkenden Autos nicht halt.

Von Ina Förster
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Unbekannte Schmierfinken haben in Kamenz in den letzten zwei Wochen wieder zugeschlagen - sie machen mittlerweile nicht mal mehr vor Autos halt, die im Parkdeck am Lessinghaus parken.
Unbekannte Schmierfinken haben in Kamenz in den letzten zwei Wochen wieder zugeschlagen - sie machen mittlerweile nicht mal mehr vor Autos halt, die im Parkdeck am Lessinghaus parken. ©  privat

Kamenz. Die 25 Euro Parkgebühr im Monat sind überschaubar und tun nicht weh. Bislang fühlte sich die Chefin eines kleinen Kamenzer Geschäftes auch sicher, wenn sie ihr Auto tagsüber auf der mittleren Etage des Parkdecks am Lessingplatz abstellte. Ihren Namen möchte sie bei Sächsische.de aber besser nicht lesen. Wer weiß, was dann folgt, meint sie.

Denn ihr Auto, ein weißer Ford, wurde am 1. Dezember 2023 mit schwarzem Stift verschandelt. Das sei kein schöner Feierabend gewesen, meint sie. Die komplette Motorhaube "zierte" ein hässliches, sinnfreies Buchstaben-Gekritzel. "Ich habe das sofort bei der Polizei angezeigt. Man sagte mir, dass ich bereits der zweite Fall in dieser Woche sei", erzählt die Gewerbetreibende.

Dass es im besagten Parkdeck oft schlimm aussieht, sei sie gewöhnt. "Immer wieder werden Wände beschmiert und leider einiges an Müll entsorgt", erzählt sie. Teilweise würden Leute dort ihren kompletten Hausmüll in den Papierkörben entsorgen. Das wiederum lasse nicht auf Jugendliche schließen - wahrscheinlich seien es andere Zeitgenossen. In den letzten Wochen habe aber auch der Vandalismus wieder sichtbar zugenommen. Nach dem Sommer würden sich augenscheinlich wieder mehr auf dem wettergeschützten Parkdeck treffen.

Dachrinnen, Hauswände, Bänke: Altstadt voller Graffiti

Aber auch sonst nehmen Graffiti in der Kamenzer Altstadt überhand. Fast überall sind sie zu finden: Kaum eine Dachrinne, Bank oder Hauswand ist ohne. Doch Polizei und Staatsanwaltschaft sind bei den Ermittlungen meist machtlos - auch im Landkreis Bautzen.

Dass es sogenannte Graffiti bereits seit über 3.000 Jahren gibt, wissen sicher die wenigsten. Ihren Anfang nahm die Kunstform im alten Ägypten. Graffiti-Writing hat sich in den letzten Jahren weltweit als Teil der urbanen Subkultur Hiphop etabliert. Manchmal gibt es auch spezielle Graffiti-Projekte in der Region, wie kürzlich in Königsbrück. Doch das, was man an den Hauswänden in vielen Städten sehen kann, hat nichts mit Kunst zu tun. Und Botschaften kommen damit meist auch nicht rüber.

Nicht nur kommunales Eigentum wie Stadtmauern oder Bänke sind oft betroffen, auch privates oder das des Stromversorgers Ewag. Stromkästen etwa scheinen die Täter magisch anzuziehen. Doch auch Straßenschilder, Skulpturen und Spielplätze werden beschmiert. Auf diese Weise wird das Stadtbild verunstaltet, und die Reinigung kostet viel Geld.

Matthias Suchy, der am Klostertor in Kamenz ein Haus besitzt, kann beispielsweise ein Lied davon singen. "Die Wut schwächt sich nach der zehnten Schmiererei nicht automatisch ab“, sagte er schon vor Jahren der Presse. Unzählige Male musste er schon die Wand neu streichen. Auch am Sandberg in Kamenz, direkt am Little Irish Pub, ist eine Stelle, die ständig beschmiert wird. Viele ärgert das.

Stadt Kamenz verurteilt Schmierereien

Die Stadt Kamenz verurteilt die Schmierereien. Auch im Parkdeck, besonders, wenn es Autos unbescholtener Bürgerinnen und Bürger betreffe, heißt es. "Wir können immer wieder nur appellieren, dass jeder aufmerksam durch unsere Stadt geht und wenn man derartige Delikte beobachtet, zumindest die Polizei informiert", so Thomas Käppler, Pressesprecher der Stadt.

Doch wie bekommt man das Problem auf dem Parkdeck in den Griff? "Dieses Gebäude wird regelmäßig durch die Kommunalen Dienste Kamenz (KDK), aber auch durch das Sachgebiet Service, Ordnung und Sicherheit kontrolliert sowie gereinigt. Aus Effektivitätsgründen kann aber nicht auf jede neue Schmiererei reagiert werden", heißt es von der Stadt. So beseitige man nach einer bestimmten Zeit die aufgelaufenen Schmierereien regelmäßig in einer größeren Aktion.

Bedauerlicherweise könnten Täter in den meisten Fällen von der Polizei nicht ermittelt werden. Sollte einer aber doch auf frischer Tat ertappt werden, werden ihm gegenüber die Kosten zur Beseitigung der Schmierereien geltend gemacht. "Oder - wie jüngst geschehen - erfolgte ein Täter-Opfer-Ausgleich mit einem Jugendlichen, der durch seinen persönlichen Arbeitseinsatz den angerichteten Schaden unter Aufsicht der KDK selbst beseitigte", teilt Käppler mit.

Wäre Videoüberwachung auf dem Parkdeck die Lösung?

Wäre eine Videoüberwachung auf dem Parkdeck die Lösung? Dies sei in der Vergangenheit schon diskutiert worden, habe sich aber zunächst als nicht so einfach lösbar erwiesen. Es entstünden Investitions- und Folgekosten. Darüber hinaus müsste die Video-Technik sehr vandalismus-sicher angebracht werden. Die relativ niedrigen Höhenverhältnisse könnten da ein Problem darstellen. "Anlassbezogen nach den jüngsten Vorkommnissen werden wir die Frage aber noch einmal aufnehmen und prüfen", heißt es aus der Stadtverwaltung.

Die Ladenbesitzerin, deren Auto beschmiert wurde, fände so eine Regelung durchaus angebracht. Sie hat in einer stundenlangen Putzaktion die hässlichen Lettern von der Motorhause abbekommen. Auf den Kosten bleibt sie aber sicher sitzen. "Und dem Lack tut so etwas ja sicherlich auch nicht gut", sagt sie.