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Wirte in der Kamenzer Region wollen jetzt durchstarten

Die Gastronomie hat sehr unter Corona-Einschränkungen gelitten. Nun ist die Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität groß - und für die nächsten Monate viel geplant.

Von Ina Förster
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Eine Wirtin und fünf Wirte aus der Kamenzer Region berichten, wie sie nach den Einschränkungen durch Corona wieder durchstarten wollen.
Eine Wirtin und fünf Wirte aus der Kamenzer Region berichten, wie sie nach den Einschränkungen durch Corona wieder durchstarten wollen. © Matthias Schumann, privat

Kamenz. Die Wirte in der Kamenzer Region freuen sich auf ein entspanntes Frühjahr und eine gute Sommersaison und hoffen, dass die Pandemie-Jahre endlich der Vergangenheit angehören. Allerdings halten noch immer steigende Corona-Fallzahlen alle in Atem. Der in Aussicht gestellte Freedom Day am 20. März war schon einmal ein Reinfall. Trotz aktuell hoher Zahlen kam die Branche aber zumindest mit der 3G-Regelung wieder langsam ins Laufen. Der Wegfall aller Regeln wäre für sie ein wichtiges Instrument, damit es weiter aufwärts geht. Sechs Wirte erzählen von ihren Plänen, wie das gelingen soll.

Harlekin Pulsnitz: Mit Musik und Kultur voraus

Bob Kreutel vom "Harlekin" Pulsnitz setzt auf verrückte Kreationen, Musik und Kultur.
Bob Kreutel vom "Harlekin" Pulsnitz setzt auf verrückte Kreationen, Musik und Kultur. © Matthias Schumann

Das „Harlekin Pulsnitz“ blieb auch über die Pandemie-Jahre immer am Ball. „Wir bewegten uns trotz allem stetig nach vorn. Wir setzten Trends auf der Eis- und Speisekarte, die unseren Gästen Freude bereiten“, sagt Chef Bob Kreutel. „Nach den düsteren zwei Jahren denken wir, dass wir dem Leben jetzt aber dringend etwas Farbe zurückgeben müssen!“ Für Ostersonntag und -montag ist deshalb etwas Besonderes geplant. Die Gäste dürfen sich auf ein bezauberndes Straßentheater freuen. Zu Gast ist ab 14 Uhr „Monsieure Chocolat“. Bereits Karfreitag musiziert Thomas Steinart mit seinem Solo-Projekt. Am 4. Juni ist dann das Duo „Grey Rock“ zu Gast.

„Wir freuen uns auf ein Stück Normalität für unsere Kunden. Endlich wieder Musik in Pulsnitz“, sagt Bob Kreutel. Das wird auch zur Fete de la Musique am 21. Juni der Fall sein. Dann spielen „Edgar & Marie“ aus Berlin. „Das alles lässt uns Mut fassen, um Vergangenes zu vergessen und nur noch nach vorn zu schauen“, lautet das Credo. „Wir haben viel Neues in den letzten Jahren dazugelernt. Und vor allem: Das Team hat zusammengehalten“, so Kreutel.

Eintracht Bernbruch: Stammgäste sind zurück

Birgit Hoya, Wirtin der Bernbrucher Gaststätte "Zur Eintracht", musste auch eine lange Durststrecke überstehen. Doch nun schaut sie hoffnungsvoll auf die nächsten Monate.
Birgit Hoya, Wirtin der Bernbrucher Gaststätte "Zur Eintracht", musste auch eine lange Durststrecke überstehen. Doch nun schaut sie hoffnungsvoll auf die nächsten Monate. © privat

Auch für Wirtin Birgit Hoya aus Kamenz hatten es die vergangenen zwei Jahre in sich. „Doch ich möchte nicht auf die Tränendrüse drücken. Wir können uns im Großen und Ganzen nicht beklagen. Es wurde uns schließlich durchaus auch geholfen“, sagt sie. Natürlich sei es nun schön, endlich wieder alle Gäste begrüßen zu dürfen – ohne Abstriche machen zu müssen. „Mit der 3G-Regelung spürte man einen deutlichen Aufwärtstrend. Auch beim À-la-carte-Essen. Und wir haben uns natürlich riesig gefreut, viele bekannte Gesichter wiederzusehen“, sagt Birgit Hoya.

Auch für Familienfeiern werde mittlerweile wieder reserviert. Ihre Gaststätte lebe zu 90 Prozent von der Ausrichtung solcher Feste. „Da brachte Corona natürlich viel Angst unter die Leute. Fast alles fiel aus. Viele scheuten sich vor einer langfristigen Planung. Das bekamen wir zu spüren“, berichtet die Wirtin. Sorgen mache ihr die Personal-Situation. „Es wird auf jeden Fall nicht leichter!“ In der Branche sei die große Umorientierung ausgebrochen. Auch die „Eintracht“ habe dies leider schon zu spüren bekommen.

Weißes Ross Königsbrück: Jubiläum wird nachgefeiert

Torsten Scholz vom "Weißen Ross" in Königsbrück möchte endlich sein 30-jähriges Jubiläum vom letzten Jahr nachfeiern. Im Via-Regia-Park startet am 2. Juli ein großes 80er-Jahre-Open-Air.
Torsten Scholz vom "Weißen Ross" in Königsbrück möchte endlich sein 30-jähriges Jubiläum vom letzten Jahr nachfeiern. Im Via-Regia-Park startet am 2. Juli ein großes 80er-Jahre-Open-Air. © Matthias Schumann

Torsten Scholz, Wirt des "Weißen Rosses" in Königsbrück, wollte im letzten Sommer eigentlich richtig groß feiern - und zwar das Jubiläum seines Gasthauses an der Hoyerswerdaer Straße 7. Das führt er seit 30 Jahren mit Erfolg. "Mittlerweile sind es nun allerdings schon 31 Jahre, Corona hat da leider alles ins Hintertreffen geführt. Aber wir holen das Jubiläum hoffentlich nun endlich nach", sagt Scholz. Am 2. Juli soll eine große 80er-Jahre-Party im Via-Regia-Park Königsbrück steigen. Mit Queen-Revival-Show und Modern Talking reloaded. Tickets dafür gibt es bereits in der Königsbrück-Info und im Gasthaus selbst. "Es wird Zeit, dass die Menschen wieder etwas Anderes sehen und hören", findet Torsten Scholz. Vor allem seinen treuen Gästen möchte er damit eine Freude bereiten.

Die Tischreservierungen in seinem Gasthaus seien in den letzten Wochen endlich wieder gestiegen. Auch Catering-Aufträge für außerhalb gebe es wieder mehr. Prekär sei allerdings wie überall in der Branche die Personal-Situation. „Es wäre super, wenn ich demnächst eine helfende Hand dazubekommen könnte. Ich bin auf der Suche“, sagt Scholz. Doch der Arbeitsmarkt sei wie ausgekehrt.

Laußnitzer Hof: Busgruppen kommen wieder

Dirk Tröger vom "Laußnitzer Hof" freut sich über steigende Reservierungen und Buchungen von Busreise-Gesellschaften bis weit in den Herbst hinein.
Dirk Tröger vom "Laußnitzer Hof" freut sich über steigende Reservierungen und Buchungen von Busreise-Gesellschaften bis weit in den Herbst hinein. © Matthias Schumann

Dirk Tröger ist Optimist. Die Corona-Pandemie hat ihn jedoch in seinen Grundfesten erschüttert. Der Wirt des "Laußnitzer Hofes" lebt außer vom normalen Restaurant-Geschäft und Familienfeiern auch von Busreise-Gesellschaften, die bei ihm einkehren - zu Konzerten, Blasmusik und bunter Unterhaltung. Dazu gibt es gutes Essen. Ein Konzept, das über Jahre ausgebaut wurde und funktioniert habe. Bis Corona kam.

"Nun müssen wir alles wieder aufbauen. Die Leute haben einfach immer noch zu viel Angst. Angst vor der Krankheit. Angst vor Stornierungen. Wir sind noch nicht ganz über den Berg", sagt er. Wieder habe er kürzlich Termine absagen müssen. "Dafür laufen die Reservierungen ab April/Mai und für den Herbst bestens", freut er sich. Einige Zusatztermine mit verschiedenen Künstlern musste Tröger schon wegen der großen Nachfrage nachbuchen. Am 30. März startet der Laußnitzer Hof mit dem „Frühlingsfest mit Katharina Herz und Sachsenkind Friedlinde“. Am 13. April geht es mit Wildecker Herzbube Wolfgang Schwalm weiter. Und der 10.,11. und 17. Mai gehören dem "Caruso der Berge", Rudy Giovannini.

Kulturmühle Bischheim: Gäste buchen anders

Kulturmüller Jens Reuter freut sich auf die kommenden Monate und mehr Normalität.
Kulturmüller Jens Reuter freut sich auf die kommenden Monate und mehr Normalität. © Matthias Schumann

Auch Kulturmüller Jens Reuter sieht Licht am Horizont. Doch noch seien die Gäste verhalten mit Reservierungen. „Wir sind eine reine Veranstaltungsgastronomie und leben nicht von Tagesgästen, sondern von verkauften Tickets für Konzerte, Kabarett, Travestie und anderes.“ Hier habe Corona tiefe Wunden gerissen. Man müsse sich an ein völlig verändertes Buchungsverhalten der Gäste gewöhnen. Waren vor der Pandemie Events meistens schon Monate im Voraus ausgebucht, so würden heute manchmal erst einen Tag vorher Kartenwünsche reinkommen.

„Aber wir sind optimistisch, dass mit steigenden Temperaturen und hoffentlich endlich sinkenden Inzidenzen wieder mehr Normalität einzieht“, sagt Reuter. Noch bis Juni laufen Veranstaltungen in der Mühle, die nächste bereits am Sonnabend, den 26. März, mit Marga Bach "Bevor du fragst: Nein!" und am 2. April "Starke Frauen dürfen alles!". Am 2. Juli gibt es ein Open Air mit „Hans die Geige“. Der Sommer gehört dann traditionell den Hochzeiten. „Geheiratet wird immer, da konnten wir auch letztes Jahr nicht klagen“, sagt der Kulturmüller. Sein Team blieb ihm ebenfalls treu. „Wir arbeiten ohnehin nur mit Pauschalkräften, sind aber froh, dass alle zur Stange gehalten haben.“

Schützenhaus Pulsnitz: Viele neue Ideen

Schützenhaus-Chef Dirk Busch schaut optimistisch in die Zukunft. Die Corona-Jahre haben ihm und seinem Team aber einiges gelehrt.
Schützenhaus-Chef Dirk Busch schaut optimistisch in die Zukunft. Die Corona-Jahre haben ihm und seinem Team aber einiges gelehrt. © Matthias Schumann

„Zurückblickend werden die letzten Jahre als ‚anni horribiles‘- die schrecklichen Jahre- in unsere Firmengeschichte eingehen“, sagt Dirk Busch, Wirt des Pulsnitzer Schützenhauses. Das Team hatte 2019 gerade einen umfangreichen Küchenumbau hinter sich und war dabei, weiter in den Pensionsbereich zu investieren. Der Lockdown im März 2020 machte alle Pläne zunichte. „Innerhalb kürzester Zeit änderte sich der betriebliche Fokus von Zukunftsplanung auf Sicherstellung des Fortbestandes“, erinnert sich Busch. Als klar wurde, dass die Pandemie nicht in ein paar Monaten vorbei sein würde, habe man einen Abholservice eingerichtet und das gemacht, was seit Übernahme des Schützenhauses permanent dazugehörte – es wurde gebaut und instandgesetzt!

„Für 2022 hoffen wir trotz neuer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen, wenigstens zu großen Teilen wieder an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen zu können“, sagen Dirk und Gerd Busch. Sohn und Vater haben einiges vor. Ab 31. März dürfen sich die Gäste zum Beispiel auf selbst gebraute „Original Pulsnitzer Schützenbiere“ freuen. Und Ostersonntag steigt die erste Party mit dem DJ-Duo "Gestört aber geil".