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Neu auf dem Markt: Keramik-Zuckertüten aus Königsbrück

Amy Gerstenberger hat gerade ihr erstes Lehrjahr in der Töpferei Frommhold in Königsbrück absolviert - und dort jetzt eine besondere Aufgabe.

Von Heike Garten
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Ihr macht die Arbeit in der Töpferei Frommhold in Königsbrück Spaß: Amy Gerstenberger hat das erste Lehrjahr beendet und arbeitet aktuell an ganz besonderen Stücken.
Ihr macht die Arbeit in der Töpferei Frommhold in Königsbrück Spaß: Amy Gerstenberger hat das erste Lehrjahr beendet und arbeitet aktuell an ganz besonderen Stücken. © Matthias Schumann

Königsbrück. Sicher und mit jeder Menge Fingerspitzengefühl führt Amy Gerstenberger den Pinsel über den getrockneten Ton. Langsam malt sie ein großes A, der erste Buchstabe im Alphabet, der auch für ABC-Schützen steht. Daneben kommen eine kleine Blüte und vielleicht noch eine Zahl. Der Kreativität der jungen Frau sind keine Grenzen gesetzt. Und sie bemalt ein wirklich ungewöhnliches Töpfergefäß: eine Zuckertüte aus Keramik. Es ist ein Unikat, das erstmals und jetzt vor dem Beginn des neuen Schuljahres in der Töpferei Frommhold in Königsbrück hergestellt wird.

Und Amy Gerstenberger ist für die Bemalung und die Dekoration zuständig – obwohl oder gerade weil sie die Jüngste im Team der Töpferei ist. Die Steinaerin hat gerade ihr erstes Lehrjahr zur Industriekeramikerin und Dekorationstechnikerin beendet. „Ich töpfere also nicht, sondern bemale die Keramik“, erklärt sie.

Zwei Tage Probearbeit überzeugten junge Frau vom Beruf

Schon in der Schulzeit war für Amy Gerstenberger klar, dass sie beruflich einmal etwas Kreatives machen will. „Etwas mit den Händen, auf keinen Fall nur am Computer sitzen“, sagt sie. Mit ihrer Mutter schaute sie im Internet, was es da für Möglichkeiten gibt und stieß auf die Töpferei Frommhold. Chef Jens Frommhold hatte eine entsprechende Lehrstelle ausgeschrieben.

Die junge Frau bewarb sich per E-Mail, und noch am gleichen Tag bekam sie die Einladung zum Bewerbungsgespräch und zum Probearbeiten. Zwei Tage schaute sie sich in der Töpferei um, probierte auch das Bemalen von Keramikgegenständen. „Da merkte ich, dass das genau das Richtige für mich ist“, blickt sie heute zurück.

Am 1. September 2022 startete Amy Gerstenberger die Ausbildung. Diese besteht aus Praxis in der Töpferei sowie theoretischem Unterricht, der sechsmal im Jahr für jeweils zwei Wochen in der Berufsschule in Meißen stattfindet.

„Es macht mir Spaß, ich komme jeden Tag mit guter Laune auf die Arbeit“, sagt sie. Es sei zwar eine Umstellung gewesen, jeden Morgen kurz vor 5 Uhr aufzustehen, aber inzwischen habe sie sich daran gewöhnt. Auch die Arbeit im Team gefällt ihr, der offene Umgang und die Hinweise und Ratschläge, die sie vom Chef und den anderen Mitarbeitern bekommt. Vor allem mit ihrer Ausbilderin Marion Richter arbeitet die junge Frau eng zusammen.

Jede Keramik-Zuckertüte wird durch Bemalung zum Unikat

Im ersten Ausbildungsjahr lernte Amy Gerstenberger schon die unterschiedlichen Techniken, die eine Dekorationsmalerin im Bereich der Keramik kennen muss: Stempeltechnik, Pinselkunde oder auch Formgebung. Denn nicht nur mit dem Pinsel kann und muss sie umgehen, sondern auch aus Tonteilchen kleine Figuren mit der Hand formen. Ein Beispiel ist eine Vogeltränke, die in der Töpferei hergestellt wird. Auf dem Rand sitzen kleine Vögelchen aus Ton – und diese hat Amy Gerstenberger gefertigt.

Aktuell liegen auf ihrem Arbeitstisch ganz besondere Keramiken – eben besagte Zuckertüten. Die kleinen Tüten aus Ton sind etwa 20 Zentimeter groß und haben einen oberen Durchmesser von zehn Zentimeter. Gefertigt werden sie von einem Töpfer auf seiner Töpferscheibe. Wenn der Ton getrocknet ist, gelangen sie zu Amy Gerstenberger. Dann ist ihre Kreativität gefragt. Mit Pinsel und Farbe malt sie Zahlen, Buchstaben, Autos, Blumen oder einfach nur Kringel auf die Zuckertüte.

„Jedes Stück ist ein Unikat, es gibt keine Vorlagen, ich denke mir alles selber aus und bemale jede Tüte individuell“, sagt die Auszubildende. Die Zuckertüten für Jungs haben eine blaue Spitze, die für Mädchen ein rote. Nach dem Bemalen wird das Gefäß noch glasiert und dann gebrannt. Zum Schluss wird die obligatorische Tüllhaube befestigt, und fertig ist das besondere Geschenk zum Schulanfang und kann von Eltern, Omas und Freunden mit Süßigkeiten, kleinen Schulutensilien oder anderem gefüllt werden.

Zuckertüte aus Ton ist später als Blumenampel nutzbar

Doch was wird aus den Keramikzuckertüten, wenn sie geleert sind und der ABC-Schütze schon ein wenig lesen und schreiben kann? Auch dafür hatte Jens Frommhold eine Idee, auch um den Gedanken der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. In den oberen Rand der Tüte werden schon vor dem Brennen zwei Löcher gestochen. Wenn das Gefäß dann leer ist, kann dort ein dünnes Seil durchgefädelt und die Zuckertüte als Blumenampel verwendet werden – vielleicht im Zimmer des Kindes als Erinnerung an den Schulanfang.

Für Amy Gerstenberger wird das sicher nicht das letzte besondere Produkt sein, das sie in der Töpferei mit entwickelt. Noch warten zwei Lehrjahre auf die junge Frau. Sie kann sich vorstellen, auch danach bei Jens Frommhold zu arbeiten, denn sie hat ihren Traumberuf gefunden – Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes.