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Jägermeister investiert Millionen in Kamenz

Der weltbekannte Kräuterlikör-Hersteller Jägermeister erweitert sein sächsisches Werk um ein riesiges Fasslager. Im November geht es los.

Von Torsten Hilscher
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Das "Jägermeister"-Werk in Kamenz.
Das "Jägermeister"-Werk in Kamenz. © Archivfoto: René Plaul

Kamenz. "Jägermeister" bleibt seinem Standort Kamenz treu und investiert kräftig. Neuestes Projekt ist ein großes Fasslager, wie eine Firmensprecherin saechsische.de auf Anfrage bestätigte. "Bei dem Fasslager handelt es sich um einen Neubau. Der offizielle Spatenstich ist im November. Die Fertigstellung ist für das erste Halbjahr 2025 geplant", so die Sprecherin weiter.

Die "Mast-Jägermeister SE", so der vollstände Name, investiere einen mehrstelligen Millionenbetrag in das Bauvorhaben. "Das neue Fasslager bietet Platz für bis zu 200 Fässer", informierte sie, "der Jägermeister-Grundstoff lagert hier mehrere Monate in Eichenfässern, bis das Elixier zum fertigen Jägermeister ausgemischt und in 153 Länder exportiert wird."

Erst kürzlich hatte der Konzern in Kamenz eine neue Verpackungsmaschine für Kleinstflaschen in Betrieb genommen. Dort laufen pro Stunde rund 40.000 sogenannte Mini-Meister übers Band. Diese Größe ist besonders in der Party- und Laubenpieper-Szene beliebt. Auch für die Kamenzer Bereiche Technik, Lagerlogistik und IT wird weiter regelmäßig Geld in die Hand genommen.

Große Freude im Kamenzer Rathaus

Besondere Freude über das anhaltende Engagement herrscht im Rathaus der Lessingstadt. Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) sagte auf Anfrage zu den angekündigten Plänen: "Wir verstehen das als Vertrauensbeweis und als Wertschätzung des Vorstandes und der Eigentümerfamilie in den nun gerade in der jüngsten Vergangenheit gewachsenen Wirtschaftsstandort."

Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz.
Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz. ©  Archivfoto: Kristin Richter

Er verwies auf die Anfänge der Firma vor mehr als 25 Jahren vor Ort: "Das Unternehmen ,Jägermeister' gehörte zu den ersten, die aus den damals alten Bundesländern kamen, um in unserer Stadt zu investieren. Viele Kamenzer erinnern sich noch heute daran, dass besonders Herr Mast, der damalige Vorstand der Jägermeister SE, mit Begeisterung für Investitionen in den damals neuen Ländern, besonders in Kamenz eingetreten ist. Es war ihm eine Herzensangelegenheit." Dass nun zum wiederholten Male in einer bedeutenden Größenordnung in den Standort Kamenz investiert werde, freue ihn besonders, so Dantz.

Unternehmen produziert seit 1996 am Standort

Das weltweit agierende Unternehmen produziert seit Mai 1996 in Kamenz. Die Firma siedelte sich damals aber nicht nur im Gewerbegebiet vor den Toren der Stadt - am Ochsenberg - an, sondern erwarb parallel Immobilien in der Stadt, darunter für seine Führungskräfte eine Villa am Hutberg unterhalb der Hutbergbühne. Von dem Haus hat sich das Unternehmen allerdings inzwischen wieder getrennt.

Allein bis 2016 investierte das Familienunternehmen mit Sitz in Wolfenbüttel rund 54 Millionen Euro in den sächsischen Standort. Bis Ende 2014 zum Beispiel wurde Kamenz um ein modernes Eichenholzfasslager mit einem Gesamtvolumen von rund 200.000 Litern erweitert. Dutzende weitere großformatige Fässer für die Grundstoffreifung folgten. "2015 exportierte das Werk über 60 Prozent der insgesamt 48 Millionen abgefüllten Flaschen ins Ausland – hauptsächlich in Richtung Osteuropa, Italien und Spanien", heißt es aus dem Unternehmen.

Jägermeister wurde 1878 als Minifirma gegründet

Die Gründung von "Jägermeister" geht auf das Jahr 1878 zurück - als Minifirma. Heute arbeiten weltweit rund 1.000 Frauen und Männer für die Firma, in Kamenz sind es aktuell 63. Im Jahr 2022 setzte "Jägermeister" 121 Millionen Flaschen der 0,7-Liter-Größe ab.

Übrigens: Es gibt Jobs im Kamenzer Werk. Gesucht werden laut westdeutscher Firmenzentrale derzeit Mitarbeitende für die Herstellung und Abfüllung sowie Fachkräfte für Lagerlogistik. Zum 1. August kommenden Jahres biete Jägermeister zudem einen Ausbildungsplatz als Maschinen- und Anlagenführer an.

Kamenzer Werk ist auch bei Architekturfans beliebt

Schon gewusst? Das Kamenzer Likörwerk ist auch bei Architekturfans beliebt. Der Bau des Architekten- und Planungsbüros plp aus Braunschweig erhielt zum Beispiel gleich nach der Eröffnung 1996 eine Anerkennung als Vorbildlicher Gewerbebau 1996 der West Hyp-Stiftung. Ebenso eine Anerkennung beim Architekturpreis 1996 des Neuen Sächsischen Kunstvereins sowie eine Anerkennung beim Holzbaupreis 1998 der Neuen Bundesländer der Arbeitsgemeinschaft Holz.

Grund ist die gewagte wie clevere und luftige Konstruktion in Holzständerbauweise. Immer wieder zieht es darum Architekturklassen großer Universitäten nach Kamenz. Das Jägermeister-Werk und seine Erweiterungen gelten trotz ihrer Größe als vorbildlich in die Landschaft eingepasste Gewerbebauten.