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Pulsnitzer Backofenhersteller hat neuen Eigentümer

Nach der Insolvenz der Wachtel GmbH hat nun eine neue Firma den Standort Pulsnitz übernommen. So soll es dort weitergehen.

Von Heike Garten
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Ronny Krüger (l.) und Mario Kluge arbeiten bei der Wachtel ABT GmbH in Pulsnitz. Sie freuen sich, dass die Produktion am Standort fortgesetzt wird.
Ronny Krüger (l.) und Mario Kluge arbeiten bei der Wachtel ABT GmbH in Pulsnitz. Sie freuen sich, dass die Produktion am Standort fortgesetzt wird. © Wachtel ABT

Pulsnitz. Die Unsicherheit unter den Mitarbeitern der Firma Wachtel GmbH in Pulsnitz war groß, nachdem der Backofenbauer mit Hauptsitz in Hilden bei Düsseldorf Anfang Dezember 2022 Insolvenz angemeldet hatte. Das Insolvenzverfahren läuft aktuell noch, aber für die Belegschaft gibt es jetzt eine Perspektive. Grundstück und Produktionsanlagen gehören nun dem neu gegründeten Unternehmen Wachtel ABT GmbH. Sächsische.de sprach mit dessen Geschäftsführer Carlos Sanz darüber, wie es am Standort Pulsnitz weitergeht.

Herr Sanz, warum wurde für die Firma Wachtel GmbH ein Insolvenzverfahren eröffnet?

Wir sind nicht Rechtsnachfolger der Wachtel GmbH. Aus diesem Grund kann ich auch nichts zu den Gründen der Insolvenz sagen Die Wiesheu-Gruppe hat die Liegenschaft in Pulsnitz sowie Teile des Anlage- und Umlaufvermögens der Wachtel GmbH in Hilden übernommen. Wir haben die Wachtel ABT GmbH neu gegründet und Pulsnitz als Firmensitz festgelegt. Dort wird produziert, Entwicklung, Verwaltung, Vertrieb und Marketing befinden sich in Hilden.

Carlos Sanz ist Geschäftsführer der Wachtel ABT GmbH in Pulsnitz.
Carlos Sanz ist Geschäftsführer der Wachtel ABT GmbH in Pulsnitz. © Wachtel ABT

Was hat die Wiesheu-Gruppe bewogen, den Pulsnitzer Standort zu kaufen und eine neue Firma zu gründen – auch mit Wachtel im Firmennamen?

Wachtel ist als Premium-Marke im Bäckerhandwerk seit 100 Jahren verwurzelt. Die Produkte und die Zielgruppen von Wachtel und Wiesheu ergänzen sich ideal. Beide Unternehmen können Synergien bei Einkauf und Entwicklung nutzen.

Wie fanden Sie die Situation im Unternehmen vor, bei den Mitarbeitern in Pulsnitz wie auch in Hilden?

Die Beschäftigten waren aufgrund der Situation in Hilden zu großen Teilen demotiviert und perspektivlos. In Pulsnitz habe ich die Situation anders wahrgenommen, da mit der Gründung der Wachtel ABT GmbH mit Sitz in Pulsnitz klar war, dass der Standort eine langfristige Perspektive hat.

Blick in die Fertigungshalle der Wachtel ABT in Pulsnitz.
Blick in die Fertigungshalle der Wachtel ABT in Pulsnitz. © Wachtel ABT

Das heißt, die Mitarbeiter in Pulsnitz wurden übernommen? Gab es Entlassungen?

Ja, dies war leider notwendig, da es die Situation nicht zugelassen hat, allen Mitarbeitern bei der Wachtel ABT einen Arbeitsvertrag anzubieten. Dies betrifft aber nicht den Standort Pulsnitz. Dort waren zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages 60 Arbeitskräfte beschäftigt, diese Zahl ist geblieben.

Insgesamt waren bei der Wachtel GmbH 260 Mitarbeiter beschäftigt, gegenwärtig sind es 130. Es ist uns gelungen, zehn ehemalige Mitarbeiter, die selbst gekündigt hatten oder denen gekündigt wurde, für die Tätigkeit bei der Wachtel ABT wieder zu gewinnen. Das ist ein Vertrauensvorschuss, der mich persönlich und das Unternehmen sehr freut.

Was hat sich seit der Übernahme verändert?

Ich habe nach der Gründung sehr viele Gespräche mit Mitarbeitern in Pulsnitz und Hilden geführt und erlebt, dass es die Menschen sind, die Wachtel ausmachen. Sie alle sind stolz, bei dem Unternehmen zu arbeiten, das ist ein großer Schatz. Die Beschäftigten gehen nicht mehr mit hängenden Köpfen durch das Unternehmen, sondern ich erlebe geradezu eine Aufbruchstimmung.

Die Firma Wachtel ABT gehört zu den größten Unternehmen in der Pulsnitzer Region.
Die Firma Wachtel ABT gehört zu den größten Unternehmen in der Pulsnitzer Region. © Wachtel ABT

Wie gestalten Sie selbst die Zusammenarbeit, da Sie ja größtenteils von Hilden aus arbeiten?

Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe, wissen um die Kompetenz des anderen. Ich suche die Gespräche, zudem steht meine Tür immer für alle offen. Die Führungskräfte und ich pflegen eine offene Kommunikation, die Widerspruch erwartet und zulässt.

Das sagt aber nichts konkret zum Standort in Pulsnitz...?

Für den Produktionsstandort in Pulsnitz ist ein Betriebsleiter verantwortlich, der immer vor Ort ist. Mit ihm stehe ich in engem Kontakt. Ich selbst versuche, regelmäßig in Pulsnitz zu sein. Das ist wichtig, um die Arbeit und Stimmung in der Produktion mitzubekommen, aber auch, um für die Beschäftigten als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.

Gibt es schon weitere Zukunftspläne für den Pulsnitzer Standort?

Der Standort Pulsnitz ist auf einem hohen technologischen Niveau. Mit der Verlagerung der Produktion komplett nach Pulsnitz ist der Standort an der Kapazitätsgrenze. Das Versandlager wird wegen fehlender Flächen gegenwärtig von unserem Logistikdienstleister betrieben.

Ich gehe davon aus, dass es in Pulsnitz eine Erweiterung, also eine Investition geben wird. Wir werden noch in diesem Jahr dazu eine Entscheidung treffen. Läuft alles nach Plan, könnte diese Ende des Jahres fallen. Verwaltung und Kundencenter bleiben in Hilden.