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Wo rechnen die Mittelsachsen den Feuerwehreinsatz in der Gohrischheide ab?

Wer bestellt, zahlt. So einfach ist das im Fall des Großbrandes Ende Juni wohl nicht. Die Gemeinde Zeithain wäre pleite. Trotzdem tragen die Beteiligten auch aus Mittelsachsen schon mal Kosten zusammen.

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Beim Brand in der Gohrischheide im Juni sind auch 83 Feuerwehrleute und diverse Löschtechnik aus dem Landkreis Mittelsachsen zum Einsatz gekommen. Jetzt steht die Frage: Wer zahlt für die Einsätze?
Beim Brand in der Gohrischheide im Juni sind auch 83 Feuerwehrleute und diverse Löschtechnik aus dem Landkreis Mittelsachsen zum Einsatz gekommen. Jetzt steht die Frage: Wer zahlt für die Einsätze? © Sebastian Schultz

Mittelsachsen. Mehr als 13 Millionen Euro Schaden sind bei dem mehr als eine Woche dauernden Waldbrand in der Gohrischheide bei Zeithain Ende Juni entstanden. Hunderte Feuerwehrleute aus Kommunen aus dem Kreis Meißen, aber auch aus Mittelsachsen waren bei dieser Waldbrand-Katastrophe, wie sie Zeithains Bürgermeister Mirko Pollmer (parteilos) inzwischen bezeichnet hat, im Einsatz.

Was dieses Großaufgebot auch von weiteren Helfern wie Technischem Hilfswerk (THW) oder eines gepanzerten Spezialschleppers insgesamt gekostet hat, darüber gibt es noch keine Angaben.

Und trotzdem steht für den Zeithainer Stadtchef fest: „Wenn wir allein auf den Kosten sitzenbleiben, ist die Gemeinde faktisch pleite.“ Pollmer hatte darum gebeten, dass der Katastrophenfall ausgerufen wird. Aber passiert ist das nicht. Andernfalls wäre der Freistaat Sachsen für die Hilfseinsätze aufgekommen, ohne große Diskussion.

83 Feuerwehrleute aus Mittelsachsen im Einsatz

Aus dem Landkreis Mittelsachsen sind über ein Amtshilfeersuchen des Nachbarlandkreises Meißen zunächst 45 Feuerwehrleute in die Gohrischheide aufgebrochen. „Am 29. Juni gab es einen Tausch der Einsatzkräfte“, so Kreissprecher André Kaiser. Weitere drei Tage hätten dann 38 Kameraden bei dieser Brandbekämpfung zur Verfügung gestanden.

Zu den Kosten könne Kaiser noch gar nichts sagen. Geplant sei, so bestätigte er aber, die Auslagen der Gemeinde Zeithain in Rechnung zu stellen. Denn: „Die Zuständigkeit für die Waldbrandbekämpfung und deren Finanzierung liegt in Sachsen grundsätzlich bei den Gemeinden.“ Darauf hatte auch Sachsenforst-Pressesprecher Renke Coordes auf Anfrage von Sächsische.de verwiesen.

Das Gebiet, in dem es gebrannt hatte, wird von Sachsenforst bewirtschaftet. Im aktuellen Fall hatte der Forst die Löscharbeiten mit Ortskenntnis und dem aus Nordrhein-Westfalen kommenden Spezialschlepper unterstützt. Diese Technik hatte Sachsenforst organisiert und finanziert.

Blessuren am Leisniger Einsatzfahrzeug

Die Stadt Leisnig ist noch unschlüssig, wohin sie die Rechnung für den Einsatz beim Großbrand schicken soll, gibt Uwe Dietrich vom Ordnungsamt zu. Laut Einsatzbericht der Feuerwehr Leisnig hatte diese zunächst drei Kameraden der Ortsfeuerwehr Bockelwitz samt Tanklöschfahrzeug und zur Ablösung nochmals vier Männer der Feuerwehr Leisnig in die Gohrischheide entsandt.

„Wir hatten Wasser für den Löschzug ,Retten‘ zur Verfügung zu stellen, mussten Glutnester suchen und bekämpfen und waren in einem Abschnitt für die Bewässerung des Brandschutzstreifens zuständig“, berichten die Leisniger Feuerwehrleute nach ihrer Rückkehr. Für sie war es einer der größten und umfangreichsten Löscheinsätze.

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„Auch das Löschfahrzeug hat ein paar Blessuren abbekommen“, sagt Uwe Dietrich. Die Reparaturen seien mittlerweile veranlasst. Die Kosten dafür würden dann höchstwahrscheinlich in der Gesamtrechnung mit aufgemacht. Diese dürfte nach ersten Schätzungen noch im vierstelligen Bereich liegen. „Wem wir die schicken sollen, dazu haben wir das Landratsamt gefragt, aber noch keine Antwort erhalten“, so der Mann vom Ordnungsamt.

Rechnungen werden unterschiedlich ausfallen

Die Stadt Döbeln wird die Rechnung nach aktuellem Stand ans Landratsamt schicken, das die Kräfte bei den Ortswehren angefordert hatte. „Von der Feuerwehr Döbeln ist ein Kamerad im Einsatz gewesen“, sagt Stadtsprecher Thomas Mettcher.

Die Rechnungen für den Einsatz in der Gohrischheide werden sehr unterschiedlich sein. Sie hängen unter anderem davon ab, welche Feuerwehrleute in ihrer Freizeit oder während ihrer Arbeitszeit im Einsatz waren. Unabhängig davon zahlen manche Gemeinden ihren Kameraden eine Aufwandsentschädigung pro Einsatz.

Glaubitz, ein Nachbarort von Zeithain, macht das nicht, Zeithain dagegen schon. Außerdem gibt es verschiedene Regelungen zwischen den Kommunen, was Rechnungen für Fahrzeuge und Geräte betrifft. Einige verzichten darauf. Andere nicht.

„Zeithain kann ja nichts dafür“

Der Glaubitzer Bürgermeister Lutz Thiemig geht davon aus, dass der Freistaat die kompletten Einsatzkosten für den Brand in der Gohrischheide übernimmt. „Die Gemeinde Zeithain kann ja nichts dafür, dass dieses Waldgebiet munitionsbelastet ist und nicht richtig gelöscht werden kann“, sagt er. Zudem gehöre die Heide größtenteils dem Sachsenforst. Und der ist ein Unternehmen des Freistaates.

Die Pressestellen des sächsischen Innenministeriums und des Landratsamtes Meißen haben unterdessen unabhängig voneinander bestätigt, dass es inzwischen erste Gespräche des Ministeriums mit dem Zeithainer Bürgermeister gegeben hat. Im Mittelpunkt der Gespräche habe die Kostenübernahme durch das Land gestanden.

Möglicherweise wird der Einsatz im Juni 2022 nicht der letzte von mittelsächsischen Feuerwehrleuten in der Gohrischheide gewesen sein. „Kilometerlang verbrannter Wald“, beschreibt Zeithains Rathauschef, was er nach den Löscharbeiten gesehen hat. „Die Bäume sind verloren.“ Irgendwann würde sicherlich wieder etwas wachsen. Aber dann vor allem Gras. „Das ist die Lunte für das nächste Feuer“, befürchtet Mirko Pollmer.