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Keine Angst vor der Spende

Am Beruflichen Gymnasium werden Stammzellenspender geworben. Viele wollen helfen, damit Blutkrebs besiegt wird.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. DKMS, diese vier Buchstaben klingen für viele wie eine fremde Sprache – bis sie vielleicht selbst Zugang zur Deutschen Knochenmarkspende finden. Emilia vom Großenhainer Berufsschulzentrum ging es so: Ein Familienmitglied erkrankte an Blutkrebs und war auf eine Stammzellenspende angewiesen. Jetzt registriert Emilia mit ihren Mitschülern potenzielle Spender aus dem BSZ. 74 werden es am Ende dieses Aktionstages sein. Auch 212 Euro Geldspenden kommen bei dem Projekt der zwölften Klassen zusammen.

„Es war eine Anregung der beruflichen Gymnasiasten, diesen Aktionstag zu organisieren“, sagt Ethiklehrerin Andrea Rösner. In ihrem Unterricht behandelte sie das Thema Organspenden. Daraufhin kam zum zweiten Mal die Kooperation mit der DKMS-Gesellschaft zustande. Schon 2015 hatte der damalige Schüler Benjamin Gärtner aus Ebersbach eine groß angelegte Typisierung in der Schule organisiert, eine sogenannte Patientenaktion, wie Nicole Ruf von der Deutschen Spenderdatei berichtet. Für eine todkranke Vierjährige wurde damals lebensrettende Hilfe gesucht.

Registrierung ist ganz einfach

Nun können Großenhainer Berufsschüler – angehende Erzieher, Sozialassistenten, Altenpfleger und weitere Gymnasiasten – wieder helfen. Nach einem Vortrag über die Wirkung einer Stammzellenspende bei Blutkrebs schreiten sie zur Tat. Nachdem sie alle Ausschlusskriterien einer Spende abhaken können, muss mit drei Wattestäbchen Speichel aus dem Mundraum abgestrichen werden. Parallel dazu wird ein Fragebogen ausgefüllt. Die Gewebeproben werden ins Labor nach Dresden geschickt. Dann zeigt sich, ob zehn Merkmale mit einem Blutkrebspatienten übereinstimmen. Weltweit. „Leukämie kann geheilt werden, deshalb ist diese Spendersuche so wichtig“, sagen Jonas Musiol und Michelle Karst. Die beiden gehören zum 13-köpfigen Schülerteam, das heute die Fäden in der Hand hält. Mehrere Wochen haben die Schüler die Aktion vorbereitet, haben zum Anreiz auch einen Kuchenbasar bzw. weitere Info-Stationen organisiert. Da wird zum Beispiel dargestellt, wie die Organspende von den wichtigsten Religionen beurteilt wird. Oder was ein Hirntod ist, wie eine Organspende abläuft. Dafür sind Jörg Marquard von den Maltestern sowie der Neurologe Dr. Drengel vor Ort. Marquard hat selbst eine Spenderniere. Auch diese beiden Gäste loben die Großenhainer Organisatoren: „So wird gut für das Thema sensibilisiert und Aufklärung betrieben“, sagen sie.

Gerüchte widerlegt

Denn zur Stammzellenspende gäbe es noch genügend Gerüchte. Zum Beispiel dass das Knochenmark im Rücken entnommen werde und der Spender davon querschnittsgelähmt werden könnte. „Das stimmt natürlich nicht, Knochenmark wird mit einer Punktionsnadel aus dem Beckenkamm entnommen“, so Nicole Ruf von der DKMS. Oder die Stammzellen kommen aus dem Blut. Bei erster Variante ist der Spender allerdings sechs Tage arbeitsunfähig, gibt eine ausliegende Broschüre Auskunft. „Wir führen solche Registrierungen auch in Universitäten und Firmen durch“, sagt Ruf. Ziel ist es auch, den potenziellen Spendern die Angst zu nehmen. Lehrerin Andrea Rösner ist jedenfalls total stolz, dass das auch in Großenhain gelang.