Priestewitz. Einer der Urväter des Priestewitzer Gemeinderates verlässt dieses Gremium. Als sich im Wende-Herbst 1989 die Freie Bürgergemeinschaft formierte, war Manfred Apitz mit dabei.
„Fast 30 Jahre lang habe ich die Kommunalpolitik in Priestewitz mitgeschrieben“, sagt der 66-jährige Bauingenieur. „Jetzt sollte man den Jüngeren eine Chance geben.“ Neben ihm treten auch Matthias Löscher und Katrin Schubert nicht wieder an.
Bereits im vergangenen Jahr war Tina Goldbach ausgeschieden, weil sie weggezogen ist. An ihre Stelle rückte mit Hans-Ulrich Rätz der Trainer der Männerelf des SV Traktor Priestewitz.
Ansonsten haben sich 13 der bisherigen Gemeinderäte erneut von ihrer Partei oder Gruppierung aufstellen lassen. Ob sie wiedergewählt werden, ist nicht sicher. Denn von Politikverdrossenheit kann in der Gemeinde Priestewitz keine Rede sein.
Für fast alle Fraktionen gilt, dass es mehr Kandidaten als bei der letzten Kommunalwahl 2014 gibt. Für den SV Traktor Priestewitz treten am 26. Mai 19 Bewerber an. Vor fünf Jahren waren es 17. Die CDU schickt elf statt bisher neun Leute in den Wahlkampf.
Auch die Bürgerliste Priestewitz Ost, für die Thomas Uebigau und Gernot Dehnert bisher im Gemeinderat sitzen, hat mit vier Kandidaten einen mehr als 2014. Lediglich die Freie Bürgergemeinschaft verbucht mit 13 Kandidaten einen weniger als noch vor fünf Jahren.
Und wie in fast allen Kommunen des Landkreises Meißen kann die AfD auch in Priestewitz mindestens einen Kandidaten benennen. In diesem Fall ist es mit Annerose Hospotka aus Nauleis eine Kandidatin.
Interessant ist der Fakt, dass es bereits jetzt einen AfD-Sympathisanten im Priestewitzer Gemeinderat gibt. Es ist Adolf Noppes. Der Vorsitzende und Spitzenkandidat des SV Traktor Priestewitz tritt am gleichen Tag als Parteiloser für die Alternative für Deutschland bei der Kreistagswahl an.
Wie Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel war auch er bisher DSU-Mitglied. Beide trauen aber dieser Partei nicht den erneuten Einzug in den Meißner Kreistag zu und kandidieren für die AfD, mit der es mehr konservative Schnittpunkte als mit der CDU gebe, so Noppes.
Gleichzeitig betont er aber, dass derartiges Parteien-Gerangel im Priestewitzer Gemeinderat bisher keine Rolle gespielt habe. „Es ging immer nur um die Entwicklung der Gemeinde“, sagt Noppes. „Und das sollte auch so bleiben.“ Auch die CDU-Leute hätten sich immer daran gehalten. Selbes erhofft sich Noppes auch von der AfD-Kandidatin, falls sie in den Gemeinderat gewählt werden sollte.
Große Hoffnung macht er ihr aber nicht. Denn sie sei in der Gemeinde kaum bekannt. Und gerade das sei auf dem Lande umso wichtiger. Wesentlich mehr Chancen räumt er dagegen Mathias Anderssohn vom SV Traktor ein, obwohl der dreifache Familienvater ein „Zuggezogener“ sei. „Aber er hat sich als Elternratsvorsitzender und Initiator des Kindergarten-Anbaus in Priestewitz einen Namen gemacht“, sagt Noppes. „Das ist es, was zählt, und nicht das Parteibuch.“
Für die Gemeinderatsfraktion der CDU hat sich auch ein prominentes Gesicht aufstellen lassen. Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer steht als Letzter auf der Kandidatenliste der hiesigen Christdemokraten. „Ich möchte keinem der gestandenen CDU-Gemeinderäte den Platz wegnehmen. Deshalb habe ich mich hinten eingereiht“, sagt Fischer. Wenn er gewählt würde, würde er auch das Ehrenamt antreten. „Sonst wäre die Bewerbung unehrlich.“
Alt-Bürgermeister Ernst-Georg Rendke habe ihn zur Kandidatur ermuntert. „Es schadet überhaupt nicht, wenn man als Landtagsabgeordneter Bodenhaftung hat“, habe Rendke ihm gesagt. „Da habe ich natürlich die Hacken zusammengeschlagen“, sagt Fischer lächelnd.
Allerdings habe seine Kandidatur auch einen ernsten Grund. „Der Gedanke, dass Parteien aus kommunalen Parlamenten verschwinden, erfüllt mich mit großer Sorge“, sagt er. „Denn Parteien brauchen regionale Wurzeln, um Kompetenzen zu bilden.“
Egal ob mit oder ohne Parteien, die Priestewitzer Bürgermeisterin Manuela Gajewi sagt: „Ich habe die Zusammenarbeit in unserem Gemeinderat bisher immer als sehr angenehm empfunden. Gott sei Dank gab es hier kein Parteiendenken.“