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Kippt Tempo 30 am Waldschlößchen?

Dresdner debattieren beim Jubiläumstreffen an der Brücke über das jüngste Gerichtsurteil - und Chancen für eine Skaterbahn.

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© SZ/Peter Hilbert

Von Peter Hilbert

Die Tempo-30-Begrenzung an der Waldschlößchenbrücke könnte jetzt fallen. Das schätzt CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns ein. Er und andere Dresdner diskutierten am Sonntagvormittag am Aussichtspunkt vor der neuen Elbquerung. Dorthin hatte die SZ zum dritten Jubiläum der Brückeneröffnung eingeladen.

SZ-Redakteur Peter Hilbert debattierte mit Besuchern über Details des Brückenbaus. So können viele nicht verstehen, warum die Brücke so gebaut ist, dass die Fußgängertreppen im Winter immer wieder gesperrt werden müssen.
SZ-Redakteur Peter Hilbert debattierte mit Besuchern über Details des Brückenbaus. So können viele nicht verstehen, warum die Brücke so gebaut ist, dass die Fußgängertreppen im Winter immer wieder gesperrt werden müssen. © SZ/Philipp Eller
Architekt Henry Ripke vor seiner Waldschlößchenbrücke mit dem markanten Bogen. Mit seinem Entwurf hatte er versucht, einen Kompromiss zwischen den Altstädter Sandsteinbogenbrücken und dem Blauen Wunder mit seinem oben liegenden umgekehrten Bogen zu schaff
Architekt Henry Ripke vor seiner Waldschlößchenbrücke mit dem markanten Bogen. Mit seinem Entwurf hatte er versucht, einen Kompromiss zwischen den Altstädter Sandsteinbogenbrücken und dem Blauen Wunder mit seinem oben liegenden umgekehrten Bogen zu schaff © SZ/Peter Hilbert
Bäckermeister Jürgen Otte von der Waldschlößchenstraße hat zum Brückenjubiläum eine besondere Torte gebacken. Nach dem Anschnitt ließen sich die Besucher das Gebäck schmecken.
Bäckermeister Jürgen Otte von der Waldschlößchenstraße hat zum Brückenjubiläum eine besondere Torte gebacken. Nach dem Anschnitt ließen sich die Besucher das Gebäck schmecken. © SZ/Peter Hilbert

Brauns als hauptberuflicher Richter und Mitinitiator der Bürgerinitiative „Pro Waldschlößchenbrücke“ erläuterte mögliche Konsequenzen des kürzlichen Urteils des Bundesverwaltungsgerichts (BVG). Das hatte festgelegt, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung nach der strengen EU-Richtlinie für Flora-Fauna-Habitate (FFH) nachgeholt werden muss. Genau das hatte zuvor der EU-Gerichtshof empfohlen.

Mit überprüft werden müssen also auch die Schutzvorkehrungen für Fledermäuse, darunter die berühmte kleine Hufeisennase. Wegen ihr war die Brücke zu Deutschlands berühmtester Tempo-30-Zone geworden, die mit Hightech-Blitzer ausgestattet ist. Das Limit gilt von April bis Oktober. Gesichtet wurde noch keins dieser nachtaktiven Tiere. Wenn sich keine Gefährdung herausstellt, könnte die Begrenzung fallen.

Fachleute arbeiten im Auftrag der Stadt bereits an den Untersuchungen für die entsprechenden Gutachten. Die Ergebnisse müssen der Landesdirektion vorgelegt werden. Sie hat dann festzulegen, welche Änderungen es an der Baugenehmigung gibt. Stadtrat Brauns rechnet mit weiteren Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe durch den Brückenbau.

Der Berliner Architekt Henry Ripke, der die Waldschlößchenbrücke geplant hatte, war auch beim Treffen dabei. Dort verwies er zudem auf andere Möglichkeiten zum Schutz von Fledermäusen oder Vögeln. So könnten doch Fledermauskästen oder ähnliche Anlagen angebracht werden. Dafür gebe es zahlreiche Möglichkeiten. Einen Abriss der Brücke, über den nach dem BVG-Urteil debattiert wurde, hält Ripke für unwahrscheinlich. Bereits bei der Verhandlung hatte Richter Wolfgang Bier das als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Das Gericht hatte zudem klargestellt, dass eine weitere Nutzung und somit auch eine Sperrung der Brücke überhaupt nicht Gegenstand des Verfahrens gewesen sei.

Besucher hakten bei Ripke nach, was er vom Vorschlag eine Freizeitanlage mit Skaterbahn, Basketballplatz und BMX-Anlage unter der Brücke hält. Den hatten die Neustädter Architekten Benjamin Grill und Hendrik Neumann kürzlich vorgelegt. Der Brückenplaner hatte zwar noch nie etwas davon gehört. „Das ist eine Super-Idee“, reagierte der 55-jährige Experte aber spontan. Ideen zur Belebung solcher Flächen finde er immer gut. Allerdings sieht Ripke erhebliche Probleme im FFH-Gebiet. „Das wird an den naturschutzrechtlichen Festlegungen scheitern“, befürchtet er. Die Stadt prüft derzeit den Vorschlag noch.