Görlitz
Merken

Görlitzer Kirche ist Dorfkirche des Monats

Ein Förderverein aus Berlin kürte die Auferstehungskirche in Weinhübel jetzt dazu. Und fördert zugleich deren Sanierung. Die geht 2020 weiter.

Von Sebastian Beutler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Altar der Kirche in Görlitz-Weinhübel soll nächstes Jahr saniert werden.
Der Altar der Kirche in Görlitz-Weinhübel soll nächstes Jahr saniert werden. © nikolaischmidt.de

Sie ist etwas Besonderes: Die evangelische Auferstehungskirche im Görlitzer Stadtteil Weinhübel. Eine Dorfkirche mitten in der heutigen Stadt.

Das hat  jetzt auch der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg erkannt und die Kirche im Süden von Görlitz zur ersten Dorfkirche des Monats im Jahr 2020 bestimmt. Der Förderkreis wählt seit vielen Jahren jeden Monat eine Dorfkirche in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg/schlesische Oberlausitz (Ekbo)aus, um entweder auf deren schlechten Zustand und damit hohen Sanierungsbedarf oder auch auf eine erfolgreiche Erhaltung hinzuweisen. Görlitz gehört zur Berliner Landeskirche.

Dass die Wahl auf Weinhübel fiel, ist einer Mischung aus beidem geschuldet. Denn grundsätzlich ist der Feldsteinbau aus dem 14. Jahrhundert, der zu den ältesten Dorfkirchen der Oberlausitz zählt, in sehr gutem Zustand. Um die Sanierung wichtiger Ausstattungsgegenstände kümmert sich die Gemeinde jedoch seit Jahren.

Pfarrer Ulrich Wollstadt schaut sich den schwebenden Taufengel an, dessen Sanierung bereits in vollem Gange ist. 
Pfarrer Ulrich Wollstadt schaut sich den schwebenden Taufengel an, dessen Sanierung bereits in vollem Gange ist.  © nikolaischmidt.de

Constanze Herrmann freut sich ungemein über die Nachricht aus Berlin. Sie ist Mitglied des Gemeindekirchenrates, arbeitet im Bauausschuss mit und weiß am besten über alles Historische in den Kirchen ihrer Gemeinde Bescheid.  Das ist nicht überraschend, denn die freiberuflich arbeitende Diplomingenieurin hat  vor knapp drei Jahren auch eine wissenschaftliche Arbeit über das Physikalische Kabinett von Gersdorf im Museum Barockhaus Neißstraße vorgelegt. In der Kirchgemeinde engagierte sie sich auch bei der Sanierung des alten Pfarrhauses in Tauchritz und der anschließenden Einrichtung der Dauerausstellung. 

Und sie hat auch einen Anteil an der aktuellen Würdigung. Denn vor mehr als einem Jahr kündigte sich der Förderkreis zu einer Kirchenbesichtigung in Weinhübel an. Constanze Herrmann führte die Mitglieder durch die Kirche. "Da habe ich schon gemerkt, dass sie sich besprachen und austauschten", erinnert sie sich gegenüber der SZ.

Die Überraschung: Der Förderkreis beteiligte sich mit einer Spende an der Restaurierung des schwebenden Taufengels, der in der Gemeinde sehr beliebt ist. "Sie ist jetzt schon sehr fortgeschritten", berichtet Constanze Herrmann und wird in diesem Jahr abgeschlossen. Und dann kam Ende des vorigen Jahres auch noch die Nachricht, dass der Förderkreis die Weinhübler Kirche zur Dorfkirche im Monat Januar kürte.

Die Aufmerksamkeit tut der Kirche, die am südöstlichen Stadtrand von Görlitz steht, gut, findet auch Pfarrer Ulrich Wollstadt. Schrittweise gelingt es der Gemeinde immer wieder, wichtige Ausstattungsgegenstände zu restaurieren. Denn das Besondere der Kirche ist nicht nur ihr Alter, sondern auch ihre barocke Ausstattung, die vom Ende des 17. Jahrhunderts herrührt. So wurde die Kanzel der Kirche, die auf 1700 datiert wird,  im Jahr 2018 restauriert. In diesem Frühjahr soll der schwebende Taufengel von 1788 fertiggestellt werden. Und schließlich plant die Gemeinde, zu der auch die Kirchbauten in Tauchritz, Kunnerwitz und Jauernick gehören,  noch die Restaurierung von Altar und Altarraum im Jahr 2022. Der Altar entstand zwischen 1683 und 1693. 

Die Kanzel (im Hintergrund) ist bereits wiederhergestellt worden. 
Die Kanzel (im Hintergrund) ist bereits wiederhergestellt worden.  © nikolaischmidt.de

Ursprünglich gehörte die Kirche zu Leschwitz, das seit 1874 mit Posottendorf, das am gegenüberliegenden Ufer der Neiße liegt, eine gemeinsame Gemeinde bildete. Seitdem die Neiße 1945 zur deutsch-polnischen Grenze erklärt wurde, liegt Posottendorf, das heutige Lasowice, am polnischen Ufer, Leschwitz, das seit dem Dritten Reich Weinhübel heißt, auf dem deutschen Ufer. 1949 wurde Weinhübel nach Görlitz eingemeindet. Von der Brücke über die Neiße, die beide Orte verband, stehen nur noch die Uferaufleger.

Der Verein "Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg" (FAK) fördert seit seiner Gründung 1990 die Erhaltung und Instandsetzung von Kirchenbauten. Er ist kirchlich unabhängig und denkmalpflegerisch orientiert. In Brandenburg sowie im sächsischen Teil der Ekbo gibt es rund 1.400 Dorfkirchen. Da die Gemeinden kleiner werden, gestaltet es sich für viele von ihnen immer schwieriger, die Kirchen zu erhalten. 

Wenn die Weinhübler ihren Altar restauriert werden haben, ist an einer solch alten Kirche bestimmt das nächste zu tun. Und sei es der stehende Taufengel. Denn die Gemeinde verfügt über zwei dieser Figuren. Der stehende ist sogar noch ein bisschen älter als der schwebende und wird auch auf Ende des 17. Jahrhunderts datiert. Constanze Herrmann jedenfalls wird auch dann wieder, wie die ganze Gemeinde, mithelfen. Denn sie sagt: "Es ist an uns, die Kirchen zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben."

Mehr Nachrichten aus Görlitz lesen Sie hier

Mehr Nachrichten aus Niesky lesen Sie hier