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Kleingärtner kämpfen gegen Lkw-Trasse

Eine neue Straße soll Laster von der Autobahn auf die Meißner Straße lenken. Doch sie führt direkt durch eine Kleingartenanlage.

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Von Peter Redlich/Tobias Winzer

Kaditz. Der Vorsitzende der Kaditzer Kleingartensparte „An der Eiche“, Gerhard Aurich, zeigt auf den beschaulichen Schotterweg, der mitten durch die Anlage an der Rankestraße führt. Links und rechts werden Hecken geschnitten. Auf einem Sprelacart-Tisch bietet ein Gärtner Früchte der Saison zum Kauf an. „Hier soll die Straße einmal langgehen“, sagt der 66-Jährige. „Das wäre das Aus für die Kleingartenanlage.“

Hinter den Bauplänen steht das sogenannte Lkw-Führungskonzept der Stadt Radebeul. Damit sollen die Radebeuler Ortsteile Serkowitz, Fürstenhain und Kötzschenbroda vom Schwerlastverkehr entlastet werden. Nach Angaben der Radebeuler Verwaltung nutzen derzeit bis zu 3 000 Laster täglich die Abkürzung zwischen der Autobahn-Anschlussstelle Dresden-Neustadt und der Meißner Straße. Sie donnern über die Kötzschenbroder Straße, anstatt östlich der Autobahn über die Peschelstraße auf die Meißner Straße zu fahren – und werden so zur Belastung für Anwohner.

Radebeul will deshalb eine neue Straße bauen. Sie würde eine Direktverbindung zwischen Kötzschenbroder Straße und Meißner Straße westlich der Autobahn schaffen. Die Emilienstraße müsste dafür verlängert werden. Sie endet bislang an der Kleingartensparte „An der Eiche“. Von den Bauplänen wären außerdem drei weitere Kleingartenvereine und insgesamt rund 500 Gärten bedroht. Sollten die Pläne Wirklichkeit werden, müssten sie verschwinden oder wären eingekesselt zwischen Autobahn und neuer Lkw-Trasse. Kaum einer würde sich dann noch für einen Garten in der Anlage interessieren.

Druckmittel Elbepark-Klage?

Bauen kann Radebeul die Straße jedoch nicht allein. Weil sie auf der Grenze zu Dresden verläuft, braucht sie das Okay der Landeshauptstadt. Nach Angaben des Radebeuler Baubürgermeisters Jörg Müller (parteilos) soll der Dresdner Stadtrat im Herbst über die Straße entscheiden. Das Rathaus will das nicht bestätigen. „Die Stadt prüft derzeit mögliche Trassenführungen und wird die Ergebnisse dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen“, sagte Sprecherin Nora Jantzen. Einen konkreten Termin gebe es dafür noch nicht.

Gerhard Aurich von der Kleingartensparte „An der Eiche“ kennt die Pläne seit den 90er-Jahren. „Das kommt immer intervallmäßig“, sagt er. Vor zwei Jahren habe Dresden noch erklärt, dass sie sich mit der Variante nicht beschäftige. Aurich vermutet, dass nun ein politischer Deal den Bau forciere.

Das Druckmittel Radebeuls ist ein Klageverfahren gegen den Ausbau des Elbeparkes. Vor der Erweiterung der Ladenflächen im vergangenen Jahr, hätte die Nachbargemeinde Radebeul angehört werden müssen. Das ist nur unzureichend geschehen. Die Klage wegen dieser Verletzung der Vorschriften liegt derzeit beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen.

Sollte das Gericht der Klage stattgeben, wäre der Bebauungsplan für den Elbepark nicht gültig. Die längst eröffnete Ladenstraße müsste im drastischsten Fall zurückgebaut werden. Radebeuls Stadtführung lässt jetzt durchblicken, dass man sich im Elbepark-Verfahren einigen könnte – vorausgesetzt, es geht bei der geplanten Verlängerung der Emilienstraße voran.

Auch der Besitzer des Elbeparks, Kurt Krieger, hat ein Interesse, dass die Straße gebaut wird. Er sei an einer Lösung interessiert. „Wir hätten ja von der Straße auch was“, sagt der Unternehmer. Freitags und sonnabends kreiseln bis zu 50 000 Autos um die Parkplätze im Elbepark. Laster an den Zufahrten sind da nur hinderlich.

Brief an Oberbürgermeisterin

Kleingarten-Chef Aurich bezweifelt, dass die neue Straße wirklich nötig ist. „Die Umgehungsstraßen existieren doch bereits“, sagt er. Aurich setzt sich deshalb dafür ein, dass die Kötzschenbroder Straße für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt wird. „Für die Anlieger könnte man Ausnahmen festlegen“, sagt Aurich. Über den Stadtverband der Dresdner Kleingärten hat er die Oberbürgermeisterin angeschrieben. Jetzt wartet er auf eine Antwort, wie es mit den Gärten weitergeht.