SZ + Feuilleton
Merken

"Wir sind am Ende Opfer unserer eigenen Taten"

ARD-Wettermoderator Sven Plöger prophezeit in seiner Dresdner Rede lange Dürren in Mitteleuropa – falls sich nichts ändert.

Von Karin Großmann
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sven Plöger spannt in seiner Dresdner Rede den Bogen von den Pfützen vor der Haustür bis zur großen Politik.
Sven Plöger spannt in seiner Dresdner Rede den Bogen von den Pfützen vor der Haustür bis zur großen Politik. © Jürgen Lösel

Dresden. Man muss sich das vorstellen wie beim Backen, sagt Sven Plöger. Gießt man Milch aufs Mehl, bleibt die Milch obenauf. So ist das mit dem Regen der vergangenen Wochen. Er dringt nicht ein. Der Boden ist viel zu trocken. Man braucht kein passionierter Kuchenbäcker zu sein, um den Vergleich zu verstehen. Das ist ein besonderes Talent des ARD-Wettermoderators Sven Plöger: Er kann komplexe Zusammenhänge auf anschauliche Weise begreifbar machen. Das tut er mit Leidenschaft, Humor und Überzeugungskraft – selbst vor einem leeren Saal. Das Dresdner Schauspielhaus öffnet erst Anfang Juni wieder. Wer sich angesichts von Hitzerekorden und Überschwemmungen fragt: Ist das noch Wetter oder schon Klima?, der erhält einige schlüssige Antworten.

„Man muss Wetter und Klima voneinander trennen“, sagt Plöger: Wetter ist das, was der Einzelne an einem konkreten Ort wahrnimmt, was er täglich auf der Haut spüren kann. Klima ist die Statistik des Wetters. Da wird weltweit gemessen, gezählt, verglichen, und das über mindestens drei Jahrzehnte. Dann erst lassen sich Trends erkennen. Und es zeigt sich, wie doch eins mit dem anderen zusammenhängt. Wenn sich das Klima extrem verändert, gibt es auch extreme Veränderungen beim Wetter. Plöger beschreibt es mit ausgreifenden Bewegungen, als stünde er vor der Weltkarte. Da ist die Arktis. Durch die Erderwärmung weicht das Eis zurück, gibt dunklere Oberflächen frei, die sich viel stärker mit Sonnenenergie aufladen. Der Temperaturunterschied zwischen Pol und Äquator wird geringer, er muss weniger ausgeglichen werden durch Wind. Ohne Wind aber bleiben die Hochs und Tiefs, wo sie sind. Dann regnet es an einem Ort wochenlang – oder gar nicht. „Falls in der Klimapolitik nichts passiert, werden in der Mitte Europas zehnjährige Dürren zum Normalfall“, prophezeit der Experte.

Ihre Angebote werden geladen...