Bautzen
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Königliches Rendezvous

An diesem Mittwoch beginnt der Bautzener Orgelsommer – mit einem bemerkenswerten Doppelkonzert.

Von Miriam Schönbach
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Michael Vetter (Foto) und Friedemann Böhme proben für das Doppelkonzert zum Auftakt des Bautzener Orgelsommers an diesem Mittwoch.
Michael Vetter (Foto) und Friedemann Böhme proben für das Doppelkonzert zum Auftakt des Bautzener Orgelsommers an diesem Mittwoch. © Steffen Unger

Bautzen. Der Bautzener Domkantor Friedemann Böhme greift nach den Kopfhörern an seiner Kohl-Orgel. Schweigend lauscht er in sich hinein. „Ich warte, bis mein Kollege an seinem Platz ist“, sagt er. Währenddessen spurtet Michael Vetter auf die evangelische Seite des Doms St. Petri an seine Eule-Orgel. Der Kirchenmusiker setzt sich auch die Kopfhörer auf. Kurz stimmen sich die beiden Organisten ab, wie sie das Stück „Rondeau“ auf ihren Orgeln anlegen wollen. Die Kirche füllt sich mit Klang.

Die Übungsstunde dient Michael Vetter und Friedemann Böhme zur Vorbereitung des ersten Konzerts innerhalb des zweiten Bautzener Orgelsommers. Erneut hat der evangelische Domkantor für die kommenden Monate ein Programm mit 13 – zum Teil außergewöhnlichen – Konzerten zusammengestellt. Eine solche Besonderheit ist auch das Doppelorgelkonzert an diesem Mittwoch zum Auftakt der Reihe.

Die letzten Töne verklingen. „Soll ich so bleiben, soll ich die Trompete noch dazunehmen“, fragt Friedemann Böhme. Die Antwort erhält er über den Kopfhörer. Die beiden Organisten einigen sich, dass sie ab Takt 57 noch einmal das perfekte Zusammenspiel üben. Schließlich müssen sie die Akustik des gigantischen Kirchenschiffs überwinden. Beim Konzert, rät Friedemann Böhme, sollen sich die Zuschauer am besten zwischen die beiden Orgeln setzen.

Michael Vetter und Friedemann Böhme (Foto) proben für das Doppelkonzert zum Auftakt des Bautzener Orgelsommers an diesem Mittwoch.
Michael Vetter und Friedemann Böhme (Foto) proben für das Doppelkonzert zum Auftakt des Bautzener Orgelsommers an diesem Mittwoch. © Steffen Unger

Der Bautzener Orgelsommer richtet sich an Einheimische und Touristen. „Viele Menschen sind glücklich, wenn sie abends durch die Stadt laufen und bemerken, dass der Dom offen ist und sie dann sogar ein Orgelkonzert bekommen“, sagt Michael Vetter. Mit dem Orgelsommer geht es ihm auch darum, ein Angebot für die Allgemeinheit zu schaffen. Schließlich wurden die Kirche wie auch die Orgeln durch öffentliche Gelder restauriert.

Die Konzerte des Bautzener Orgelsommers erklingen bis 28. August immer mittwochs um 19.30 Uhr im Dom. Nach dem Doppelkonzert mit seinem Kollegen aus Bautzen hat Michael Vetter Organisten aus ganz Deutschland und Österreich zum Musizieren an der Eule-Orgel eingeladen. So ist am 19. Juni Roman Emilius aus Regensburg zu Gast. Eine Woche später gastiert der Frauenkirchenorganist Samuel Kummer aus Dresden im Dom. Aus Wien reist Matthias Krampe am 3. Juli an. Komplett machen den Konzertreigen Organisten aus Ratzeburg, Nürnberg, Erfurt, Coburg und Oldenburg. Die Auswahl für die Konzerte mit Orgel fiel Kirchenmusikdirektor Michael Vetter nicht schwer. „Alle fühlen sich mit Bautzen verbunden, manchmal nur über eine kleine Geschichte. Sie bringen zudem einen Auszug der Orgelliteratur mit, die sich für unser Instrument besonders gut eignet“, sagt der Bautzener. So werden Werke von Reger, Mendelssohn Bartholdy, Buxtehude, Pachelbel, Bach und Liszt zu hören sein. Neben dem Konzert für zwei Orgeln wird es am 10. Juli ein Programm mit allen vier Orgeln im Dom geben. Michael Vetter spielt sie selbstverständlich nacheinander. Am 21. August hat sich der evangelische Domkantor erneut das Orchester des Sorbischen National-Ensembles eingeladen. Beim letzten Konzert am 28. August wird es dann amerikanisch. Sopranistin Adriana Repetto trifft dabei auf Jeffrey Mead an der Eule-Orgel. Beide Musiker kommen aus Boston.

Stummfilm-Musik zum Abschluss

Zu Ende geht der Orgelsommer mit Live-Orgelmusik zu Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilmklassiker „Nosferatu“. „Ich schaue mir vorher den Film an und versuche, ein Gefühl für die Szenen zu bekommen. Diese Grundstimmung unterstütze ich beim Improvisieren mit Musik“, sagt Michael Vetter. Dieser schaurig-schöne Abend findet anders als die anderen Konzerte am Freitag, dem 30. August, statt. „Nosferatu“ erzählt die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs aus den Karpaten, der sich in die schöne Ellen verliebt. Die Geschichte geht nicht so gut aus.

Doch dieser Abend beim Bautzener Orgelsommer ist noch Zukunftsmusik. Für die Eröffnung mit dem Orgeldoppel dagegen proben Friedemann Böhme und Michael Vetter noch weiter. Noch einmal erklingen die letzten Takte des Stücks „A Verse“ von Nicholas Carlston. Der Engländer hat es eigentlich für Cembalos komponiert. „Das ist Wahnsinnsmusik“ sagt der katholische Domkantor und lässt die Musik noch ein bisschen nachklingen, bevor er über Kopfhörer weitere Abstimmungen zum Konzertabend mit Michael Vetter trifft.

web Weitere Informationen über den Bautzener Orgelsommer unter www.kirchenbezirk-bautzen.de