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Kommt das „Modivchen“ aus Kötitz?

Ein Apfelkenner sucht nach Hinweisen auf eine besondere Sorte. Viele Leser haben sich gemeldet.

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© Repro: SZ

Von Stefan Lehmann

Altkreis Riesa. Die Suche nach dem „Modivchen“ bewegt die SZ-Leser: Nachdem Apfel-Experte Holger Niese über die Sächsische Zeitung nach Hinweisen auf die alte Apfelsorte „Modivchen“ suchte, hat die Redaktion zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Die bestätigen weitgehend die Vermutung des Apfelkenners aus Bobersen, der Baum sei überwiegend in einem Gürtel südlich von Riesa verbreitet – aber offenbar nicht nur.

So berichtet ein Leser aus dem Hirschsteiner Ortsteil Böhla von einem Baum mit Früchten, auf die die Beschreibung zutreffe. „Der Baum ist weit über 100 Jahre alt – und die Früchte schmecken wirklich hervorragend!“ Eine andere Leserin aus Treben bei Staucha vermutet, dass es sich bei dem alten Baum in ihrem Garten ebenfalls um einen „Modivchen“-Baum handeln könnte. „Der alles einnehmende Geruch, das Aussehen der Äpfel, das alles kommt hin.“

Woher der Baum aber kommt und wie lange er steht, das könne sie auch nicht sagen. Etwas genauer weiß es eine Leserin aus Grubnitz. „Mein Vater hat das Grundstück 1950 gekauft und einen Zweig gepfropft.“ Der trage nun alle zwei Jahre Früchte.

Martin Thiele aus Riesa schreibt derweil: „Beim ersten Anblick des Fotos fiel mir sofort die Sorte Gelbe Leipziger Renette und der Name Würzner ein. Bis vor 1939 schwärmten meine Vorfahren von der Gelben Leipziger Renette.“ Der Baum allerdings sei dem langen, strengen Winter 1940/41 zum Opfer gefallen. „Der Apfel, ein regelrechter Durstlöscher, war flach, sehr saftig und immer gleichmäßig groß. Die Früchte hingen immer einzeln und gleichmäßig über den ganzen Baum verteilt, waren nicht lange haltbar. Der Baum stand in Ermendorf. Reich tragend war er nicht.“ Thiele hat auch eine Idee, woher der Baum ursprünglich kam: „Wahrscheinlich stammt diese Sorte von einem Herrn Würzner aus Kötitz bei Meißen, der mit meinen Vorfahren viel verkehrte. Er befuhr mit einem Dreirad-Lieferwagen die Orte rings um Großdobritz.“

Dass das „Modivchen“ anderswo unter einem anderen Namen bekannt sein könnte, ist laut Holger Niese zumindest denkbar. Gerade deshalb sei es wichtig, auch die Früchte anzuschauen. Ende September will der Apfelkenner deshalb in der Gartensparte in Bobersen eine Apfelbestimmung starten. „Die Leute können dann mit den Früchten herkommen und die Sorte benennen lassen.“ Dabei gehe es natürlich nicht allein um das „Modivchen“. Gut möglich, dass so manche andere alte Sorte in den Gärten der Umgebung steht.