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Kommt die Strecke Bautzen - Hoyerswerda wieder?

Vor 20 Jahren wurde die Zugverbindung eingestellt. Jetzt soll sie neu belebt werden. Ein Projekt mit vielen Fragezeichen.

Von Tilo Berger
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Hält hier jemals wieder ein Zug? Der ehemalige Bahnhof hat schon bessere Zeiten gesehen.
Hält hier jemals wieder ein Zug? Der ehemalige Bahnhof hat schon bessere Zeiten gesehen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Ende dieser Woche tritt der neue Fahrplan in Kraft. Er bringt für Reisende entlang der Bahnstrecken zwischen Dresden und Görlitz, Zittau sowie Kamenz zahlreiche Änderungen und neue Abfahrtszeiten mit sich. Eines bringt er nicht: neue Bahnverbindungen. Aber was nicht ist, kann ja irgendwann werden. Hans-Jürgen Pfeiffer denkt da an eine ganz bestimmte Strecke: zwischen Bautzen und Hoyerswerda. „Die Strecke ist zum Neubau angemeldet“, sagte Pfeiffer als Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) jetzt auf einem Zukunftsforum in Bautzen. Gleich im nächsten Satz trat er aber auf die Euphoriebremse: „Wir reden da über Zeiträume von mindestens zehn Jahren.“

Wenn überhaupt. Denn die Strecke müsste komplett neu gebaut werden. Auf den alten Gleisen rollte im Mai 1999 zum letzten Mal ein Personenzug. Damals hatte der Zvon die Strecke mangels Fahrgästen abbestellt. Kein Wunder, brauchte der Zug zwischen beiden Städten doch mehr als eine Stunde. Das lag am maroden Gleisbett. Auf mehreren Kilometern konnte der Zug nur im Schritttempo rollen. 2001 fuhr auch der letzte Güterzug. Im Jahr darauf legte das Eisenbahn-Bundesamt die Strecke still, seitdem wurden nach und nach die Schienen und Bahnübergänge abgebaut. Die alten Bahnhofsgebäude wurden verkauft, das in Königswartha zum Beispiel ist heute ein Wohnhaus.

ICE-Verbindungen nach Osten fehlen

Vor einem Jahr kam der Neubau einer Bahnstrecke Bautzen – Hoyerswerda erstmals ins Gespräch. Die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ brütete über ihrem Abschlussbericht, wie den deutschen Kohlerevieren beim Strukturwandel weg von fossilen Energieträgern hin zu neuen Wirtschaftszweigen zu helfen sei. In dem 336 Seiten starken Papier landeten Projekte wie die Elektrifizierung der Strecken Dresden – Görlitz und Cottbus – Görlitz, der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Berlin und Görlitz sowie die Schaffung einer ICE-Verbindung zwischen Dresden, Bautzen, Breslau und Kiew. 

Außerdem empfahl die Kommission den Lückenschluss im Gleisnetz zwischen Seifhennersdorf und dem tschechischen Rumburk, neue Personenzüge von Dresden über Kamenz nach Hoyerswerda sowie den Wiederaufbau der Verbindung Bautzen – Hoyerswerda. Einige dieser Projekte finden sich inzwischen im Entwurf eines Strukturstärkungsgesetzes für die Kohleregionen wieder. Einige, aber eben nicht alle. Es fehlen die ICE-Verbindung nach Osten, der Lückenschluss bei Seifhennersdorf – und der Neubau Bautzen – Hoyerswerda. 

Dem sächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium erscheinen ebenfalls andere Strecken wichtiger, geht aus einer Auskunft von Pressereferentin Kathleen Brühl hervor: „Eine Anmeldung der genannten Bahnstrecke für ein anderes Bundesprogramm erfolgte für die in weiten Teilen abgebaute beziehungsweise überbaute Strecke ebenfalls nicht.“

Doch erst am vergangenen Freitag teilte die Deutsche Bahn AG mit, dass sie alte Bahnstrecken wieder in Betrieb nehmen möchte. Zvon-Geschäftsführer Pfeiffer ist mit seiner Hoffnung auf neue Züge zwischen Bautzen und Hoyerswerda nicht allein. Anja Schmotz, die stellvertretende Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn Mitteldeutschland, fände diesen Neubau „sinnvoll, denn eine Regionalbahn könnte die Strecke zum Beispiel in rund 30 Minuten zurücklegen, während Busse über eine Stunde Fahrtzeit benötigen. Eigentlich unfassbar, dass man zwischen zwei so großen Städten derzeit nur die Straße als Verkehrsverbindung hat.“

Busverbindung wird gut angenommen

Die Buslinie 103 schuf der Zvon vor zwanzig Jahren als Ersatz für die weggefallenen Züge. Die Linie wird sehr gut angenommen, dem Verkehrsverbund zufolge steigen jeden Tag durchschnittlich fast 700 Fahrgäste ein. Der Vorteil dieser Verbindung: Die Busse halten unterwegs auch in kleinsten Ortsteilen: Der Nachteil: Dadurch sind sie länger als eine Stunde unterwegs. Deshalb gehört Bautzen – Hoyerswerda für den Zvon auch zu den nächsten Kandidaten für sogenannte Plus-Busse, die ohne viel Unterwegshalte größere Orte miteinander verbinden. Die ersten Plus-Busse im Landkreis Bautzen starten mit dem neuen Fahrplan ab kommendem Wochenende. Die Linie 103 rangiert für den Zvon in der Kategorie „schrittweise später“.

Königswarthas Bürgermeister Swen Nowotny (CDU) sähe das Geld besser im Ausbau der ortsnahen Busverbindung angelegt statt im Wiederaufbau der siedlungsfernen Bahnstrecke. Bevor dafür jemals ein Bagger in die Erde beißen könnte, wären erst noch einige Hürden zu nehmen. Die wohl größte: das aufwendige Planungsverfahren.

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