Politik
Merken

Organisierte Kriminalität nimmt zu

Die illegal erbeuteten Vermögenswerte sind um mehr als die Hälfte angewachsen. Vor allem Rauschgiftbanden sind zunehmend gewaltbereit.

 0 Min.
Teilen
Folgen
Zollbeamte durchsuchen während einer Razzia in Hamburg ein Fahrzeug.
Zollbeamte durchsuchen während einer Razzia in Hamburg ein Fahrzeug. © Bodo Marks/dpa (Symbolbild)

Bandenkriminalität in Deutschland richtet immer größeren Schaden an. Das geht aus dem "Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2020" hervor, den das Bundeskriminalamt (BKA) am Montag in Wiesbaden veröffentlichte. Die erbeuteten Vermögenswerte waren demnach deutlich höher als im Vorjahr und auch die Gewaltbereitschaft wächst.

Die Behörden führten nach eigenen Angaben 2020 fast 600 Ermittlungsverfahren durch. Durch ihre kriminellen Machenschaften erlangten die Täter laut BKA Vermögenswerte von über einer Milliarde Euro. Das waren 58 Prozent mehr als 2019. Auch der wirtschaftliche Schaden, der durch organisierte Kriminalität (OK) verursacht wurde, wuchs um 4 Prozent auf 837 Millionen Euro. "Diese Zahlen zeigen die enormen Gewinnmöglichkeiten und zugleich den wesentlichen Anreiz der OK-Gruppierungen für ihre Taten auf", heißt es in dem Lagebild.

Die Anzahl der Tatverdächtigen ist 2020 leicht gesunken auf rund 6.500 Personen. Der Großteil der Gruppen bestand aus bis zu zehn Tatverdächtigen, fast ein Drittel aus bis zu 50 Tatverdächtigen. Die größte Gruppierung umfasste 158 Personen.

40 Prozent der Banden handeln mit Drogen

Vor allem im Bereich der organisierten Rauschgiftkriminalität sehen die Ermittler eine Zunahme bewaffneter Tatverdächtiger. "Dies lässt den Schluss zu, dass OK-Gruppierungen zunehmend bereit sind, Einschüchterungshandlungen vorzunehmen beziehungsweise Gewalt anzuwenden", heißt es in dem Lagebericht. Die Gewalt richte sich gegen verfeindete Gruppen, aber auch gegen Aussteiger oder Ermittler.

40 Prozent der Banden handeln dem Lagebild zufolge mit Betäubungsmitteln. In etwa ebenso vielen Fällen wurde Geldwäsche betrieben, um die Herkunft der Vermögenswerte zu verschleiern. Ein weiteres Hauptdelikt ist Betrug. Ein Großteil der Banden agiert international, was die Ermittlungen erschwert. Ein weiteres Problem ist verschlüsselte Kommunikation.

Das Lagebild gibt laut BKA "in bisher nicht dagewesenem Ausmaß Einblicke in die Strukturen und Arbeitsweisen der organisierten Rauschgiftkriminalität und ihrer Begleitkriminalität sowie in die Strukturen und Zusammenarbeitsformen der Organisierten Kriminalität insgesamt".

"Der Druck auf die Organisierte Kriminalität ist in Deutschland heute so hoch wie nie", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) laut Mitteilung. "Kriminalität darf sich für niemanden lohnen. Wir dulden keine rechtsfreien Räume, weder analog noch digital." (dpa)