SZ + Dresden
Merken

Pädophiler aus Dresden vergeht sich nach Haft wieder an Kindern

Ein verurteilter Pädophiler hat nach seiner Haft wieder Kontakt zu Jungen gesucht und gefunden. Sein Fall zeigt, wie leicht das sein kann.

Von Alexander Schneider
 3 Min.
Teilen
Folgen
Ein vorbestrafter Pädophiler (hier mit seinem Verteidiger Reinhard Röthig) hat zu seinem Prozessauftakt vor dem Landgericht Dresden gestanden, er sei nach seiner Haft nicht stark genug gewesen. Er soll sich wieder an einem Jungen vergangen haben.
Ein vorbestrafter Pädophiler (hier mit seinem Verteidiger Reinhard Röthig) hat zu seinem Prozessauftakt vor dem Landgericht Dresden gestanden, er sei nach seiner Haft nicht stark genug gewesen. Er soll sich wieder an einem Jungen vergangen haben. © Foto: Alexander Schneider

Dresden. Ein 56-jähriger Dresdner steht seit Donnerstag wieder vor einer Jugendschutzkammer des Landgerichts Dresden. Im März 2014 wurde er dort wegen mehrfachen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Seit er 2019 aus der Haft entlassen wurde, stand er unter Führungsaufsicht. Natürlich war ihm untersagt, Kontakt zu Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren aufzunehmen, jedenfalls wenn kein Sorgeberechtigter dabei ist.

Laut Anklage hat er ab dem Sommer 2020 in neun Fällen gegen die Weisungen und Auflagen verstoßen. Unter anderem hatte er Kontakt zu einem damals neun Jahre altem Jungen. Wiederholt habe es Situationen gegeben, in denen der Angeklagte alleine Zeit mit dem Kind verbracht hatte – etwa bei einem Besuch des Dresdner Riesenrads am Postplatz, Ausflüge zu Baggerseen und in Freibäder. Einmal soll er mit dem Kind zelten gewesen sein.

Es soll dabei nicht nur bei harmlosen Kontakten geblieben sein. Der Angeklagte habe den Jungen auch nackt fotografiert und soll sich einmal an ihm vergangen haben, indem er an dessen Glied manipuliert habe. Wegen seiner einschlägigen Vorstrafe wird dem Mann dafür neben einem neunfachen Verstoß gegen die Führungsaufsicht auch ein Fall des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgeworfen.

Komplize in der Haft kennengelernt

Einem Teil der Taten soll der Angeklagte mit einem Freund begangen haben, den er im Gefängnis in Waldheim kennengelernt hat, und der ebenfalls als Sexualstraftäter unter Führungsaufsicht stand. Gegen den 50-Jährigen wird gesondert ermittelt. So sollen sich auch beide Männer mit dem Neunjährigen getroffen und etwa auch Kontakt zu einem damals zwölfjährigen Jungen in Berlin aufgenommen haben.

Der Angeklagte räume alle Vorwürfe „voll umfassend“ ein, wie sein Verteidiger erklärte. Der Angeklagte sagte: „Es tut mir wirklich leid, was da passiert ist.“ Er sei froh gewesen, dass er nach der Haft bei seinen Kindern aufgenommen wurde. Sie hätten ihm eine Chance gegeben, die er leider nicht wahrgenommen habe. Damals habe er geglaubt, er sei stark genug. Heute sagt er: „Ich hätte mir gewünscht, wenn die mir immer mal einen Tritt gegeben hätten.“ Bei dem Neunjährigen handelt es sich um den Schulfreund seines Enkels.

Der Fall zeigt, wie leicht der Angeklagte als Opa Kontakt zu einer fremden Familie bekam. Er hatte viel Zeit und sich mit dem Kind beschäftigt, den Jungen auch Mal betreut, wenn Mutti ausging und gewusst, dass er mit Riesenrädern, Freizeitparks und Freibädern bei Neunjährigen ins Schwarze trifft. Der Angeklagte wurde schnell als „Patenonkel“ aufgenommen und übernachtete auch dort im Kinderzimmer.

Haftgrund Wiederholungsgefahr

Das alles geschah offenbar, als der Sohn des 56-Jährigen, der um das Pädophilie-Problem seines Vaters wusste, mit seiner Familie im Urlaub war. Erst als der Sohn wieder zu Hause war, soll er den Eltern von dem Problem erzählt haben. Zwar wurde bald wieder gegen den Angeklagten ermittelt, doch zunächst nur wegen des Verstoßes gegen die Weisungen seiner Führungsaufsicht. Das allein sei noch kein Haftgrund, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.

Erst über ein Jahr später habe sich der Geschädigte zu einer Aussage bei der Polizei durchgerungen - und dann wurde der Angeklagte recht schnell wegen Wiederholungsgefahr verhaftet. Das war im Dezember 2021.