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Überfallserie in Dresden: Angeklagte europaweit vorbestraft

Ein Mann und zwei Frauen haben zahlreiche sehr betagte Senioren in Dresden überfallen. Nach und nach wird klar, dass sie schon lange mit Polizei und Justiz zu tun haben.

Von Alexander Schneider
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PIN ausgespäht, Girocard gestohlen, Geld abgehoben: Mit dieser Masche hat ein Trio betagte Senioren in Dresden betrogen.
PIN ausgespäht, Girocard gestohlen, Geld abgehoben: Mit dieser Masche hat ein Trio betagte Senioren in Dresden betrogen. © Norbert Millauer

Dresden. Seit Mitte Dezember müssen sich drei Angeklagte aus Slowenien wegen schweren Raubens und Computerbetruges vor dem Landgericht Dresden verantworten. Sie haben bereits am ersten Sitzungstag die Vorwürfe weitgehend eingeräumt.

Laut Anklage spähten sie, offenbar auch gemeinsam mit weiteren, noch unbekannten Komplizen, ihre Opfer gezielt aus, als sie an Bankautomaten Geld abhoben. Anschließend folgten sie den Geschädigten, um ihnen Geld und Zahlungskarten zu stehlen. Die Bankkarten setzten sie unmittelbar danach mit der ausgespähten Geheimzahl im Minutentakt ein, etwa an Geldautomaten, Tankstellen und Zigarettenautomaten. Oft fuhren sie nach Polen, um auch dort weitere Einkäufe mit den erbeuteten Karten zu unternehmen. Manchmal pendelten sie mehrere Tage lang zwischen Dresden und Zgorzelec. So sind etwa nach dem Diebstahl der ersten Karte am 1. April 2022 in der Anklageschrift bis zum 5. April knapp 40 Abhebungen aufgelistet – acht in Dresden, 22 in Zgorzelec und weitere acht in Breslau.

168 Taten, 60.000 Euro Schaden

Mit dieser Masche waren die drei ein Jahr lang in Dresden unterwegs, überfielen ein gutes Dutzend Männer und Frauen, viele waren über 80, eine sogar 91 Jahre alt. Insgesamt werden ihnen nun 168 Taten mit einem Schaden von rund 60.000 Euro vorgeworfen.

Der Angeklagte (52) und die beiden mitangeklagten Frauen (47, 48) sitzen seit 1. März 2023 in Untersuchungshaft, als die Polizei alle drei auf frischer Tat in Gruna erwischt hatte, als sie eine 86-jährige Frau von der Sparkassenfiliale in der Zwinglistraße bis zu ihrem Wohnhaus verfolgt und ihr dort im Treppenhaus die EC-Karte abgeknöpft hatten.

Der Hauptangeklagte hatte ausgesagt, dass er erst 2021 nach Dresden gekommen sei. Zuvor hatte er viele Jahre in Schweden gelebt, vor allem in Malmö, wo er drei Kinder habe. Er habe im Gebrauchtwagenhandel gearbeitet, sagte er. Auch in Dresden habe er so sein Geld verdient. Offenbar ist er in Schweden mehrfach vorbestraft. Ob das der Grund sei, nach Deutschland zu ziehen, fragte ihn der Vorsitzende Richter Joachim Kubista. Nein, so der Angeklagte, er habe in Dresden Familie. Offenbar war der Mann auch in Italien unterwegs, denn der Vorsitzende sagte, inzwischen sei auch ein früheres Urteil aus Venedig vom Dezember 2013 eingetroffen. Er könne sich jetzt nicht erinnern, weil er unter großem Stress stehe, so der Angeklagte.

Die 47-jährige Mitangeklagte ist siebenfache Mutter, hat Kinder im Alter von 19 bis 30 Jahren. Vater ihrer ersten drei Kinder war der inzwischen verstorbene Bruder des 52-Jährigen. Sie habe ebenfalls mehrere Jahre in Malmö gelebt, aber keinen Kontakt zu ihrem Schwager gehabt. Sie sei schließlich abgeschoben worden und 2019 nach Dresden gegangen, habe hier immer gearbeitet.

Am Donnerstag sollte eigentlich der Hauptermittler vernommen werden. Doch dazu kam es nicht aufgrund gesundheitlicher Probleme einer Schöffin. Der Prozess wird Mitte Januar fortgesetzt.