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Das geheime Innenleben der Sessel

Probesitzen im Grassimuseum für Angewandte Kunst: Die Sonderausstellung „Besessen“ bietet spannende Einblicke in das Handwerk des Polsterns.

Von Birgit Grimm
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Rote Lippen soll man küssen, auch zum Sitzen sind sie da! – So könnte man auf dem knallroten Sofa „Bocca/Marilyn“ den Hit von Cliff Richard umdichten. Entworfen wurde es im Studio 65, hergestellt erstmals 1971 in Turin
Rote Lippen soll man küssen, auch zum Sitzen sind sie da! – So könnte man auf dem knallroten Sofa „Bocca/Marilyn“ den Hit von Cliff Richard umdichten. Entworfen wurde es im Studio 65, hergestellt erstmals 1971 in Turin © Löffler Collection Reichenschwa

Es ist kein Problem, etwas verschwinden zu lassen, das Eltern oder Geschwister nicht sehen sollen: einen Liebesbrief, in den die Tochter, auf dem Sofa lümmelnd, vertieft ist, als die Mutter das Zimmer betritt. Oder das Schokoladenpapier, das blitzschnell versteckt werden musste, weil der Sohn beim Naschen erwischt wird. Brief und Schokopapier landen nicht etwa auf dem Boden, sondern in der Sofaritze hinterm Rücken oder auf den breiten Gurtbändern in der Unterwelt des Sessels. Was gerät dort nicht alles in Vergessenheit! Denn wer stellt Sessel und Couch schon regelmäßig auf den Kopf oder legt einen Spiegel drunter?

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