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Frauen ergreifen die Macht am Staatsschauspiel

Die Dresdner Inszenierung von Shakespeares Tragödie „König Lear“ wird aus weiblicher Perspektive erzählt – und foltert mit Wasser.

Von Rainer Kasselt
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Gonerlil, gespielt von Agnes Mann (mit blauem Mantel) will als „Eiserne Lady“ an die Macht – koste es, was es wolle.  Foto: Sebastian Hoppe
Gonerlil, gespielt von Agnes Mann (mit blauem Mantel) will als „Eiserne Lady“ an die Macht – koste es, was es wolle. Foto: Sebastian Hoppe © Sebastian Hoppe

Einmal König, immer König, denkt der britannische Herrscher Lear. Er hat den Kanal voll vom Regieren, will aber alle Privilegien behalten und den Ruhestand genießen. Also verschenkt er kurzerhand sein Reich an die Töchter. Selbstverliebt und lobverwöhnt, fragt er: „Welche von euch liebt uns am meisten?“ Goneril und Regan schmieren ihm kräftig Honig ums Maul, nur Cordelia, die Jüngste, heuchelt nicht mit: „Das Herz passt mir nicht in den Mund.“ Lear fährt aus der Haut, verflucht die Lieblingstochter. Gerade noch wollte er ihr das größte Stück vom Kuchen zuschieben, jetzt enterbt er sie. Nennt sie Schädling, „besser du wärest nicht geboren“. Die älteren Schwestern reiben sich die Hände und geraten sofort aneinander im Streit um das Erbe.

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