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Kreuzchor: So gelungen ist das neue Weihnachtsliederprogramm

Mehr als nur heimelig: Das weltberühmte Ensemble brilliert beim Weihnachtsliederabend auf seiner "Heimatbühne" in der Kreuzkirche.

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Die Weihnachtsliederabende des Dresdner Kreuzchors sind wahre Publikumsmagnete.
Die Weihnachtsliederabende des Dresdner Kreuzchors sind wahre Publikumsmagnete. © Robert Michael

Von Jens Daniel Schubert

Der Kreuzchor hatte am Wochenende eingeladen, sich auf das Fest einzustimmen. Die Weihnachtsliederabende sind Publikumsmagnete. Bekannte und neue Gesänge in abwechslungsreichen und anspruchsvollen Sätzen, flankiert von Orgel und Bläserquintett und drei Strophen zum Mitsingen für alle bildeten das Programm. Kompositionen und Arrangements spannten den Bogen vom Mittelalter bis ins Heute, strahlten in festlich-barockem Klang und leuchteten in romantischen Farben. Sie reizten in polyphoner Dichte und besänftigten mit raffinierten Effekten. Großer Applaus und eine klangvolle Zugabe mit Ralph Allwoods „We Three Kings – wir sind die drei Könige“.

Kreuzkantor Martin Lehmann hatte dem Konzert eine wohlüberlegte Dramaturgie unterlegt. Manche Chorsätze folgten einander ohne Pause, was etwa den Übergang von Edvard Griegs „Ave Maris Stella“ auf Felix Mendelssohn-Bartholdys „Frohlocket ihr Völker“ sehr eindrücklich wirken ließ. Im ukrainischen Weihnachtslied „Na Jordanskij Ricci“ werden den Heiligen drei Königen zwar ungewöhnliche Gaben zugeschrieben, doch der Schwerpunkt der Interpretation lag auf dem Friedenswunsch des zweiten Königs.

Eine entsprungene Rose vertreibt die Finsternis

Abwechslung ins Programm brachten zahlreiche Knabensolisten und Filialchöre, die sich wirkungsvoll im Kirchenraum aufstellten. Das „Capell Brass Quintet“ glänzte auch mit reinen Instrumentalstücken, etwa des Zeitgenossen Michael Kamen. Zwischen Mauersbergers „Gelobet seist Du, Jesus Christ“ und Schichas eingängig-vielfältigem Satz von „Ihr Kinderlein kommet“ war das ein sehr passendes Intermezzo.„Stille Nacht“ bleibt dem Festtermin vorbehalten, allerdings klang es in einer verspielten Orgel-Pastorale von Pfretzschner an. Holger Gehring bereicherte den Abend mit mehreren Orgelstücken der Kreuzkirchentradition. Gerade bei Gustav Adolf Merkel ließ er auch ungewöhnliche Register der Jehmlich-Orgel erklingen.

Klangkultur, Textverständlichkeit, wirkungsvolle Dynamik und weite chorische Phrasierungen zeigen die Qualität des Kreuzchores. Immer wieder setzt ein kleiner Akzent Ausrufungszeichen, etwa wenn in „unser lieben Frauen Traum“ das „Herr Jesus Christ der Heiland“ besonders herausgehoben oder betont wird, dass die Rose, die entsprungen ist, mit ihrem hellen Schein die Finsternis vertreibt. Vielleicht musste man diesmal genauer zuhören, auf die leisen Töne achten, um die Aktualität der Adventsbotschaft zu hören. Aber da liegt das Geheimnis des unscheinbaren, hilfsbedürftigen Kindes, das ohnmächtig in die Welt kommt.