Am Dienstag geben Rammstein ihr letztes von drei ausverkauften Konzerten im Berliner Olympiastadion. Trotzdem die schweren Vorwürfe des mehrfachen sexuellen Missbrauchs gegen Sänger Till Lindemann unverändert im Raum stehen, macht die Band weiter wie bisher, mit großer Unterstützung ihrer Fans. Nur die Penis-Kanone von Lindemann kommt dabei nicht mehr zum Einsatz.

Doch laut Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung und NDR gibt es nun neue Verdachtsmomente des sexuellen Missbrauchs gegen ein weiteres Bandmitglied: Keyboarder Christian "Flake" Lorenz. Laut SZ und NDR schildern zwei weitere Frauen Erlebnisse mit der Band, die vermuten lassen, "dass sexualisierte Grenzverletzungen mutmaßlich schon weitaus früher passiert sein könnten als bislang bekannt".

"Ich habe es geschehen lassen"

Eine der mutmaßlich Betroffenen sei im Jahr 2002 von Flake und Lindemann in dessen Landhaus in Brandenburg mitgenommen und dort unter Alkohol gesetzt worden. Dann habe der Keyboarder "mit ihr Sex gehabt". Die damals 17-Jährige habe "den Sex nicht gewollt, habe aber auch nicht nein gesagt, sich nicht gewehrt und einfach so dagelegen", so SZ und NDR. Die Frau habe erzählt: "Ich habe es geschehen lassen. Ich war wie off, abgetrennt von mir selbst".

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Zum ganzen Bild gehöre aber laut Rechercheteam auch, dass die Frau in Lindemann verliebt gewesen sei und mit ihm in den Monaten danach "eine kurze, einvernehmliche Affäre gehabt" habe.

"Solche Schmerzen hatte ich vorher nie und nachher nie"

Eine weitere Frau berichtete SZ und NDR von einem Ereignis aus dem Jahr 1996, als sie nach einem Rammstein-Konzert die Band in deren Hotel begleitet und dort gefeiert habe. Irgendwann habe sie "das Bewusstsein verloren und sei am nächsten Morgen nackt auf dem Fußboden aufgewacht". Neben ihr habe Flake gelegen. Ihr Unterleib haben sich "wie zerfetzt" angefühlt, "solche Schmerzen hatte ich vorher nie und nachher nie". Allerdings habe sie keine genauen Erinnerungen an jene Nacht.

Wie die Frau schildert, haben sie danach lange geschwiegen aus Angst, dass man ihr ohnehin nicht glauben würde. Doch als Till Lindemann im 2020 das Gedicht "Wenn Du schläfst" mit einer Vergewaltigungsfantasie unter Verwendung von K-o.-Tropfen veröffentlichte, haben sie sich an die Opfer-Organisation "Weißer Ring" gewandt. Diese bestätigt laut SZ und NDR die entsprechenden Angaben der Frau.

Auf Anfrage von Sächsische.de gab „Flake“ Lorenz über seinen Anwalt zu verstehen, dass er sich zu den Vorwürfen nicht äußern wolle. Auch Till Lindemann wurde von der Redaktion zu den Vorwürfen befragt, äußerte sich allerdings bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht. (SZ/or)