Feuilleton
Merken

"Ruhe im Beat": So trauert die Musikwelt um Charlie Watts

Charlie Watts galt als perfekter Drummer. Sein Tod schockiert auch prominente Kollegen. Und viele fragen sich: Was wird jetzt aus den Rolling Stones?

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Charlie Watts, Schlagzeuger der Rolling Stones, während eines Auftritts im Murrayfield Stadion in Edinburgh.
Charlie Watts, Schlagzeuger der Rolling Stones, während eines Auftritts im Murrayfield Stadion in Edinburgh. © PA Wire

London. Der Tod des Rolling-Stones-Schlagzeugers Charlie Watts hat in der Musikwelt große Trauer ausgelöst. Seine Bandkollegen Mick Jagger und Keith Richards veröffentlichten in der Nacht zu Mittwoch auf Twitter nur jeweils ein Foto – ohne weitere Anmerkungen: Sänger Jagger präsentiert eines von einem lachend hinter dem am Schlagzeug sitzenden Watts, Gitarrist Richards eines von einem Drumset, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ hängt. Als erster der Kollegen hatte sich Stones-Gitarrist Ronnie Wood mit einer Würdigung zu Wort gemeldet. „Ich liebe dich“, schrieb er auf Instagram und postete dazu ein Foto, das ihn mit Watts zeigt, mit dem er sich auch über das gemeinsame Sternzeichen Zwilling verbunden fühlte, wie aus dem Eintrag hervorgeht. Er fügte hinzu: „Ich werde dich sehr vermissen – du bist der Beste“.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass Watts am selben Tag mit 80 Jahren friedlich in einem Londoner Krankenhaus gestorben war. Vor einigen Wochen war bereits bekannt geworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen sollte. Er erhole sich von einer nicht näher spezifizierten medizinischen Behandlung, hieß es. Einspringen soll Steve Jordan, der bereits auf mehreren Solo-Alben von Gitarrist Keith Richards zu hören war.

Der Tod von Watts hat nun umgehend Spekulationen über ein Aus für die legendäre Rockband ausgelöst. Der britische Journalist und Buchautor Tony Barrell mutmaßte, die übrigen Stones-Bandmitglieder könnten jetzt „aus Respekt“ für Watts ihre gemeinsame Karriere beenden. Es sei natürlich möglich, weiterzumachen, sagte Barrell der Nachrichtenagentur PA. Doch der Klang würde niemals wieder der Gleiche sein. Die Band selbst äußerte sich bislang nicht zu ihren weiteren Plänen.

In sein Kondolenz-Statement baut Gruselrocker Alice Cooper hingegen eine klare Annahme ein. Er schrieb: „Wir haben einen der wahren Gentlemen des Rock ’n’ Roll verloren. Er wird zutiefst vermisst werden, und es ist unmöglich, ihn zu ersetzen, aber ich habe keinen Zweifel, dass die Stones weitermachen werden.“ Und er fügte an: Meine Botschaft an Charlie? Ruhe im Beat!“

Mehr Gentleman als Rebell, stets gut gekleidet und immer verlässlich, galt Watts auch über das Musikalische hinaus als Motor der Band. Ob der nun einfach zu ersetzen sein wird, ist eher fraglich. In britischen Medien wird jedenfalls bereits spekuliert, die Stones könnten nun aus dem Tritt geraten oder gar ganz hinwerfen. Die Aura der Unsterblichkeit, mit der sie das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägten und selbst deren Enkel noch begeisterten, hat mit dem Tod von Watts Schaden genommen. Ein Einfach-so-wie-immer-Weitermachen kommt also kaum infrage.

Weitere Reaktionen zum Tod von Stones-Schlagzeuger Watts

  • Paul McCartney (Beatles): "Charlie war ein Fels in der Brandung und ein fantastischer Schlagzeuger."
  • Ringo Starr (Beatles): "Gott segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann."
  • Sängerin Sheryl Crow: "Ein Held ist tot. Ohne Worte. Ein riesiges klaffendes Loch im Universum."
  • Brian Wilson (Beach Boys): "Ich bin schockiert über die Nachricht von Charlie Watts. Charlie war ein großartiger Schlagzeuger und ich habe die Musik der Stones geliebt, sie haben großartige Platten gemacht."
  • Sänger Lenny Kravitz: "Der Beat von den Stones. Es gibt keine Worte, jeder Groove hat für sich selbst gesprochen."
  • Rocksänger Bryan Adams: "Charlie Watts, einer der größten Rock-Schlagzeuger aller Zeiten und ein echter Gentleman."
  • Popstar Elton John: "Charlie Watts war der ultimative Schlagzeuger. Er war der stilvollste aller Männer und eine so brillante Gesellschaft."
  • Queen-Schlagzeuger Roger Taylor: "Wie traurig, wir haben einen wahren Gentleman verloren. Das makellos schlagende Herz der Rolling Stones."
  • Duran Duran: "Eine absolute Inspiration für zahlreiche Schlagzeuger seit den 1960er Jahren. Ein Mann mit Anmut, Stil, Würde und Gelassenheit."
  • Roger Daltrey (laut Nachrichtenagentur PA): "Charlie war ein wahrhaft großer Schlagzeuger, dessen musikalisches Wissen über Schlagzeugtechnik, vom Jazz bis zum Blues, da bin ich mir sicher, der Herzschlag war, der die Rolling Stones zur besten Rock'n'Roll-Band der Welt machte."
  • Liam Gallagher (Oasis): "RIP CHARLIE WATTS"
  • Rock & Roll Hall of Fame: "Kraftvoll und doch unaufdringlich konnte er swingen, shuffeln und rocken zugleich - und trieb die Band bei 'Satisfaction' kraftvoll an. (...). Mit solidem Timing und unvergleichlichem Gefühl definierte Watts das Schlagzeug - und den Rock an sich - in der 'weltweit größten Rock & Roll Band'." (dpa)