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Gesucht: Das sächsische Wort des Jahres

Ab sofort sucht die Jury das sächsische Wort des Jahres 2023. Gekürt wird es am 3. Oktober in Dresden. Vorschläge kann jetzt jeder einreichen.

Von Peter Ufer
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Kabarettist Tom Pauls präsentiert mimisch die sächsischen Wörter des Jahres. Seine Ilse-Bähnert-Stiftung wählt die Wörter mit aus.
Kabarettist Tom Pauls präsentiert mimisch die sächsischen Wörter des Jahres. Seine Ilse-Bähnert-Stiftung wählt die Wörter mit aus. © Jürgen Lösel

Sächsisch soll der unbeliebteste deutsche Dialekt sein. Häää? Das sagen Umfragen. Manche Deutsche meinen sogar, Sächsisch sei das, was beim Scrabbeln übrig bleibt. Nu, nu - nee, nee! Sächsisch klingt ausgesprochen gut. Der Dialekt ist dialektisch. Er ist die Redekunst der feinen Gegensätze. Die Mundart geht allerdings gern bequem den Weg des geringsten Widerstandes. Sächsisch ist nachgiebig, die Sprache gibt nach. Wie der Klügere. Vorschdehsde!? Obwohl, auch das sei erwähnt, nicht jede und jeder in Sachsen verstanden werden will. Die Rederei dient ausdrücklich dazu, sich wie mit einem geheimen Verbalcode persönlich zu besprechen.

Wer die Heimatverbliebenen verstehen will, der muss ihr Vokabular und die Sprachmelodien beherrschen. Das lohnt sich. Denn Sächsisch ist der einzige Dialekt, der als ostdeutsch identifiziert werden kann. Wer sächselt, ist immer als Neufünfländer zu erkennen. Sächsisch ist keine westdeutsche Erfindung. Doch Vorsicht: Der Dialekt gilt von offizieller Seite schon immer als verdächtig. Die Nazis verboten 1936 die Mundart sogar und in der DDR quasselten die Sachsenmenschen nur zu Hause oder am Stammtisch frei von der gespaltenen Zunge weg und legten Doppeldeutigkeiten in die Wortgruppen.

Aktion von SZ, Sächsische.de, MDR und Bähnert-Stiftung

Die Mundart kämpft auch heute ums Überleben und braucht Zuspruch. Die Sächsische Zeitung, MDR-Sachsen und die Ilse-Bähnert-Stiftung suchen deshalb seit 2008 jährlich das sächsische Wort des Jahres. Ab sofort können alle, die es mögen, wieder ihre Wortfavoriten an die Sprachjury senden. Gekürt wird das Wort des Jahres am Tag der Deutschen Einheit, diesmal im Dresdner Boulevardtheater.

Im vergangenen Jahr siegte ein Wort biblischen Ausmaßes. Der Sieger-Begriff beschrieb die Gegenwart, die Zukunft, die Folgen des Klimawandels, die Zustände der Berliner Ampel-Politik sowie das persönliche Befinden am heimischen Krisenherd. Der ausgezeichnete Saxismus hieß zeitgemäß: Därre.

Schicken Sie jetzt Ihre sächsischen Wortvorschläge an: [email protected]. Ab 8. Mai gibt es im Boulevard-Theater die Karten für die Veranstaltung zum sächsischen Wort des Jahres am 3. Oktober.