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So war das Konzert von Andreas Gabalier in Dresden

Der "Volks-Rock’n’Roller" aus Österreich war am Samstag in Dresden zu Besuch. Er bringt Austropop und vor allem gute Stimmung auf die Bühne des ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadions.

Von Sophie Handl
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Mit Akkordeon und Gitarre brachte Andreas Gabalier das Rudolf-Harbig-Stadion zum beben.
Mit Akkordeon und Gitarre brachte Andreas Gabalier das Rudolf-Harbig-Stadion zum beben. © SZ/Veit Hengst

Dresden. Unter den Regenponchos der Menge lassen sich Lederhosen und Dirndl erkennen. Der On- und Off-Regen stört sie alle nicht, die Fans, die sich für ihren Star heute schick gemacht haben. Heute singt der österreichische Pop-Star Andreas Gabalier in Dresden. Wer keine Tracht trägt, weiß sich anderweitig zu helfen. T-Shirts aus dem Merchandise-Shop oder mit Sprüchen wie "Mei Dirndl is in da Wäsch", "Mei Dirndl hat da Hund gfressen", oder für einen ganz besonderen Anlass "Mei Dirndl is z kloa für zwoa" rechtfertigen, warum man bei den schlechten Wetterprognosen sein Tracht-Outfit vielleicht zu Hause gelassen hat. Ihr Outfit haben sie meist mit durchsichtigen Regenponchos, die die Lederhosen und Dirndl nicht verstecken, und Wanderschuhen wasserfest gemacht.

"Noch meint es der Himmelvater gut mit uns", freut sich der Musiker, als der Regen zu Beginn der Show noch ausbleibt. Das Konzert abzusagen war für ihn keine Option, immerhin habe man in den letzten Jahren schon "die turbulentesten Regen-Konzerte" gespielt. "Es ist Volks-Rock'n' Roll und keine Fernsehshow", verkündigt Gabalier.

Emotional und in Tracht: Andreas Gabalier sorgte mit seinem Programm für ordentlich Stimmung.
Emotional und in Tracht: Andreas Gabalier sorgte mit seinem Programm für ordentlich Stimmung. © Foto: SZ/Veit Hengst

Für viele Zuschauer ist es nicht das erste Gabalier-Konzert. "Seit 14 Jahren gehen wir auf die meisten Gabalier-Konzerte", erzählen Bianca und Heike. Heute sind sie rund vier Stunden aus Nürnberg angereist. Für "den Andi" ist ihnen keine Strecke zu weit, ob Schladming, Kitzbühel oder Berlin. "Es ist für uns ein richtiges Hobby." Sie haben viele Dirndl daheim, alle für Gabalier-Konzerte gekauft. Viele Accessoires, wie ihre Handtaschen, gestalten sie selbst. Auf beiden Seiten der Tasche befindet sich das Gesicht ihres Stars. "So sparen wir uns ein bisschen Geld. Ist ohnehin schon ein teures Hobby", lacht Heike.

Auch sie beginnen lauthals zu kreischen, als pünktlich um 19:30 Uhr Andreas "Andi" Gabalier die Bühne im Rudolf-Harbig-Stadion betritt. Mit blauer Trachtenweste und passender Gitarre stolziert er auf die Bühne und lässt sich feiern. Da Gabalier komplett auf eine Vorband verzichtet, spielten Sekunden zuvor noch Pop und Rock aus den 1980er-, 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Er beginnt mit einem Intro aus Hulapalu, I sing a Liad für di und Hallihallo, Stimmungslieder der Sonderklasse. Das findet auch das Publikum, das den steirischen"Volks-Rock'n'Roller", der immer eine Sonnenbrille zu tragen scheint, mit lautem Jubel begrüßt.

Erika, Sandra und Leonie sind heute als Familie hier. Die 83-jährige Oma ist schon lange Gabalier-Fan und freut sich besonders, heute mit ihrer Tochter und der 12 Jahre alten Enkelin hier sein zu können: "In meinem Alter ist es nicht mehr selbstverständlich, noch auf solche Veranstaltungen gehen zu können." Sie ist auch nicht die Einzige ihres Alters. Der Star begrüßt heute alle "Jungen und Junggebliebenen". "Der Andi ist am Boden geblieben, nicht so wie andere Stars. Wir freuen uns auf heute, seine Konzerte machen einfach gute Laune", freut sich die junggebliebene Frau.

Volksfeststimmung mit Lichtshow

Die Tour von Gabalier ist auch etwas für den nicht ganz so großen Geldbeutel. Tickets gab es schon ab rund 70 €, relativ billig im Vergleich zu anderen Stars. Die Preise an den Essensständen und Kiosken reißen ebenfalls kein riesiges Loch in die Geldbeutel der Bierliebhaber, die für einen Becher zwischen sechs und sieben Euro zahlen. Von diesen akzeptablen Preisen wird heute auch ausgiebig Gebrauch gemacht. Gabalier selbst gönnt sich, wie es sich für einen österreichischen Musiker gehört, auf der Bühne eine Flasche Bier. Aus der Menge ertönt ihm im Chor "Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit", ein klassischer Volksfest-Hit, entgegen. Der steirische Star verzichtet bei seiner Bühnenshow auf Requisiten. Der größte Stimmungsmacher ist er selbst. Sobald die Menge sich etwas auszuruhen scheint, ruft er zum Applaus, zum Mitsingen oder bei seinem Mega-Hit Hulapalu dazu auf, alle Dirndln, wie man in Österreich zu jungen Frauen und Mädchen sagt, auf die Schultern zu nehmen. Die Lichtshow mit etwas Pyrotechnik ergänzt die Show. Gabalier selbst wird meist von rot-weiß-roten Lichtern begleitet.

Viele Handys und noch mehr Regenponchos: Das Rudolf-Harbig-Stadion war gut gefüllt.
Viele Handys und noch mehr Regenponchos: Das Rudolf-Harbig-Stadion war gut gefüllt. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dass die Medienberichte nicht immer der größte Gabalier-Fan sind, nimmt er lachend zur Kenntnis. Vor seinem Lied "A Meinung haben", unterschwellig etwas politikkritisch, erzählt er lachend, dass er auch weiterhin für Tradition einstehen wird. Dann singt er: "Wie kann des sein, dass a poar Leut glauben zu wissen, wos a Land so wü."

Grundsätzlich bleibt der Sänger aber bei seiner typischen Gute-Laune-Musik, denn das sei auch die Musik, mit der er auf Konzerten besonders Spaß habe. Die Lieder, bei denen der Boden und die Tribünen beben, sind auch seine größten Hits. Seine Textsicherheit beweist das Publikum bei "I sing a Liad für di", "Hulapalu" und "Zuckerpuppen". Mit seinen Background-Sängerinnen performt er außerdem den ACDC-Hit "You shook me all night long" und Tina Turners "Simply the Best", er ist immerhin auch ein Rock’n’Roller.

Am Ende singt er ein trauriges und ruhiges Lied. "Amoi seg' ma uns wieder", das oft auf Beerdigungen spielt und vom Tod handelt, lasst das Stadion verstummen. Es ist ein friedlicher Abschluss für ein High-Energy-Konzert. Dresden ist die dritte Station von Gabaliers "Der Dirndl-Wahnsinn geht weiter!"-Tour. Sie führt noch bis zum 1. September durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und sogar auf die Beachparty in Lignano.