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Von Tweets zum Buch: André Herrmanns Urlaub mit den Eltern

Was passiert, wenn ein Leipziger Autor und Comedian mit seinen Rentner-Eltern in den Urlaub fliegt? Es geht eine Menge schief - und bietet Stoff für ein höchst vergnügliches Buch.

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André Herrmanns "Schön war's, aber nicht nochmal: Urlaub mit den Eltern" erscheint am 16. April
André Herrmanns "Schön war's, aber nicht nochmal: Urlaub mit den Eltern" erscheint am 16. April ©  dpa/Jan Woitas

Leipzig. Am Anfang standen vier Buchstaben und ein Raute-Zeichen. Unter dem Hashtag #UmdE setzt der Leipziger Autor und Comedian André Herrmann (37) vor eineinhalb Jahren eine Reihe witziger Tweets über einen Urlaub mit seinen Eltern in Israel und Jordanien ab. Sie werden millionenfach geklickt und tausendfach geliked. Nun hat Herrmann ein ganzes Buch daraus gemacht. "Schön war's, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern" erscheint an diesem Dienstag.

Weder die Tweet-Serie noch das Buch seien von vornherein geplant gewesen, sagt Herrmann. "Das hat sich tatsächlich komplett ergeben." Vor dem Abflug am Flughafen fängt er an, kuriose Situationen zu beschreiben. "Ich war dann sehr, sehr überrascht, wie krass das abging, als wir gelandet waren." Als er gesehen habe, wie gut das funktioniert, habe er natürlich Lust gehabt, das weiterzutreiben.

Für Herrmann ist es das dritte Buch. Stets sind es autofiktionale Geschichten, die er höchst amüsant oder auch mal tragikomisch erzählt. Er stammt aus Dessau in Sachsen-Anhalt und hat Politikwissenschaft in Leipzig studiert. In der Messestadt hat er seine Bühne-Karriere als Poetry-Slammer begonnen und war viele Jahre Mitglied der Lesebühne "Schkeuditzer Kreuz". Inzwischen arbeitet er als freischaffender Autor für TV und Streaming. Gerade hat er zudem die bundesweite Tour zu seinem ersten Solo-Standup-Programm "Roast in Peace" beendet.

André Herrmann; Schön war's, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern. Rowohlt Taschenbuch. 304 Seiten, 13,00 Euro, ISBN, 9783499013997
André Herrmann; Schön war's, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern. Rowohlt Taschenbuch. 304 Seiten, 13,00 Euro, ISBN, 9783499013997 © dpa/Jan Woitas; Rowohlt

Die Geschichten von der Urlaubsreise sind teilweise so skurril, dass man sie kaum glauben kann. Ist das wirklich alles so passiert? "Das ist wie Köche nach Rezepten fragen", sagt Herrmann. "Es wäre schlimm, wenn alles haargenau so passiert wäre. Man kann sich das aber alles nicht so ausdenken, wenn nicht etwas Wahres dran wäre. Es ist schon sehr, sehr viel schiefgegangen von dem, was schiefgehen kann." Dennoch sei es auch ein schöner, wenngleich anstrengender Urlaub gewesen.

Den skurrilsten Moment der Reise sieht Herrmann im ungeplanten Zurücklassen seines Vaters am Toten Meer - ohne Geld und ohne Englisch-Kenntnisse. "Zu denken, was macht der jetzt? Man überlegt ja die ganze Zeit: Wie würde er sich wohl verhalten?" Am Ende schafft es der Vater wohlbehalten aus der Wüste zurück. Der 67-Jährige sei dann doch auf seine Art pragmatisch. "Smoke, Toilet, Go", diese drei Wörter beschrieben das Reisen mit ihm ziemlich gut, sagt Herrmann.

Nach dem Erfolg der Tweet-Serie habe er selbst überlegt, ein Buch aus dem Ganzen zu machen, erzählt der Autor. Beim Rowohlt-Verlag sei er gleich auf offene Ohren gestoßen. "Natürlich haben wir die Tweets von André Herrmann mit großem Vergnügen gelesen; umso größer war unsere Freude, als er uns vorschlug, daraus ein Buch zu machen - wir waren sofort Feuer und Flamme", erklärt der Verlag.

Die Releaselesung für das Buch steht am 30. April in Leipzig an. Die Karten dafür waren in Windeseile ausverkauft. "Leipzig funktioniert am allerbesten von allen Städten. Und dadurch macht es hier natürlich auch am meisten Spaß, sagte der Autor. Nach zwei Jahren in Berlin wohnt er jetzt auch wieder in der Messestadt. "Ich bin jetzt schon zum dritten Mal nach Leipzig gezogen. Jetzt reicht's", sagt er lachend.

Was er als nächstes Projekt in Angriff nehme, wisse er bisher nicht. Ein neues Buch oder ein Solo-Programm wären möglich. "Es hat beides seinen Reiz. Und das ist Segen wie Fluch, dass ich beides gern mache". Bis dahin ist Herrmann mit seinem neuen Buch ab September auf Lesetour. An Stoff für neue Projekte fehle es ihm jedoch nicht, sagt Herrmann: "An Elterngeschichten mangelt es wirklich überhaupt nicht". (dpa)