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Wo nette Nazis Hortensien pflanzen

Die Bestsellerautorin Juli Zeh malt im neuen Roman "Über Menschen" ein Dorfpanorama mit einer überforderten Großstädterin in Corona-Zeiten.

Von Karin Großmann
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Ein Zaun ist Statement und Abgrenzung in einem: Dieser Grundstücksbesitzer ist sicher ein origineller Patriot, oder mehr.
Ein Zaun ist Statement und Abgrenzung in einem: Dieser Grundstücksbesitzer ist sicher ein origineller Patriot, oder mehr. © Symbolfoto: dpa

Die Agrarwirtschaft bedeckt halb Brandenburg mit Plastikfolie für Spargel. Aber wehe, wer Cola mit Plastikhalm trinkt. Solche Widersprüche fallen Dora auf, seit sie aus dem Berliner Durchlauferhitzer aufs Land zog. Der Ortswechsel war weitsichtig vor Corona geplant. Mit Corona aber wurde der Alltag mit dem Partner Robert unerträglich. Der militante Grüne konvertierte zum Virusexperten und sah sich nun doppelt im Recht mit seiner Warnung vorm Weltuntergang. Er verbot Dora sogar den Hundespaziergang, die Ansteckungsgefahr sei zu groß. Sie rächte sich und warf Pfandflaschen in den Restmüll. Skandal! Die unterschiedliche Haltung zum Leben – er für strenge Regeln, sie für freies Denken – spitzte sich im Kreuzberger Luxusheimbüro so zu, dass Dora nur die Flucht blieb. Die Werbekampagne „Gutmensch“ für biologisch abbaubare Jeans kann eine erfolgreiche Texterin wie sie überall erfinden.

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