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Kurioser Kahlschnitt in Dresden

Mehrere geschützte Bäume wurden ohne Genehmigung gefällt. Übeltäter war die Stadtverwaltung selbst. 

Von Nora Domschke
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Verbliebene Baumsstümpfe auf dem unterirdischen Zivilschutzbunker in der Wilsdruffer Vorstadt.
Verbliebene Baumsstümpfe auf dem unterirdischen Zivilschutzbunker in der Wilsdruffer Vorstadt. © Marion Doering

Die Dresdner haben ein besonders aufmerksames Auge, wenn es um Baumfällungen geht. Vor allem, wenn die Motorsäge direkt vor ihrer Haustür aufheult. Nicht selten fragen einige Leser dann bei der SZ nach, was es mit den Fällungen auf sich hat. So auch in den folgenden drei Fällen – mit erstaunlichem Ergebnis.

Wilsdruffer Vorstadt: Mit Wildwuchs verschwinden geschützte Bäume

Eigentlich sollten auf dem unterirdischen Zivilschutzbunker in der Wilsdruffer Vorstadt nur die dornigen Brombeerhecken verschnitten und der Müll weggeräumt werden. Doch es kam anders: Auf der Fläche eines Innenhofs an der Liliengasse hatten Kameraden der Feuerwehr im Auftrag des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz Anfang November vermeintlichen Wildwuchs entfernt. Weil dabei auch größere Bäume gefällt wurden, schalteten sich die Anwohnerinnen Roswitha Fix und Monika Schaper ein. Sie fragten beim Amt für Brand- und Katastrophenschutz nach und erfuhren, dass Bäume und Sträucher entfernt werden mussten, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Demnach war das Gelände auf dem Bunker für spielende Kinder oder Spaziergänger nicht mehr sicher. Ein weiterer Grund für die Beräumung: Das Areal soll demnächst ans Hochbauamt übergeben werden – und zwar in gepflegtem Zustand, wie die Stadt auf SZ-Anfrage mitteilt.

Vom bewaldeten Innenhof an der Liliengasse ist nur ein kahler Hügel geblieben. Anwohnerin Roswitha Fix ist entsetzt, dass auf dem ehemaligen Zivilschutzbunker nahezu alle Bäume und Sträucher entfernt wurden. 
Vom bewaldeten Innenhof an der Liliengasse ist nur ein kahler Hügel geblieben. Anwohnerin Roswitha Fix ist entsetzt, dass auf dem ehemaligen Zivilschutzbunker nahezu alle Bäume und Sträucher entfernt wurden.  © Marion Doering

Aus welchem Grund auch immer die Fällungen stattfanden: Für das Fällen einer Vogelkirsche und zweier Ahornbäume, deren Stämme einen Umfang von mehr als einem Meter hatten, hätten die Stadtmitarbeiter beim Umweltamt eine Genehmigung einholen müssen. Denn derart große Bäume unterliegen der Gehölzschutzsatzung. Das betrifft auch einen stattlichen Holunderstrauch, der ebenfalls aus dem Innenhof verschwunden ist. „Die Kameraden waren davon ausgegangenen, dass es sich bei den entfernten Bäumen nicht um geschützte Gehölze handelte. Das Grundstück ist nunmehr beräumt und steht vor der Übergabe“, erklärt die Stadt. Als Ersatz sei die Pflanzung von Großsträuchern auf dem Bunker sowie von Bäumen im Randbereich vorgesehen. „Eine genaue Abstimmung hierzu wird zwischen Umweltamt und Feuerwehr und dem Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung erfolgen.“

Passieren wird das alles aber nur, weil die Anwohnerinnen nachgefragt und das Umweltamt informiert haben. Dort stieß das Vorgehen der Kollegen aus dem Brand- und Katastrophenschutzamt offenbar auf wenig Verständnis: „Es ist fatal und den Bürgern nicht vermittelbar, wenn die Bestimmungen der Gehölzschutzsatzung von der Landeshauptstadt Dresden selbst nicht eingehalten werden“, heißt es in einem internen Schreiben.

Gruna: Gartendenkmal am Basteiplatz soll wiederhergestellt werden

Wie viele Bäume jährlich ohne Genehmigung in Dresden gefällt werden, ist unklar – darüber werde keine Statistik geführt, so die Stadt. Aus jahrzehntelanger Erfahrung lasse sich aber ableiten, dass nur wenige ungenehmigte Fällungen stattfinden. Einen Kahlschlag größerer Art gab es allerdings im vergangenen Jahr am Basteiplatz in der Nähe des Großen Gartens. Dort hatte der Eigentümer auf seinem Villengrundstück 18 Bäume fällen lassen – für 14 hätte er eine Genehmigung benötigt. Auch das kam auf Anfrage von SZ-Lesern heraus.

Mittlerweile gab es eine Anhörung des Besitzers, der seinerseits Akteneinsicht beantragt hatte, die aber bislang nicht wahrgenommen wurde. „Eine Anordnung zur Folgenbeseitigung ist vorbereitet“, teilt die Stadt mit. Das Gartendenkmal soll in Abstimmung mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz sowie der Landespflege wiederhergestellt werden.

Reick: 40 Pappeln müssen auf Schulgrundstück weichen

Nicht illegal, aber für Naturfreunde sicherlich ärgerlich ist die Fällung von 41 Pyramidenpappeln auf dem Grundstück des Hülße-Gymnasiums in Reick. 2010 wurden sie an der Laufbahn gepflanzt, vor zwei Jahren fiel den Sportlehrern auf, dass deren Wurzeln leichte Anhebungen der Laufstrecke verursachen. Daraufhin seien im vergangenen Jahr durch den Schulträger sogenannte Suchschachtungen beauftragt worden. Das Ergebnis: „Der geplante Durchwurzelungsschutz ist mangelhaft und wurde teilweise gar nicht ausgeführt.“ Die Bäume haben Wurzeln ausgetrieben, sodass die Laufbahn für den Sportunterricht nicht mehr nutzbar ist. Im Frühjahr sollen alle gefällten Bäume durch Säuleneichen und Säulenhainbuchen ersetzt werden.