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Sänger Mayberg aus Leipzig: Berühmt durch TikTok?

Mit der Liedzeile „Wir sind beide 13 Jahre alt“ löste Sänger Mayberg einen TikTok-Trend aus. Das half dem Künstler aus Leipzig bekannt zu werden. Was auf den sozialen Medien passiert, ist für Mayberg jedoch kein Maßstab für Erfolg.

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Tausende Nutzerinnen und Nutzer hörten die Stimme von Luis Raue zuerst in den sozialen Medien.
Tausende Nutzerinnen und Nutzer hörten die Stimme von Luis Raue zuerst in den sozialen Medien. © Sebastian Willnow/dpa

Über TikTok und Instagram ist Luis Raue als Musiker bekannt geworden. Die Zugriffe auf seine Werke steigen mittlerweile auch auf Spotify, sagt der als Mayberg bekannte Sänger. "Ich werde mittlerweile etwas häufiger auf der Straße erkannt - da müssen also scheinbar ein paar Menschen meine Musik hören", sagte der in Leipzig wohnende 23-Jährige.

Tausende Nutzerinnen und Nutzer hörten die Stimme des gebürtigen Hessen zuerst in den sozialen Medien. Seine Musik untermalte Kurzvideos, die zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer erstellten und auf den Plattformen teilten. In den Clips zeigten sie sich "noch nie so verliebt" und "13 Jahre alt" - in Dauerschleife.

Unter die Bilder und Videos zahlreicher verliebter Nutzerinnen und Nutzer mischten sich auch Paare, deren Inhalte der Künstler eigentlich nicht mit seiner Stimme untermalen und mit seinen Texten begleiten wollte: "Da gab es Paare, bei denen ein Partner oder eine Partnerin deutlich jünger - augenscheinlich minderjährig - war", monierte der Musiker.

Als Künstler habe er jedoch keine Kontrolle darüber gehabt, von wem seine Lieder verwendet wurden - auch wenn ihm das eigentlich nicht gefiel. "Ich habe lang überlegt, wie ich damit umgehen soll und bin mir bis heute auch nicht sicher", sagte Raue.

Kommunikationswissenschaftlerin Julia Niemann-Lenz von der Universität Hamburg zufolge beschleunigen die Algorithmen dieser Plattformen die Verbreitung bestimmter Inhalte. "Wie TikTok Trends entstehen, ist schwer vorherzusagen und kaum planbar", sagte sie. Dadurch werden die Trends vor allem den Nutzerinnen und Nutzern angezeigt, die sich ohnehin für diese Inhalte interessieren - und werden dadurch auch animiert, ähnliche Inhalte zu produzieren.

Würde der Sänger heute auch auf der Straße oder im Bus erkannt werden, wenn keine Algorithmen dafür gesorgt hätten, dass seine Texte in den Sozialen Medien hoch und runter liefen? "Das weiß ich nicht", sagte er im Interview. "Ganz sicher habe ich aber unglaublich von Social Media profitiert und eine ganze Menge Aufmerksamkeit bekommen."

Durch die "Endlosschleife" habe Raue eindrücklich verstanden, dass seine Lieder bei Hörerinnen und Hörern nicht nur jene Gefühle und Bilder entstehen ließen, die er selbst mit seiner Musik verbindet.

"Für mich ist Erfolg, wenn ich auf der Bühne stehe"

"Scheinbar harmlose Zeilen können vollkommen aus dem Kontext gerissen und dann auch echt problematisch werden." Diese Erfahrung werde ihn in der Zukunft unweigerlich beim Musikmachen begleiten. "Ich will aber versuchen mich nicht allzu sehr davon beeinflussen zu lassen, was im Internet passiert. Ich würde auch nicht sagen, dass dort zu trenden Erfolg ist. Für mich ist Erfolg, wenn ich auf der Bühne stehe und erleben darf, dass ich Menschen mit meiner Musik berühre und bewege. Den hatte ich also auch schon vorher."

In der Vergangenheit war Mayberg unter anderem mit der aus Schwaben stammenden Band Provinz auf Tour. Seine ersten Singles habe die Band "sofort abgeholt", so Schlagzeuger Leon Sennewald. Im April geht Mayberg nun das erste Mal auf vierwöchige Tour - vor echtem Publikum. Anschließend spielt er auf Festivals, im Herbst soll eine weitere Tour folgen. Abgesehen von TikTok-Trends, die ihm Reichweite verschafften, sei er froh, vor der Pandemie noch einige wenige Auftritte gespielt zu haben. "Das hat mich echt durch die Corona-Zeit getragen." Hätte er nicht gewusst, wie gut es sich anfühlt auf der Bühne zu stehen, hätte er vielleicht in der Pandemie irgendwann einfach aufgegeben. "Ich hatte ja nichts zu verlieren und auch nichts, um was ich hätte kämpfen müssen. Ich hätte also auch einfach aufhören können." (dpa)