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Angriff auf rechten Streamer: "Soko LinX" durchsucht Wohnungen in Leipzig

Am Mittwochmorgen haben Dutzende Polizisten Wohnungen im Leipziger Stadtgebiet durchsucht. Hintergrund sind drei Verfahren gegen mehrere Verdächtige aus der linken Szene.

Von Erik-Holm Langhof
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Polizeibeamte tragen im Beisein von einem Staatsanwalt mehrere Beweismittel aus einer Wohnung in Kleinzschocher.
Polizeibeamte tragen im Beisein von einem Staatsanwalt mehrere Beweismittel aus einer Wohnung in Kleinzschocher. © EHL Media

Leipzig. Die Staatsanwaltschaft Leipzig und die Sonderkommission Linksextremismus ("Soko LinX") haben am Mittwochmorgen zehn Objekte im Stadtgebiet von Leipzig durchsucht. Hintergrund sind Ermittlungen gegen neun Beschuldigte der linken Szene in drei Strafverfahren.

Wie das Landeskriminalamt Sachsen am Mittag mitteilt, werde den neun Deutschen im Alter zwischen 20 und 53 Jahren die gemeinschaftlich begangene gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

"Ihnen wird vorgeworfen, Teil einer vermummten Gruppe gewesen zu sein, aus der heraus ein 22-jähriger, deutscher Mann am 6. November 2023 auf dem Leipziger Hauptbahnhof nach Verlassen des Zuges angegriffen und körperlich verletzt wurde", so ein Behördensprecher. Die Verletzungen des Geschädigten mussten damals ambulant behandelt werden.

Bei dem Opfer handelte es um einen rechten Streamer, der an dem Tag eine Pegida-Demonstration in Dresden live auf Social Media übertrug und anschließend mit der Bahn zurück nach Leipzig reiste. Auf dem Hauptbahnhof wurde er dann von einer Gruppe von rund 15 maskierten Personen aus der linken Szene überfallen.

Razzien in Leipzig: Keine Festnahmen oder Verhaftungen

Gegen zwei Männer und eine Frau von den insgesamt neun Beschuldigten wird dem Landeskriminalamt zufolge zusätzlich wegen versuchter Brandstiftung und Sachbeschädigung ermittelt. Sie werden laut Landeskriminalamt verdächtigt, am 30. November 2023 in der Tiefgarage eines Netto-Marktes in Leipzig-Connewitz versucht zu haben, einen Schaltkasten in Brand zu setzten. Dadurch entstand der Polizei zufolge ein Sachschaden in Höhe von etwa 1.000 Euro.

Die Behörden ermitteln außerdem gegen einen männlichen Beschuldigten wegen des Vorwurfs des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte zu den Ausschreitungenen an "Tag X" am 3. Juni 2023 in Leipzig.

In den Sozialen Netzwerken wurde am Mittag bekannt, dass ein Verdächtiger bei der Razzia festgenommen und in die Polizeidirektion Leipzig auf der Dimitroffstraße zu einer Befragung gebracht wurde. Auf Anfrage kann ein LKA-Sprecher dies weder bestätigen noch dementieren. Es gebe jedoch keine Festnahmen oder Verhaftungen.

"Soko LinX" wertet nun Dutzende Beweismittel aus

Durchsuchungen gab es am Mittwoch laut Reporterangaben in den Stadtteilen Connewitz, Südvorstadt, Kleinzschocher und Mockau. Betroffen waren unter anderem Wohnungen in Mehrfamilienhäusern an der Wolfgang-Heinze-Straße und Stockartstraße. In der Creuzigerstraße im Leipziger Südwesten trugen Beamte mehrere Säcke und Kartons voller Beweismittel aus einem Mehrfamilienhaus.

Durchsucht wurde ersten Angaben zufolge auch ein Mehrfamilienhaus auf der Friedrichshafner Straße in Mockau und ein Objekt auf der Prager Straße. Mehrere Dutzend Beamte der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz.

Auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz wurde eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus durchsucht.
Auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz wurde eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus durchsucht. © EHL Media

Wie ein LKA-Sprecher mitteilt, seien mehrere Beweismittel sichergestellt worden. Diese müssten nun ausgewertet werden.

Die 2019 gegründete Sonderkommission "LinX" ist beim Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum im LKA angesiedelt. Vor einem Jahr hatte das LKA ein entschlossenes Vorgehen gegen gewaltbereite Linksextremisten angekündigt.

Die "Soko LinX" habe einen Personenpool von etwa 150 Leuten im Blick, hieß es damals. "Dies sind Personen, die dringend tatverdächtig sind, Gewalttaten begangen oder anderen dabei Unterstützung geleistet zu haben."

"Freie Sachsen" veröffentlichen Namen von Verdächtigen

Während sich die Behörden bis zum Nachmittag zu Verdächtigen und Hintergründen bedeckt hielten, veröffentlichten die rechtsextremen "Freien Sachsen" bereits am Mittag eine Liste auf Social Media, in der personenbezogene Daten von den Beschuldigten auftauchten. Wie sie an diese gelangt sind, ist unklar.