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Baby-Mord in Wurzen: Mutter zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt

Mehr als ein Jahr nach der grausamen Tötung eines Neugeborenen in Wurzen ist die 33 Jahre alte Mutter jetzt verurteilt worden. Das Gericht verhängte eine lebenslange Haftstrafe für die Ungarin.

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Nach dem Mord an ihrem Neugeborenen ist die 33 Jahre alte Mutter jetzt wegen Mordes verurteilt worden. Das Landgericht Leipzig verhängte am Mittwoch eine lebenslange Haftstrafe für die Ungarin.
Nach dem Mord an ihrem Neugeborenen ist die 33 Jahre alte Mutter jetzt wegen Mordes verurteilt worden. Das Landgericht Leipzig verhängte am Mittwoch eine lebenslange Haftstrafe für die Ungarin. © Jan Woitas/dpa

Für den Mord an ihrem neugeborenen Jungen ist am Mittwoch eine 33-jährige Ungarin vom Leipziger Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht zeigte sich überzeugt, dass Angéla B. ihren Sohn Ende Oktober 2021 in einer Arbeiterunterkunft bei Wurzen nach der Geburt getötet und den Leichnam in einem Gefrierfach versteckt hat. „Er hat gelebt, mindestens 30 Minuten“, sagte Richter Hans Weiß. „Sie haben ihm intensive Gewalt zugefügt.“ Das Kind sei für sie ein Störfaktor gewesen.

Knapp zwei Wochen nach der Tat war der tote Säugling in einem Tiefkühlschrank entdeckt worden, eingewickelt in eine Plastiktüte. Der Junge wies einige stumpfe Verletzungen und elf teils tiefe Schnittverletzungen am Hals auf. Die Frau wurde am nächsten Tag verhaftet. Sie hatte die Tat jedoch bis zum Schluss bestritten, zeitweise ihren Lebensgefährten beschuldigt, sich aber in ihren Aussagen mehrfach in Widersprüche verstrickt.

Sie hatte angegeben, sie habe von ihrer Schwangerschaft nichts gewusst und erst kurz vor der Entbindung starke Krämpfe und Durchfall erlitten. Direkt nach der Geburt sei sie in Ohnmacht gefallen, dann habe jemand ihr den Säugling entrissen. Sie haben einen Mann mit blauen Handschuhen und einer Tätowierung am Unterarm gesehen. Nach einer erneuten Bewusstlosigkeit sei sie von zwei Männern kalt geduscht worden. Danach habe sie das Kind nicht mehr gesehen.

Tatsächlich hatte sie in der Zeit vor der Schwangerschaft verhütet, hatte die ganze Zeit weiter ihre Monatsblutungen gehabt und zwei Schwangerschaftstests gemacht, die negativ ausgefallen waren.

Das Urteil nahm Angéla B. mit lautem Schluchzen und unter Tränen auf. Ihr Verteidiger Alexander Krell hatte einen Freispruch gefordert. Es gebe vernünftige Zweifel daran, dass sich die Tat so abgespielt habe, wie es die Anklage schildere.

Die Staatsanwaltschaft hatte lediglich zwölf Jahre Haft wegen Totschlags gefordert. „Uns hat hier vieles erschüttert“, sagt Richter Weiß in einer ungewöhnlich emotionalen Urteilsbegründung. Vieles sei kaum zu ertragen gewesen. „Sie haben einen Menschen grausam getötet.“

Die junge Mutter hat vor der Tat schon sechs Kinder geboren, die nicht bei ihr, sondern bei Großeltern lebten. Das erste Kind kam bereits zur Welt, als sie in der 11. Schulklasse war. Danach brach sie die Schule ab. Zwischen 2015 und 2019 kamen vier weitere Kinder zur Welt. Ihr sechstes Kind gab sie nach der Geburt gleich im Krankenhaus zur Adoption frei. Im Sommer 2021 war sie mit einem neuen Mann nach Deutschland gezogen, lebte in einer Arbeiterunterkunft in Sachsendorf und arbeitete in einer Fischfabrik in Mutzschen bei Wurzen. Seit 11. November 2021 saß sie in Untersuchungshaft.