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Tödlicher Unfall auf A9: Wie sicher sind Reisebusse?

Ein Reisebus des Anbieters Flixbus verunglückt auf der A9 bei Leipzig schwer. Es gibt vier Tote und viele Verletzte. Wie sicher ist das Reisen mit dem Fernbus?

Von Henriette Kuhn
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Bei einem Unfall mit einem Reisebus auf der A9 nahe Leipzig sind vier Menschen ums Leben gekommen.
Bei einem Unfall mit einem Reisebus auf der A9 nahe Leipzig sind vier Menschen ums Leben gekommen. © dpa

Leipzig. Auf der Autobahn 9 bei Leipzig ist am Mittwoch ein Reisebus des Anbieters Flixbus auf dem Weg von Berlin nach Zürich schwer verunglückt. Die Polizei spricht von vier Toten und mehreren Verletzten.

Nach ersten Erkenntnissen ist der Doppelstockbus auf gerader Strecke zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz aus noch unbekannter Ursache ins Gebüsch gefahren und auf die Seite gestürzt.

Es ist nicht der erste fatale Unfall eines Flixbusses auf der Autobahn bei Leipzig. Im Mai 2019 geriet ein Reisebus auf der A9 an einer Böschung in Höhe des Parkplatzes Bachfurt von der Fahrbahn ab und kippte um, ein Mensch kam dabei ums Leben. Anfang dieser Woche gab es einen schweren Flixbus-Unfall in Italien, bei dem ein Passagier ums Leben kam. Wie sicher ist das Reisen mit dem Fernbus generell?

"Betrachtet man die reinen Fahrkilometer, ist das Reisen mit dem Fernbus nicht sicherer als das Pkw-Fahren, aber auch nicht unsicherer", sagt Siegfried Brockmann, Experte für Verkehrssicherheit und Unfallforschung, zu ZDF heute. Die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall mit dem eigenen Auto oder dem Fernbus sei in etwa gleich hoch.

Grundsätzlich müssen Busse einmal im Jahr zu einer technischen Überprüfung - doppelt so häufig wie ein Pkw. "Jedes verantwortliche Busunternehmen wartet seine Fahrzeuge eigenständig zwischendurch", so der Unfallexperte. Technische Ursachen für Unfälle seien bei modernen Reisebussen extrem selten.

Lenkzeiten bei Busfahrern: "An der Grenze zu dem, was tolerabel ist"

Wesentlich zur Vermeidung von Unfällen sei, dass die Busfahrer die Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Doch selbst, wenn dies korrekt eingehalten werde, seien die Regelungen "auch für Profifahrer an der Grenze zu dem, was tolerabel ist", sagt Brockmann zu ZDF heute.

Der Gesetzgeber schreibt für Busfahrer grundsätzlich nach einer Lenkzeit von 4,5 Stunden eine Unterbrechung von mindestens 45 Minuten vor. Es sei in Summe aber möglich, dass ein Busfahrer eine wöchentliche Lenkzeit von 56 Stunden hat, so Brockmann. Dies zeige, dass viele Busfahrer erheblich belastet seien. Hier müsse über eine Anpassung der Regelungen diskutiert werden.

Der Fahrer des verunglückten Flixbusses auf der Autobahn 9 bei Leipzig soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. "An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr", teilte ein Sprecher am Mittwoch dem Radiosender Antenne Bayern mit. Der Fahrer des Reisebusses ist nach Angabe der Polizei nicht unter den Toten. Details zum Gesundheitszustandes des Mannes wurden nicht genannt.

Gurte im Reisebus: "Bei solchen Unfällen ein Garant fürs Überleben"

Grundsätzlich rät der Unfallexperte dazu, dass sich Fahrgäste immer anschallen sollten. "Das ist bei solchen Unfällen ein Garant fürs Überleben", so Brockmann. "Wo Gurte verbaut sind, muss man sich anschallen." Daran hielten sich viele Fahrgäste nicht, lümmelten auf den Sitzen oder gingen auf die Toilette. "Das ist gerade bei solchen Unfällen fatal." (mit dpa)