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Vier Frauen sterben bei Flixbus-Unfall auf A9: Wie lässt sich die Gurtpflicht kontrollieren?

Vier Frauen starben bei dem schweren Busunfall nahe Leipzig. Nun wird eine strengere Kontrolle der Gurtpflicht diskutiert. Aber wie ist dies möglich?

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Nach dem tödlichen Busunfall auf der A9 bei Leipzig wird über strengere Kontrollen der Gurtpflicht diskutiert.
Nach dem tödlichen Busunfall auf der A9 bei Leipzig wird über strengere Kontrollen der Gurtpflicht diskutiert. © dpa

Leipzig. Die Anschnallpflicht in Fernbussen ist nach Einschätzung des Verbandes der Mitteldeutschen Omnibusunternehmen nur schwer durchzusetzen. Zwar würden die Fahrer bei Fahrtantritt und nach Pausen darauf hinweisen, und es gebe Hinweisschilder an den Plätzen, sagte Verbandschef Mario König am Dienstag "MDR Aktuell". Eine Kontrolle sei für den Busfahrer aber schlichtweg nicht machbar.

Ein Sprecher der Dresdner Polizei ergänzte, dass sich Gurt-Verweigerer im Bus schlechter überführen ließen. Die Kontrolle erfolge meistens auf Sicht, wenn man vorbeifahre. Auch technische Möglichkeiten seien begrenzt. Ein Sensor für nicht eingesteckte Gurte, wie er bei modernen Pkw oft verbaut ist, wäre zwar theoretisch möglich, würde aber bei jedem Toilettengang des Fahrgastes Alarm schlagen. Deshalb sei diese Technik, wie in Flugzeugen auch, nicht praktikabel.

Tödlicher Busunfall auf A9 bei Leipzig: Ursache weiter unklar

Am vergangenen Mittwoch war auf der A9 bei Leipzig ein Reisebus verunglückt. Vier Frauen starben, 30 Menschen wurden verletzt. Die Ursache und der genaue Hergang des Unfalls waren unklar und werden untersucht. Der Fernbus war von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gestürzt.

Knapp eine Woche nach dem Unfall steht inzwischen auch die Identität des vierten Todesopfers fest. Es handelt sich um eine 43 Jahre alte Frau aus der Ukraine, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Ricardo Schulz, am Dienstag auf Anfrage mitteilte.

Ermittlungen gegen Busfahrer: "Es wird alles auf den Kopf gestellt"

Gegen den Busfahrer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dem 62-Jährigen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Ob der Mann schon vernommen wurde, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen. Auch zur Unfallursache konnte er noch keine konkreteren Angaben machen. "Es wird alles auf den Kopf gestellt", sagte Schulz. Gegenstand der Ermittlungen werde auch sein, ob die Reisenden in dem Bus angeschnallt waren.

Nur zwei Tage nach dem tödlichen Unfall auf der A9 verunglückte ein doppelstöckiger Reisebus auf der Autobahn 44 bei Werl in Nordrhein-Westfalen. Nach Polizeiangaben wurden mehr als 20 Menschen verletzt.

Experten für Verkehrssicherheit erwähnen immer wieder, wie wichtig das Anschallen in Reisebussen ist. "Das ist bei solchen Unfällen ein Garant fürs Überleben", hatte Siegfried Brockmann, Experte für Verkehrssicherheit und Unfallforschung, bereits kurz nach dem Unfall zu ZDF heute gesagt. Brockmann: "Wo Gurte verbaut sind, muss man sich anschallen." Daran hielten sich viele Fahrgäste nicht, lümmelten auf den Sitzen oder gingen auf die Toilette. "Das ist gerade bei solchen Unfällen fatal." (dpa mit SZ/hek)