Schweinepest: So verschärfen sich die Regeln für Tierhalter

Von einer "dramatischen Entwicklung" spricht Udo Mann, Tierarzt und Sachgebietsleiter beim Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt. Die vor wenigen Tagen bestätigten Positivfälle von zwei Wildschweinen, die bei Jagden erlegt wurden, sind der Grund, dass nun der gesamte Landkreis zu "gefährdetem Gebiet" erklärt wurde. Vor allem das infizierte Schwein nahe Herwigsdorf führte dazu, dass umgehend gehandelt werden musste, weil es nahe eines Zuchtbetriebes erlegt wurde.
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Um die Schweinezüchter macht man sich beim Kreis daher große Sorgen. "Wir wollen die Schweinezucht nicht verlieren, denn es ist ein wichtiger Wirtschaftszweig", sagte Landrat Bernd Lange (CDU) in einer Pressekonferenz. Wie schwer das sein wird, ist allen klar. Denn nicht nur, dass die Vorsicht nochmals erhöht werden muss, um auszuschließen, dass infizierte Wildtiere und damit der Erreger in Ställe gelangen. Auch die übliche Schlachtung und Vermarktung der vorhandenen Tiere sowie die Futtermittelproduktion auf den Feldern ist durch die restriktiven Vorschriften in Gefahr.
Nur ein Schlachthof für "Gefahrzonen-Tiere"
So gibt es nur einen Schlachthof in Schleswig-Holstein, der derzeit Tiere aus gefährdeten Gebieten bundesweit annimmt und dann in die Vermarktung bringt. Da dort Tiere aus Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ankommen, reichen die Kapazitäten nicht aus. Die Schweinehalter müssen die Tiere länger in den Ställen halten und durchfüttern, der gesamte Kreislauf mit Geburt und Mast kommt durcheinander, skizzierte der Landrat.
Durch die Erweiterung der Sperrzone auf den gesamten Kreis - im Norden des Landkreises gelten die verschärften Regeln bereits seit Monaten - sind nun insgesamt 110 Betriebe betroffen, wo derzeit etwa 30.000 Schweine gehalten werden, skizzierte Dr. Mann. Rund die Hälfte der Tiere sollte jetzt eigentlich geschlachtet werden.
Perspektivisch beschwert zudem die eingeschränkten Möglichkeiten des Futtermittelanbaus dieser Betriebe. Sie müssten dann zukaufen und könnten es nicht wie bislang selbst produzieren. Zusätzliche Kosten in einer Branche, die derzeit ohnehin sehr unter Druck stehe, seien zu erwarten.
Leinenzwang für Hunde
Was genau nun gilt, ist in der Veröffentlichung der Landesdirektion Sachsen nachzulesen, die ab sofort gilt. Nach dem Fund eines mit Afrikanischer Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweines in Altbernsdorf und einem weiteren bei Herwigsdorf wurden die Sperrzonen neu geordnet. Abgesehen davon, dass eine Schweine-Freilandhaltung verboten ist, dürfen keine Tiere, kein Schweinefleisch oder andere Tierprodukte sowie Zuchtmaterial aus dem Gebiet transportiert werden.
Auch die Jagd ist geregelt, es soll laut Anordnung verstärkt nach Fallwild gesucht und Wildschweine bejagt werden. Damit Hunde nicht mit infizierten Tieren in Kontakt kommen, gilt nun im ganzen Kreis ein Leinenzwang. Bislang sind im Kreis mehr als 820 positiv getestete Wildschweine aufgefunden worden.