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Geheimnisse des Löbauer Nudeldampfers - SZ-Verlag bringt Neuauflage heraus

Das Buch über die Architektur, den Architekten und die Lebensgeschichten der Oberlausitzer Unternehmerfamilie Schminke ist ab sofort wieder erhältlich.

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Das Haus Schminke zieht nicht nur Architektur-Fans in seinen Bann. Jetzt gibt es eine Neuauflage des Buches über das Haus und die Familie.
Das Haus Schminke zieht nicht nur Architektur-Fans in seinen Bann. Jetzt gibt es eine Neuauflage des Buches über das Haus und die Familie. ©  Archivfoto: Rafael Sampedro

Zum Tag der Sachsen 2017 war das Werk erstmals verkauft worden: „Leuchtendes Schiff in schwerer See" - diesen Titel trägt das Buch über das Haus Schminke, das die Stiftung Haus Schminke und die Sächsische Zeitung gemeinsam herausbrachten. Die erste Auflage von 2.000 Exemplaren war vergriffen.

Nun gibt es eine Neuauflage - mit wenigen kleinen Änderungen. So wurde das Kapitel über die benachbarte Nudelfabrik angepasst. Denn gegenüber dem Ursprungswerk gibt es hier inzwischen neue Entwicklungen, die bei der Erstauflage noch gar nicht abzusehen waren. Die Stadt hat die ehemalige Fabrik ersteigert und es gibt Bemühungen, das Areal wiederzubeleben.

Zudem hat das Buch jetzt ein Hardcover. Erhältlich ist es ab sofort für 25 Euro in den DDV-Lokalen, zum Beispiel in Zittau auf der Neustadt. Verkauft wird es ebenso im Haus Schminke selbst und in Löbau in der Pressewelt am Promenadenring.

Worum geht es in dem Buch über Löbaus berühmtestes Haus? Nudelfabrikant Fritz Schminke und seine Frau Charlotte ließen das Haus gleich neben ihrem Betrieb bauen. Den damals schon namhaften Architekten Hans Sharoun hatten sie sich selbst ausgesucht. Insbesondere zwischen den beiden Männern entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Ausgerechnet zum Beginn der NSDAP-Diktatur bezog Familie Schminke das Haus. Der Beginn etlicher Widersprüche, die mit der Villa der Fabrikantenfamilie bis heute in Verbindung gebracht werden.

Das Buch stellt die Architektur, den Architekten und die Lebensgeschichten der Oberlausitzer Unternehmerfamilie vor. Und dabei geht es eben auch um diese Widersprüche. Dem ging ebenso die Urenkelin von Fritz Schminke auf den Grund - eine in Israel geborene junge Jüdin.

Moderne Kunst wurde in jenen Tagen in den 1930er Jahren als "entartet" verdammt, die Werke moderner Autoren verbrannt. Auch die Villa Schminke zählte dank ihrer Architektur und Ausstattung als Ausdruck der Moderne.

Bauherr Schminke selbst trat in jener Zeit der NSDAP bei und gleichzeitig arbeitete er intensiv mit einem modernen Architekten zusammen, war gar mit ihm befreundet. Wie passt das zusammen? Auch damit befasst sich das Werk, dessen Autor der frühere SZ-Journalist Frank Seibel aus Görlitz ist.

Die heutige Bedeutung des Hauses Schminke erlangte der Bau dadurch, dass Sharoun Ende der 1960er-Jahre der internationale Durchbruch gelang. Und zwar mit dem berühmten Bau der Zirkuszelt-artigen Philharmonie in Berlin. Das Haus Schminke allerdings, nannte er selbst, "das Haus, das ihm am liebsten war". Heute gilt es weltweit als eines der wichtigsten und bekanntesten Wohnhäuser der klassischen Moderne. Deshalb kommen Gäste aus aller Welt nach Löbau - um bemerkenswerte Einfälle zu bewundern, wie etwa eine der ersten Einbauküchen überhaupt oder Türklinken, die man mit vollen Händen öffnen kann. Denn die Villa Schminke ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch durch und durch praktisch und durchdacht für das Leben einer Familie. Einer, die Löbau und seine Geschichte bis heute prägt. (SZ/rok)