Löbau
Merken

Straßenmeisterei soll nach Obercunnersdorf ziehen

Der Kreis will in Obercunnersdorf am Sportplatz neu bauen. Was die Gemeinde davon hält und warum Löbaus Ex-OB Dietmar Buchholz etwas dagegen hat.

Von Romy Altmann-Kuehr & Sebastian Beutler
 5 Min.
Teilen
Folgen
Die Straßenmeisterei in Lawalde. Künftig braucht sie ein neues Domizil.
Die Straßenmeisterei in Lawalde. Künftig braucht sie ein neues Domizil. © Matthias Weber/photoweber.de

Gleich hinter dem Sportplatz beginnt der Acker. Auf der anderen Straßenseite reihen sich Einfamilienhäuschen aneinander. Und genau dort, zwischen der neuen B178 und den letzten Häusern von Obercunnersdorf, könnte ein Gewerbegebiet entstehen, für einen ganz bestimmten Zweck: Der Landkreis Görlitz hat die Fläche ins Visier genommen, um eine neue Straßenmeisterei für das gesamte Umland zu bauen.

Bisher ist die Straßenmeisterei für den Raum Löbau in Lawalde ansässig. Doch seit vergangener Woche gibt es eine gravierende Änderung: Da nämlich hat der Kreistag beschlossen, dass er die Straßenmeistereien beziehungsweise ihre Standorte übernimmt.

Die Straßenmeistereien stehen schon seit 2008 unter Regie des Landkreises. Doch ihre Standorte in Weißwasser, Niesky und Lawalde sowie der Stützpunkt Reichenbach und der Lagerplatz Ebersbach gehörten weiterhin dem Freistaat. Der Kreis hatte seinerzeit das Angebot abgelehnt, die Immobilien zu übernehmen, schließlich gehören Unterhalt und Investitionen dazu. Nun hat der Freistaat das erneut angeboten. Und diesmal ist der Landkreis den Handel eingegangen. Im Gegenzug zahlt der Freistaat bis Jahresende knapp zehn Millionen Euro an den Landkreis. Damit will der dann die Straßenmeistereien auf Vordermann bringen. Zudem sind die Unterhaltungskosten für zehn Jahre in der Summe enthalten.

Das Geld braucht der Landkreis dringend, um die Aufgabe zu stemmen. Denn in den letzten Jahren ist in die Standorte zu wenig investiert worden. Der Kreis spricht von baulichen Mängeln. Am schlimmsten sei die Situation in Lawalde. Fahrzeuge, Geräte- und Werkstatthallen würden gravierende bauliche und technische Mängel aufweisen, heißt es vom Landkreis.

Kreis nennt Standort in Obercunnersdorf "sinnvoll"

Der Kreis jedenfalls hält die Sanierung der Straßenmeisterei Lawalde an ihrem jetzigen Standort für nicht empfehlenswert. So soll ein Großteil der Ablösesumme in einen neuen Betrieb fließen. Und der könnte in Obercunnersdorf gebaut werden. Das Landratsamt hat verschiedene Standorte geprüft und würde die neue Straßenmeisterei am liebsten dort in einem neuen Gewerbegebiet neben dem Sportplatz in Richtung Friedensthal einrichten.

Der große Vorteil: Der Standort liegt nur etwa 100 Meter von der Auffahrt Obercunnersdorf auf die B178 entfernt. Der Kreis und damit die Straßenmeistereien sind ja gerade auch für den Unterhalt und die Instandsetzung von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen zuständig. Der neue Standort wäre zentraler gelegen für die B178, seit Jahren werde über ein Gewerbegebiet an dieser Stelle geredet, samt einer Zugangsstraße, hieß es im Kreistag. Kreiskämmerer Thomas Gampe bezeichnet daher diesen Standort als "sinnvoll".

Um hier bauen zu können, müsste aber eben ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Denn bisher gibt es an dieser Stelle kein Baurecht. "Gewerbeflächen haben wir in der Gemeinde nicht mehr", so Michael Görke, Bürgermeister der Gemeinde Kottmar, zu der Obercunnersdorf gehört. Das sei ein Problem vieler Orte: Die bestehenden Flächen sind belegt. Für Neuansiedlungen ist kein Platz. Dafür müssen erst neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Und das bedeutet einen langen, bürokratischen Weg. Auch im Falle, dass in Obercunnersdorf eine neue Straßenmeisterei gebaut wird, müsste erst ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Buchholz schlägt Löbau vor

Den langen, bürokratischen Weg hat zum Beispiel Löbau bereits beschritten. Die Stadt hat - ebenfalls mangels Flächen für neue Unternehmensansiedlungen - ein neues Gewerbegebiet auf den Weg gebracht. Es soll nahe der B178 in Löbau-West entstehen. Und prompt schlägt Löbaus ehemaliger Oberbürgermeister Dietmar Buchholz, der im Kreistag sitzt, vor, die neue Straßenmeisterei doch in eben jenem neu entstehenden Gewerbegebiet in Löbau zu bauen. Diese Idee ließ er jedenfalls in der jüngsten Kreistagssitzung verlauten, als es um die Straßenmeistereien ging. 2017 habe er als Oberbürgermeister begonnen, die Erweiterung des Gewerbe-Areals voranzutreiben, jetzt läge die Genehmigung vor. Schneller, so schätzte er ein, werde es wohl auch in Obercunnersdorf nicht gehen.

Noch ist nicht endgültig entschieden, wo die neue Straßenmeisterei gebaut werden soll. Beim Landkreis favorisiert man aber den Standort in Obercunnersdorf, der zentral gelegen ist an der B178. Auch hier könnte in einem entsprechenden Verfahren Baurecht hergestellt werden, erklärt Kottmar-Bürgermeister Görke. Mit dem Landwirt, dem das bevorzugte Areal gehört, sei bereits gesprochen worden. Er wäre bereit, die Flächen herzugeben. Zuerst sollen aber die Obercunnersdorfer angehört werden.

Mit Anwohnern der Siedlung, die nahe an der anvisierten Fläche liegt, hat die Gemeinde bereits gesprochen. Nun soll es noch einmal eine Einwohnerversammlung für alle Ortsbewohner geben. "Das betrifft ja den ganzen Ort", so Görke. Man wolle die Einwohner rechtzeitig informieren - und erfahren, was sie davon halten. Schon Anfang November soll die Versammlung stattfinden.

Gemeinde hofft auf Straßenausbau

Die Verbindungsstraße von Obercunnersdorf nach Strahwalde/Friedensthal ist marode. Die Gemeinde Kottmar hofft schon seit Längerem auf den Ausbau.
Die Verbindungsstraße von Obercunnersdorf nach Strahwalde/Friedensthal ist marode. Die Gemeinde Kottmar hofft schon seit Längerem auf den Ausbau. © www.foto-sampedro.de

Michael Görke jedenfalls sieht dadurch Vorteile für den Ort. "Das wäre nicht verkehrt an dem Standort." Dann habe man zum Beispiel Technik im Ort, die auch in Katastrophenfällen helfen könnte.

Und er sieht auch eine Chance, dass endlich die Straße Richtung Friedensthal erneuert wird. Das steht schon lange auf der Wunschliste der Gemeinde, denn sie ist ziemlich marode. Zuständig ist aber der Landkreis. Bisher fehlte das Geld dafür. "Wir müssten uns als Gemeinde mit dem Gehwegbau beteiligen", erklärt der Bürgermeister. Entstünde hier ein solches Vorhaben, müsste die Straße auf jeden Fall zuvor ausgebaut werden, so Michael Görke.