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Wohin gehört eigentlich Grube?

Kreis Löbau oder Kreis Bautzen – eine Schilderposse sorgte jahrzehntelang in dem Ortsteil von Nostitz für Verwirrung.

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Siegfried Unger 1995 vor dem falschen Ortsschild.
Siegfried Unger 1995 vor dem falschen Ortsschild. © Archivfoto: Rolf Dvoracek

Grube heißt das winzige Örtchen mit wenigen Häusern und noch weniger Einwohnern. Abseits der großen Straßen verirrt sich kaum jemand in den Ortsteil von Nostitz, der mittlerweile zur Stadt Weißenberg gehört. Grubes einzige Dominante ist eine riesige Mühle am Löbauer Wasser. Hier hatte man sich bis 1981 auf die Bearbeitung und Verpackung von Reis spezialisiert. Und die Kreisgrenze zwischen den heutigen Landkreisen Görlitz und Bautzen liegt zum Greifen nah. Sie war der Grund für eine jahrelange Ortsschilderposse. Ausgangspunkt war die Kreisreform 1952. Damals musste der Kreis Löbau, der heute Bestandteil des Kreises Görlitz ist, tüchtig Federn lassen.

Er gab 23 seiner 74 Gemeinden an Nachbarkreise im Norden und Osten ab, darunter Nostitz mit Grube, die an den Kreis Bautzen gingen. Das hatte verwaltungstechnische Auswirkungen. Auch Ortseingangsschilder mussten geändert werden. Grube hatte man dabei offenbar wegen seiner abgeschiedenen Lage vergessen. Noch im Februar 1995 gehörte Grube auf einem dieser Schilder zum Kreis Löbau. Anwohner machten sich ihren Reim darauf, warum alle Kreisreformen und Schilder-Neubeschriftungen an dieser Ortseingangstafel vorbeigegangen waren.

Für Siegfried Unger, Nachfahre des ehemaligen Mühlenbesitzers, waren die Löbauer und die Bautzener Polizei die größten Nutznießer. Bei Verkehrsproblemen könnten die Ordnungshüter immer auf den jeweils anderen Kreis verweisen und brauchten damit die Statistik nicht mit fremden Unfällen belasten, gab er vor fast 30 Jahren seine Interpretation verschmitzt zu Protokoll. Die Zeit ist in Grube deshalb nicht stehen geblieben. Wenn auch die Mühle stillgelegt ist (ihr überdimensionales Speichergebäude wurde vor 100 Jahren errichtet) hat die benachbarte Wasserkraftanlage in Sachen erneuerbare Energien einen großen Stellenwert. Durch ein Gefälle von 3,5 Meter wird hier die Kraft des Löbauer Wassers optimal ausgenutzt. Nicht zuletzt liegt die kleine Siedlung, der einst der Lehmabbau ihren Namen gab, in einem idyllischen Wandergebiet. (dD)