Bischdorfs heimliche Wunderquelle

Ob das eine Wunderquelle ist? Roland Höhne muss lachen. "Scheint so", kommentiert Rosenbachs Bürgermeister leichthin. Zumindest, wenn man nach den vielen Berichten geht, die sich um das kräftig sprudelnde und ziemlich kühle Nass ranken: Eine Frau im Ort schwöre auf ihren Kaffee mit dem Quellwasser, andere kommen mit ganzen Kästen leerer Sprudelflaschen, die sie hier befüllen, manche tragen das Wasser in Kanistern fort - zu welchem Zweck auch immer. "Ja, hier ist immer viel los, nicht nur am Wochenende, meist auch abends", erzählt eine Anwohnerin, die nahe der namenlosen Quelle in Bischdorf am Dolgowitzer Weg kurz vor dem Wald wohnt.
Dabei kommen nicht nur Einheimische - auch Fremde werden immer wieder gesichtet. Es soll sogar nahe Niesky Fans des Bischdorfer Quellwassers geben. Ein früherer Anwohner, der jetzt im betreuten Wohnen in Zittau lebt, komme ebenfalls immer wieder mit dem Auto hierhergefahren, um sich Quellwasser zu holen, berichten Einheimische. Auch die Familie von Pfarrer Friedemann Bublitz hat das Quellwasser für sich entdeckt: "Anwohner lassen das Wasser immer wieder testen, es hat eine hohe Qualität und es schmeckt sehr gut", betont Bublitz.
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Wasser und Quellen gab es hier am Fuße des Georgenberges schon immer. Eine davon ergoss sich auf einer trapezförmigen Wiesenfläche, die jahrelang wenig gepflegt war - vermüllt müsste man wohl eher sagen. "Diese Ecke war uns schon immer ein Dorn im Auge, sie gehörte erst der Treuhand, dann dem Bund, aber niemand kümmerte sich darum", sagt Höhne. Bis es 2021 der Gemeinde gelang, das Stück Land im Zusammenhang mit anderen Flächen zu kaufen.

Danach sah alles ganz einfach aus: Über den Kleinprojektefonds der Kulturstiftung Sachsens beantragte Rosenbach Geld. 20.000 Euro erhielt die Gemeinde für einen neuen Wanderparkplatz und die Fassung der Quelle. Doch gerade Letzteres gestaltete sich enorm schwierig - und war monatelang Gesprächsthema im Ort. Bisher gab es ein Loch mit provisorischem Gartenschlauch am Auslauf und ein altes Rohr. Stattdessen fasste die Gemeinde die Quelle in einen Stein mit Edelstahl-Auslauf. Sieht gut aus - aber das Wasser lief nicht mehr so drangvoll wie bisher.
Rasch gab es Diskussionen, das Wasser habe nicht genug Druck, um über den Hahn herauszusprudeln. Auch die Frage, wo genau eigentlich die Quelle liege und Rohre verliefen, kannte etliche Antworten. Woher das Wasser kam, war aber bald klar: Ein alter, eigentlich stillgelegter Brunnen auf einem Privatgrundstück war der Ausgangspunkt einer alten, verrosteten Eisenleitung, die auf der Wiese endete und früher eine Trinkwasserleitung war. "Ein Teil dieses Rohres war mit Wurzelknollen richtig durchsetzt, das Rohr vom Rost zerfressen", erinnert sich Höhne. "Als wir vor einigen Wochen dachten, alles erledigt zu haben, stand am nächsten Tag die ganze Wiese unter Wasser", schildert der CDU-Bürgermeister. Der Grund: eine zweite Leitung, ein Überlaufrohr. Der Ehrgeiz, den er über die Monate entwickelt hat, das Wasser endlich zum Sprudeln zu bringen, verwundert Höhne selbst. Er hat mit Helfern vermessen, sondiert und nivelliert, um dem Problem auf die Schliche zu kommen. Mit Erfolg.
Jetzt sprudelt das kalte, klare Nass in einen Granittrog. "Der ist von meinem Grundstück, ich habe ihn da schon zweimal versetzt und keinen rechten Platz gefunden", erzählt Höhne. Hier passt er bestens hin und verhindert zudem, dass jeder, der sich der Quelle nähert, gleich nassgespritzt wird. Auch ein Schild "Kein Trinkwasser" ist angebracht. Eine Vorsichtsmaßnahme: "Weil wir als Gemeinde das Wasser nicht ständig testen können", erklärt Höhne.