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Gewaltorgie ja – aber kein Mord

Der Dresdner Taxifahrer Helmut König hat seine Frau erschlagen und muss wegen Totschlags ins Gefängnis. Das Urteil ist eine Überraschung.

Von Alexander Schneider
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Helmut König im Gericht.
Helmut König im Gericht. © René Meinig

Dresden. In nur drei Tagen hat das Landgericht Dresden den Prozess gegen Helmut König, einen 61-jährigen Taxifahrer, durchgezogen. Der Dresdner hat seine Frau Erika W. (77) im Schlaf mit einem Hammer erschlagen und musste sich wegen Mordes verantworten. Doch der Schuldspruch kommt am Donnerstag für Beobachter überraschend.

Trotz der entsetzlichen Tat, der Vorsitzende Richter Martin Uebele spricht von einer Gewaltorgie, verurteilt das Schwurgericht König „nur“ wegen Totschlags zu 13 Jahren. Mord hätte für den Angeklagten zwangsläufig lebenslänglich bedeutet, mit einer Entlassung nach mindestens 15 Jahren hätte er nicht rechnen können. Jetzt jedoch kann er auf eine Zweidrittel-Regelung hoffen, das wären etwa achteinhalb Jahre.

Laut Anklage hatte König seine schlafende Frau mit einem ein Kilo schweren Hammer getötet – mit neun wuchtigen Schlägen auf den Kopf. Da die Frau schlief, wurde König Heimtücke als Mordmerkmal unterstellt. Doch Heimtücke, das erklärte Uebele ausführlich in seiner einstündigen Urteilsbegründung, erfordere eine „feindliche Willensbildung“. Diese habe das Gericht König jedoch nicht nachweisen können. Die Richter folgten damit dem Plädoyer von Verteidiger Jürgen Saupe.

König hatte sich am 19 Juni, zwei Tage nach der Tat, gestellt. In allen Vernehmungen habe er nie ein anderes Motiv zu erkennen gegeben, als dass er seine Frau getötet habe, um ihr die volle Offenbarung der finanziellen Misere, in der er sich und sie gebracht habe, zu ersparen. „Schonung der Ehefrau“, nannte Uebele dieses Motiv. König ist seit vielen Jahren spielsüchtig, auch seine Frau hatte mit ihm gemeinsam Geldautomaten gefüttert. 

Ob der 77-jährigen Rentnerin jedoch das Ausmaß der Misere bewusst war, blieb offen. König habe die Miete nicht mehr bezahlt, die Drewag hatte angekündigt, den Strom zu sperren, und am Freitag vor der Tat hatte König seinen Job als Taxifahrer verloren, weil er Geld unterschlagen habe, sagte Uebele und betonte mehrfach, allein der Angeklagte habe diese Notlage herbeigeführt. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, die finanzielle Notlage aufzulösen, so Uebele. Die Ehefrau mit einem Hammer zu erschlagen, sei jedoch die abseitigste und fernliegendste.