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Mehr als nur ein Spielplatz

In Trogen sammelten die Einwohner jetzt Geld. Doch der Trend geht weg von reinen Kinderspielplätzen.

Von Jürgen Müller
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Hurra, wir haben einen Spielplatz! Die Lommatzscher Mädchen und Jungen können sich freuen. Doch wie sieht es in den ländlichen Ortsteilen mit Spielgeräten aus? In vielen Dörfern helfen sich die Bewohner selbst.
Hurra, wir haben einen Spielplatz! Die Lommatzscher Mädchen und Jungen können sich freuen. Doch wie sieht es in den ländlichen Ortsteilen mit Spielgeräten aus? In vielen Dörfern helfen sich die Bewohner selbst. © Gerhard Schlechte

Lommatzsch. Darauf mussten die Lommatzscher lange warten: ein Spielplatz mitten in der Stadt. Das Warten hat sich gelohnt. Nicht nur Mädchen und Jungen des Hortes turnen auf den Spielgeräten herum. 

Ein Spielplatz für Stadtkinder ist sinnvoll. Doch braucht auch jedes Dorf, jeder der 39 Lommatzscher Ortsteil einen öffentlichen Spielplatz? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Nein, sagen die einen, schließlich wohnt auf dem Dorf in der Regel jeder im eigenen Haus, gibt es auf dem eigenen Grundstück und in den Orten zahlreiche Plätze, auf denen sich die Kinder gefahrlos austoben können. Nein, sagen die anderen, denn unsere Kinder sind doch nicht weniger wert als die in der Stadt. Dazu gehören auch die Trogener. 

Weil die Stadt Lommatzsch nicht in der Lage ist, in jedem Ortsteil einen öffentlichen Spielplatz zu errichten, greifen sie jetzt zur Selbsthilfe. Sie sammelten im Dorf Geld, insgesamt kamen 1 165 Euro zusammen. Der größte Anteil kam von zwei Familien, die 500 beziehungsweise 300 Euro spendeten. Das freilich reicht noch lange nicht. Die Kosten für den Spielplatz in Trogen betragen allein für das Spielgerät, ein Klettergerüst mit Schaukel, rund 2.000 Euro. 

Deutlich höher sind allerdings die Kosten für den Aufbau, der wegen des Unfallschutzes durch eine professionelle Firma durchgeführt werden muss. Das kostet nochmals 4.500 Euro. „Diese Position beinhaltet nicht nur die Arbeitsleistung, sondern vor allem viel Material für den Fallschutz“, erläutert die Lommatzscher Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP). Die Stadt wird das fehlende Geld dazuschießen. Sie ist auch für das Warten, das Erhalten und die regelmäßige Überprüfung der Spielgeräte verantwortlich. „In Orten mit wenigen Kindern versuchen wir, Spielplätze gemeinschaftlich mit der Dorfbevölkerung zu bauen. Die Leute sollen sich angemessen daran beteiligen. 

Ziel ist, die Bindung des Dorfes mit dem Platz zu stärken, auch für die Zeit, wenn die Kinder älter werden. Deshalb sammeln die Einwohner fleißig Spenden, so zum Beispiel auch in Roitzsch“, sagt die Bürgermeisterin. Die Plätze, die entstehen, sollen mehr sein als reine Kinderspielplätze. Es wird auch Sitzmöglichkeiten für ältere Leute geben, die Plätze sollen für Dorffeste genutzt werden. „Die Leute sollen sich dort untereinander helfen und ihre Nachbarschaft pflegen“, so Anita Maaß.

Auch anderswo hat das schon geklappt, beispielsweise in Neckanitz. Knapp 9 000 Euro kostete der Spielplatz, auf dem es eine Wippe, eine Schaukel, ein Karussell, einen Sandbagger, eine Balancierstrecke und eine Kletterwand gibt. Doch ohne die Initiative der Eltern wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Die Stadt Lommatzsch hat nicht so viel Geld, um in jedem Ortsteil einen Spielplatz zu bauen. Doch die Neckanitzer halfen sich selbst. Sie sammelten im Ort Geldspenden ein. 1 300 Euro kamen so zusammen, die Stadt gab weitere 1 000 Euro dazu. Ein Sponsor steuerte weitere 1 000 Euro bei. Dann kamen noch einmal 5 000 Euro Fördermittel aus dem Programm der Integrierten Ländlichen Entwicklung, eines europäischen Förderprogramms, dazu.

Auch in Churschütz entstand ein solcher Spielplatz durch die Initiative der Einwohner. Allerdings war das Holz, aus dem die Spielgeräte hergestellt waren, mit einem Holzschutzmittel behandelt worden. Deshalb mussten die Geräte ausgetauscht werden.

In Trogen werden von dem Spielplatz nicht nur die einheimischen Kinder profitieren. Auch eine Pension kann damit ihren Gästen eine Freizeitmöglichkeit anbieten. Und nicht zuletzt sollen Spaziergänger und Tagestouristen den Platz nutzen.

Neu ist die Idee von Mehrgenerationenplätzen nicht. Auch in der Gemeinde Niederau soll ein solcher auf einem Teil des ehemaligen Sportplatzes entstehen. Gedacht ist neben einem Kinderspielplatz auch an Sportgeräte für Erwachsene, Sitzgelegenheiten und eine Pergola. Bereits in diesem Jahr soll der Mehrgenerationenplatz fertig sein.