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Mehr Geld für schlecht bezahlte Künstler

Fünf von neun kommunalen Bühnen und Orchestern erhalten nach jahrelangem Verzicht nun 100 Prozent Tarif. Dafür spielen sie mehr, vor allem für Kinder.

Von Bernd Klempnow
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„Wunderland“
nennen die Tanz-
Erfinder Marko E. Weigert und Dan Pelleg ihre neue Produktion am Theater Görlitz/Zittau. Ein Wunder trat bereits ein: Es gibt überraschend mehr Geld von Freistaat und Kommunen für bislang unterbezahlte Künstler.
„Wunderland“ nennen die Tanz- Erfinder Marko E. Weigert und Dan Pelleg ihre neue Produktion am Theater Görlitz/Zittau. Ein Wunder trat bereits ein: Es gibt überraschend mehr Geld von Freistaat und Kommunen für bislang unterbezahlte Künstler. © Marlies Kross

Künstler, heißt es, haben das zweite Gesicht – sie sehen Ereignisse voraus. So, wie das Ballett-Team vom Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau. Das bringt am Sonnabend den Abend „Wunderland“ heraus. Inspiration war ein Zitat von Albert Einstein, wonach die „Fantasie wichtiger als Wissen ist, denn Wissen ist begrenzt. Fantasie aber umfasst die ganze Welt.“

Und ein Wunder im Land ist tatsächlich eingetreten. Die Künstler dieses Mehrspartenhauses, die seit Jahrzehnten bis zu 20 Prozent unter Tarif entlohnt wurden, bekommen rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres 100 Prozent. Der Grund: Das Kabinett hat dem Konzept des Kunstministeriums zugestimmt, nach dem die Beschäftigten von kommunalen Theatern und Orchestern besser bezahlt sowie weitere Kulturangebote ermöglicht werden sollen. Dafür sind in den nächsten vier Jahren 40 Millionen Euro vorgesehen, die im aktuellen Doppelhaushalt von den Abgeordneten des Landtags freigegeben wurden. Den Deal stellte Ministerin Eva-Maria Stange in Dresden vor, die ersten Zuwendungsbescheide überreicht sie persönlich noch diese Woche – unter anderem dem Mittelsächsischen Theater Freiberg/Döbeln.

Auch Stärkung aller Kunstsparten

Der Kabinettsbeschluss sieht einerseits die allgemeine Erhöhung der Landeszuweisungen für die Kulturräume um jährlich sieben Millionen Euro für kommunale Theater und Orchester mit Haustarifverträgen im Zeitraum von 2019 bis 2022 vor. Zudem gibt es weitere drei Millionen Euro zur Stärkung der anderen Kunstsparten in den Kulturräumen. Fünf der insgesamt neun Einrichtungen können damit die Löhne ihrer Beschäftigten auf 100 Prozent des aktuellen Flächentarifs anheben, wovon neben dem Mittelsächsischen, dem Chemnitzer und dem Lausitzer Theater auch die Elbland Philharmonie Sachsen profitiert. Vier weitere Einrichtungen wie die Deutsche Bläserakademie erhöhen die Löhne auf bis zu 95 Prozent des Flächentarifs.

„Ich bin sehr froh, dass wir als Freistaat die Träger der kommunalen Theater und Orchester unterstützen können, ihre Beschäftigten besser zu entlohnen“, so Stange. „Diese Häuser gewährleisten mit ihrer Arbeit, dass in der Fläche des Landes überall hochwertige kulturelle Angebote genutzt werden können. Das sorgt für eine hohe Lebensqualität und Zufriedenheit der Menschen jenseits der Großstädte.“ Stange lobte ausdrücklich die kommunalen Träger, die mit 30 Prozent an der Einkommenssteigerung beteiligt sind. Anfangs waren sie aus diesem Grund gegen den Geldsegen aus Dresden. An ihnen liegt es auch, wer 100 Prozent kriegt und wer weniger.

Ziemlich konkret ist bereits, was nun die Einrichtungen an zusätzlichen Angeboten bieten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Veranstaltungen zur kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche. Beispiele sind zusätzliche Klassenzimmeraufführungen durch das Theater Plauen/Zwickau, das neue Integrationsprojekt „Tandem“ des Theaters Freiberg/Döbeln, die Steigerung der Schülerkonzert-Zahl durch das Leipziger Sinfonieorchester von 25 auf 30 pro Saison. Auch die Elbland Philharmonie will die Zahl der Kinderkonzerte und Schulveranstaltungen um mindestens zehn Prozent steigern. Das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau wird zusätzliche mobile Produktionen in Musiktheater, Schauspiel und Tanz sowie von Schul- und Jugendkonzerten an dezentralen Spielorten realisieren. Das Theater Chemnitz plant Kooperationsprojekte mit Schulen sowie eine Zusammenarbeit mit der renommierten Kinderkomponistenklasse Dresden.