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Vom Bauhelfer zum Teamleiter: Quereinsteiger erhalten Anerkennung

Die ersten Mitarbeiter von Brumm-Bau aus Meißen haben jetzt den Nachweis erworben, dass sie ihren Job genauso gut beherrschen wie ein Facharbeiter.

Von Harald Daßler
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Sichtlich stolz auf seine Bauleute: Brumm Bau-Chef  Andreas Poller (M.) gratuliert Jens Paul (l.) und Arben Belaj zu den erfolgreich bestandenen Prüfungen.
Sichtlich stolz auf seine Bauleute: Brumm Bau-Chef Andreas Poller (M.) gratuliert Jens Paul (l.) und Arben Belaj zu den erfolgreich bestandenen Prüfungen. © Janet Herzog

Meißen. Arben Belaj und Jens Paul sind jetzt anerkannt. Beide haben es schriftlich, dass sie ihren Beruf auf dem Bau beherrschen – trotz des Quereinstiegs. Mit einem sogenannten Validierungszertifikat haben die beiden Männer nun ein Papier in der Hand, das ihnen bescheinigt, dass sie den Bauberuf genauso gut beherrschen wie ein Facharbeiter. In der Pirnaer Außenstelle des Überbetrieblichen Ausbildungszentrums Dresden konnten die beiden Mitarbeiter der Brumm Bau GmbH ihren Nachweis in Empfang nehmen. Erster Gratulant war ihr Chef Andreas Poller, der seine Kollegen zur feierlichen Übergabe der Zertifikate begleitet hatte.

"Die Erfahrung macht's!". Dieses Motto, das der 2022 verstorbene Geschäftsführer Ingolf Brumm geprägt hatte und womit das Meißner Unternehmen nicht nur auf seinen Fahrzeugen wirbt, liegt auch Andreas Poller am Herzen. Brumm-Bauleute führen anspruchsvolle Aufträge aus, sind auf Baustellen im Einsatz, wo besondere handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt sind, zum Beispiel die Schlosskapelle in Dresden. Hier hat auch Arben Belaj gearbeitet. Der 33-Jährige, der aus Albanien stammt, hatte keinerlei Ausbildung, als er vor sechs Jahren bei Brumm Bau anfing. Als Bauhelfer.

Mit offenen Augen

Von den Kollegen auf der Baustelle hat er sich vieles abgeschaut und im Arbeitsalltag erlernt – Handgriffe ebenso wie exaktes Mauern und Putzen. Dieses Interesse war für Andreas Poller ausschlaggebend Arben sofort anzumelden, als er von der Möglichkeit zur Validierung erfuhr. Außerdem schickte er Jens Paul nach Pirna. Der 54-Jährige hatte in der Meißner Schuhfabrik gelernt und war eher durch Zufall auf dem Bau gelandet, ohne hierfür ausgebildet zu sein.

Die beiden Männer nahmen im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum an einem Lehrgang teil, bei dem fachliches Wissen vermittelt und vertieft wurde. Von 7 bis 16 Uhr stand einiges von dem auf dem Programm, womit sich Bau-Lehrlinge während ihrer mehrjährigen Ausbildungszeit befassen. Mit Maurertechniken, Eckenputz, Estriche oder Fliesen nennt Andreas Poller einige Stichworte aus dem straffen 14-tägigen Programm.

In Prüfungen galt es theoretischen Wissen und praktische Fertigkeiten unter Beweis zu stellen. Vor den kritischen Augen eines Meisters mussten beide zeigen, dass sie in der Lage sind, eine Mauer nach einer Zeichnung hochzuziehen. Dabei kam es auf die richtige Mischung des Mörtels ebenso an wie auf exakte Höhen und Winkel – und möglichst geringe Toleranzen. "Ein anspruchsvolles kleines Bauwerk" haben seine beiden Kollegen in der Lehrwerkstatt geschaffen, berichtet Andreas Poller stolz. "Der Prüfer war zufrieden", fügt Arben hinzu.

Neue Perspektiven in der Firma

Das Zertifikat erhöht nicht nur den Marktwert der beiden Bauarbeiter, was sich auch in der tariflichen Eingruppierung bzw. auf die künftige Bezahlung auswirken wird. Das Papier schafft ihnen auch neue Perspektiven. Für Arben, der nach der Geburt seines ersten Kindes derzeit im Erziehungsurlaub ist, eröffnet sich die Möglichkeit, auf künftigen Baustellen als Vorarbeiter oder Teamleiter eingesetzt zu werden. Und Jens Paul, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auf dem Bau bereits als Polier gearbeitet hat, besitzt nun auch einen amtlichen Nachweis dafür.

Die Erfahrungen und guten Ergebnisse seiner beiden Mitarbeiter bestärken den Brumm Bau-Chef, weitere Kollegen zu einem Lehrgang für ein solches Zertifikat zu schicken. Vier weitere Bauleute hat Andreas Poller schon in Pirna angemeldet. Er nennt es auch "eine Investition in die Zukunft".