SZ + Meißen
Merken

Meißner Imker nimmt Böhmermann-Honig aus dem Sortiment

Der Meißner Imker Rico Heinzig verschwand nach der Gerichtsverhandlung mit Jan Böhmermann vor einer Woche spurlos – ganz zum Ärger vieler Journalisten. Im Gespräch erklärt er nun warum - und wie es weitergeht.

 7 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Imker Rico Heinzig war guter Dinge vor der Verhandlung. Wie geht's ihm danach?
Imker Rico Heinzig war guter Dinge vor der Verhandlung. Wie geht's ihm danach? © Claudia Hübschmann

Meißen/Dresden. Die Güteverhandlung zwischen Imker Rico Heinzig und dem Anwalt von Jan Böhmermann am Landgericht endete ohne eine Einigung. Danach war der Imker wie vom Erdboden verschluckt.

Herr Heinzig, Sie waren nach der Verhandlung einfach nicht mehr auffindbar. Was war denn los?

Der mediale Druck, ausgelöst durch Jan Böhmermann und das ZDF, war und ist nur schwer auszuhalten. Ich bin weder Politiker noch Medienprofi, sondern ein einfacher Imker, der sich in Ruhe um seine Bienen kümmern möchte und Honig verkauft, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Der Medienrummel der letzten Tage war dann einfach zu viel. Jetzt brauchen wir erst mal alle etwas Abstand und Ruhe. Ich bitte vor allem Pressevertreter, nicht persönlich mit mir in Kontakt zu treten oder gar bei uns in der Imkerei vorbeizukommen. Der Kontakt erfolgt ausschließlich über unsere Anwaltskanzlei.

Wie empfanden Sie die Verhandlung?

Mir war zugegebenermaßen schon etwas mulmig, als mir mein Anwalt mitteilte, dass die Verhandlung aufgrund des außergewöhnlich großen Interesses kurzfristig in den großen Schwurgerichtssaal des Landgerichts verlegt worden ist. Jan Böhmermann ließ sich von der Kanzlei Preu Bohlig vertreten. Man muss wissen, dass diese Juristen zu den absoluten Vollprofis in dem Bereich gehören. Wer sich deren Internetseite anschaut, wird feststellen, dass es sich vielmehr um eine "Armee" aus Juristen handelt. Vor Ort war einer ihrer besten Männer, Herr Dr. Torben Düsing.

Wie ich erfahren habe, hat er im letzten Jahr Twitter, einen Konzern mit über 40 Milliarden Euro Bilanzsumme, verklagt. Da muss man schon Format haben. Ich selber stand noch nie vor Gericht, da ich kein Streithansel bin und mir bisher auch nichts zuschulden kommen lassen habe. Da ist man dann schon ein wenig aufgeregt. Mit meinem Anwalt Herrn Dr. Hoffmann habe ich aber ebenfalls einen Top-Mann an der Seite gehabt.

Die Richterin Frau Krems war außerordentlich gut informiert und hatte sich sehr tief in den Stoff eingearbeitet. Da war ich offen gestanden, sehr beeindruckt. Die Verhandlung selbst war nach meinem Geschmack ein reiner Stellungskrieg. Fast belustigend war der Umstand, dass die Anklage in dem immer gleichen Argumentationskreisel festhing, der für mein Verständnis nicht plausibel war.

Was meinen Sie damit?

Na, dass Herr Böhmermann mich straflos in den Blickpunkt der Öffentlichkeit ziehen konnte, und auch weiterziehen kann, da er ja Satiriker wäre und er kein kommerzielles Interesse an der Verletzung meiner Persönlichkeitsrechte verfolgen würde. Aber jeder, der einen Fernseher oder Computer zu Hause stehen hat, weiß, dass es in dem Bereich um Einschaltquote geht und die ist meines Erachtens indirekte Kommerzialisierung.

Meine offensichtliche satirische Gegendarstellung wiederum wäre reine Geschäftemacherei und ich würde den guten Ruf von Herrn Böhmermann kommerziell ausnutzen. Eine (Gegen-)Satire wäre auch schon deshalb unangebracht, da die sich ja auf einen journalistischen Beitrag beziehen würde, da er ja Journalist wäre. Das verstehe, wer will.

Wie geht es jetzt weiter?

Ihre Angebote werden geladen...