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Der Meißner „Wintersalon“ zeigt Überraschendes, Nachdenkliches und Bodenständiges

In der ab Sonnabend beginnenden Ausstellung des Kunstvereins zeigen 57 Künstler aktuelle Positionen. Alle Arbeiten sind verkäuflich und beginnen bereits bei knapp über 100 Euro.

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Einblick in den diesjährigen Wintersalon, der Jahresendausstellung des Kunstvereins Meißen.  Mehr als 120 Arbeiten gilt es, zu entdecken, sagt die Kuratorin Johanna Bettle.
Einblick in den diesjährigen Wintersalon, der Jahresendausstellung des Kunstvereins Meißen. Mehr als 120 Arbeiten gilt es, zu entdecken, sagt die Kuratorin Johanna Bettle. © Claudia Hübschmann

Von Dieter Hoefer

Meißen. Gammler, Lackaffe, Nulpe und Dödel – macht genau 57 Punkte im beliebten Familienwortspiel Scrabble. Schöngeister werden an dieser Stelle wahrscheinlich etwas pikiert sein, denn der Künstler Michael Merkel kann noch deftiger. Nachzulesen auf den beiden Brettspielen „Was ich dir schon immer sagen wollte“ (2023, Spielsteine und -brett), die derzeit im Kunstverein in Meißen zu sehen sind. Er ist einer von insgesamt 57 Künstlerinnen und Künstlern, die zum nunmehr vierten „Wintersalon“ bis zum 20. Januar 2024 ausstellen.

Zu entdecken sind mehr als 120 Arbeiten, so Johanna Bettle im Gespräch. Für die 32-jährige studierte Kunsthistorikerin ist es die Feuertaufe in Meißen, denn sie ist erst seit 14 Tagen Geschäftsführerin des Kunstvereins. „Für mich ist es wunderbar, zu sehen, welche Vielfalt an Handschriften gezeigt werden.“

Todesengel im Stil erzgebirgischer Volkskunst

Susan Donath überrascht mit drei (Todes-)Engeln. Die knapp 40 Zentimeter hohen schwarzen Figuren sind ganz im Stil erzgebirgischer Volkskunst gefertigt und mit einem weißen Skelett bemalt. Fast wie ein Vanitas-Stillleben, wie wir es aus allen Epochen der Kunstgeschichte kennen. „Die Vergänglichkeit und der Tod sind doch Teil unseres Lebens“, so die Kunstpreisträgerin der Stadt Dresden.

Mit „Madame Tussauds“ zeigt Johanna Rüggen das englische Königspaar, gemeinsam mit Charles und Diana. Vorlage war eine Fotografie vom 15.08.94. Die 2022 entstandene Ölarbeit auf Holz beschwört die Zeit der englischen Monarchie, in der noch alles in Ordnung war, zumindest nach außen hin. Von Harmonie kann jedoch keine Rede sein, irgendwie steht jede Person für sich allein.

Künstler aus der Region

Mit der Ausstellung knüpft der Verein an die jahrzehntelange Tradition der Jahresausstellungen vieler Kunstvereine an, in denen Künstlerinnen und Künstler mit einem regionalen Bezug die Möglichkeit erhalten, ihre aktuellen Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren und diese zu verkaufen. Johanna Bettle: „Unsere Ausstellung soll auch einen Überblick über Themen, Motive, Arbeitsfelder und Inhalte sächsischer Künstlerinnen und Künstler zeigen.“ Der überwiegende Teil der Arbeiten stammt aus den letzten beiden Jahren.

Aus Meißen kommen Else Gold (Feuer, Wasser und Posaunen, 2018, Objekt aus Holz, Kunststoff, Gummi), der Kunstpreisträger der Stadt Daniel Bahrmann (Sandfigur, 2023, Fotografie) und Renate Winkler (Winter im Weinberg, 2023, Aquatinta). Nicht wenige ausstellende Künstler, wie Ruben Müller, Lisa Pahlke, Josephine Schulz und Hanna Lange, um nur einige zu nennen, kommen aus Dresden und haben an der Hochschule für Bildende Künste studiert. Ebenso wie Antje Krohn, deren Figuren immer in Bewegung sind. Obwohl sie dem Betrachter nur den Rücken zeigen (Turn, 2023, Öl auf Stoff und Leinwand) sieht man ihnen ihre Dynamik an.

„Was ich dir schon immer sagen wollte“ nennt Michael Merkel seine Arbeit von 2023.
„Was ich dir schon immer sagen wollte“ nennt Michael Merkel seine Arbeit von 2023. © Claudia Hübschmann

Ruhepunkte sind die Landschaftsmalereien von Gabi Keil. Der „Dresdner Elbbogen“ (2023, Öl auf Leinwand) ist unspektakulär, auf das Wesentliche reduziert. Es müssen eben nicht immer die großen „barocken Gesten“ sein, wenn es um Dresden geht. Erika Richters Arbeit „rainbow“ (2023, Öl auf Leinwand) fällt vor allem durch das ungewöhnliche Format auf. Fast das gesamte Pentagon (Fünfeck) wird von einem rot-gelb-grauen Himmel dominiert, der über einer Dachlandschaft thront.

Alle Arbeiten im Kunstverein wurden als eine „bunte Bilderwand“ gehängt, ein überraschend schöner Anblick. Und wer nun ganz genau wissen will, was bei Michael Merkel noch so auf seinen Scrabble-Brettern zu lesen ist, der muss sich einfach nur die Ausstellung ansehen. Lohnenswert ist sie allemal.

  • Wintersalon, Kunstverein Meißen: Burgstraße 2, 01662 Meißen, www.kunstverein-meissen.de
  • Eröffnung am Sonnabend, 25. November, 17 Uhr
  • Workshop: Monotypie mit Josefine Schulz, Sonnabend, 9. Dezember, 13–17 Uhr
  • Geöffnet: bis 20. Januar 2024, Mi.-Sa., 12-18 Uhr, Eintritt frei