Der nächste Schritt auf dem Weg zum Hochzeitsschloss

Hirschstein. Seit die Gemeinde Hirschstein 2012 das dortige Schloss vom Landkreis für einen symbolischen Euro "gekauft" hat, treibt sie vor allem ein Gedanke um: Wie kann das altehrwürdige Schloss für die Öffentlichkeit genutzt werden, damit die immensen Kosten für die Erhaltung wenigstens ein klein bisschen geringer werden?
Seit einiger Zeit gibt es eine durchaus vielversprechende Idee. Es ist die eines Hochzeitsschlosses. In der Kapelle, die kirchlich geweiht wurde, könnten kirchliche Hochzeiten stattfinden. Unter den jetzigen Bedingungen geht das allerdings nicht. Die Kapelle des Schlosses, das zu DDR-Zeiten und auch noch einige Zeit danach ein Kindersanatorium war, wurde damals als Sportraum genutzt. Die farbigen Bilder an den Fenstern, die dem sozialistischen Realismus zuzuordnen sind, zeugen nicht nur von dem damals begangenen Stilbruch, sondern auch von der Nutzung des Raumes. Und auch die schlichten, bräunlichen Fliesen.
Doch nun soll alles anders werden. Die Kapelle wird aufwendig saniert. So wird zum Beispiel die ornamentale Ausmalung der Kapelle rekonstruiert. Der Raum erhält dann nicht nur seine ehemalige Grundfarbe zurück, sondern auch Ornamente, Linien und Bänder.
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Erhalten werden sollen allerdings die bleiverglasten Fenster, welche, wie die aus der Eingangshalle, von 1974 stammen. Ihre starke Farbigkeit stünde aber im Kontrast zur zu rekonstruierenden Fassung von Wänden und Gewölbe. Die Farbwirkung soll durch ein zweites, auf der Raumseite angebrachtes Fenster gemildert werden.
Der zu restaurierende Altar soll wie in der historischen Vorlage wieder einen hölzernen Unterbau erhalten. Dieser steht dann wieder auf einem Sandsteinpodest.
Erneuert werden soll auch der Fliesenboden. Dieser lag einst zwei Treppenstufen tiefer als heute. Die alten Fliesen sollen entfernt und der Boden aufgefüllt werden. Die historischen Fliesen sollen nachgebaut und dann eingesetzt werden. Auch verschiedene Sandstein- und Metallarbeiten sind nötig.
Motivationsschub von Stiftung
Das Ganze kostet natürlich eine Menge Geld. Eine Kostenschätzung kam auf insgesamt fast 314.000 Euro. "Diese Schätzung beruht aber auf den Preisen von 2021. Ich fürchte, dass wir mit diesen Kosten inzwischen nicht mehr hinkommen werden", so der Hirschsteiner Bürgermeister Conrad Seifert (CDU) angesichts der rasant gestiegenen Bau, Material- und Energiepreise.
Doch die Gemeinde bekommt Unterstützung. So übergab jetzt Patricia Werner, die Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, gemeinsam mit Rainer Schikatzki und Daniel Höhn, Vorstände der Sparkasse Meißen, eine gemeinsame Förderzusage zur Restaurierung der Kapelle. 40.000 Euro kommen von der Stiftung, die Sparkasse Meißen packte nochmal 10.000 Euro drauf. Patricia Werner sprach von einem "Motivationsschub" und wünschte viel Glück für das Vorhaben. Das Geld, das in der Region verdient werde, solle auch in der Region bleiben.
Ziel ist Ostern nächsten Jahres
Bürgermeister Seifert ist hocherfreut: "Dieses Geld bringt uns unserem Ziel ein großes Stück weiter. Als Gemeinde wären wir mit der Erhaltung des Schlosses allein überfordert", sagt er und würdigt auch die Arbeit des Heimatvereines, der das Schloss seit vielen Jahren betreut, Veranstaltungen und Schlossführungen durchführt. Durch Corona habe es aber auch hier einen Abbruch gegeben, es fehlen Einnahmen.
Die Arbeiten in der Kapelle sollen in der zweiten Jahreshälfte beginnen. "Ich hoffe sehr, dass sie bis zum Beginn der Ostersaison 2023 abgeschlossen sind", so der Hirschsteiner Gemeindechef. Und damit ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Hochzeitsschloss gegangen werden kann.
Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördert seit 1996 Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Insgesamt 2.371 Projekte wurden zusammen mit den Sparkassen gefördert, davon im Freistaat Sachsen 877 Projekte mit einer Gesamtsumme von über 42 Millionen Euro. Die Sparkassenorganisation ist nach eigenen Angaben einer der größten nicht-staatlichen Kulturförderer in Deutschland.