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Französisch ist die beliebteste zweite Fremdsprache im Landkreis Meißen

Während die Eltern hierzulande Russisch lernten, haben die Schüler heute neben Englisch oft die Wahl zwischen mehreren Fremdsprachen. Im Landkreis entschied sich im vergangenen Jahr mehr als 3.500 Schüler für Französisch.

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Im Januar wurde das Projekt France Mobil in der Cèlestin-Freinet-Grundschule in Friedewald eingestellt. Ziel war es, den Kindern die französische Sprache näher zu bringen. An den weiterführenden Schulen ist Französisch tatsächlich die beliebteste Fremdspr
Im Januar wurde das Projekt France Mobil in der Cèlestin-Freinet-Grundschule in Friedewald eingestellt. Ziel war es, den Kindern die französische Sprache näher zu bringen. An den weiterführenden Schulen ist Französisch tatsächlich die beliebteste Fremdspr © Archiv/Daniel Schäfer

Von Julian Wolf

Neben Englisch als Pflichtfach ist die französische Sprache die beliebteste Fremdsprache der Schülerinnen und Schüler in Sachsen. Das geht aus einer der Statistiken hervor, die das Sächsische Kultusministerium (SMK) immer zum Jahresbeginn zu Schule, Unterricht und Lehrkräften veröffentlicht. Wie es mit der Fremdsprachenkultur im Landkreis Meißen in den vergangenen Jahren und für das Schuljahr 2023/2024 aussieht, antwortete Referentin Dr. Susann Meerheim.

In ganz Sachsen belegten 55.124 Kinder und Jugendliche im Schuljahr 2022/2023 das Fach Französisch als Zweitsprache. Spanisch liegt auf Platz zwei mit 22.405 Schülern und Latein auf Platz drei mit 16.391 Schülern. Im Landkreis Meißen ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Latein und Russisch, doch auch hier ist Französisch mit 3.578 Schülern mit großem Abstand auf Platz eins. 1.048 Schüler lernen die Sprache Frankreichs an Oberschulen, 2.530 Schüler auf dem Gymnasium.

Diese Zahlen verwundern einige von Sächsische.de befragte Lehrer und Eltern, die der Annahme waren, dass die russische Sprache im Freistaat Sachsen mit großem Abstand den ersten Rang belegen würde. Auf die Frage, ob der russische Angriffskrieg in der Ukraine Rückgänge bei den Anmeldungen für Russischklassen darstelle, antwortet Susann Meerheim vom SMK: „Einen unmittelbaren Zusammenhang der rückläufigen Schüler mit dem russischen Angriffskrieg kann man gegenwärtig nicht feststellen, der Trend wurde schon lange zuvor gesetzt.“ „ . Letztlich ist Russisch auch mehr als die Sprache Putins.“

Russisch schon länger von Französisch abgelöst

2004 und 2005 lernten etwa genauso viele Schülerinnen und Schüler russisch wie 2021/22 – nämlich etwa 18.500. „Dann stiegen die Zahlen bis 2015/16 stetig an (26.500) und fielen dann wieder stetig ab.“ „Trotzdem zeigen im Schuljahr 2021/2022 Russisch-Lernende und 254 Bildungseinrichtungen, die Russisch anbieten, dass Russisch lernen in Sachsen auch im bundesweiten Vergleich.“ „trotzdem stark verbreitet ist“, informiert die Referentin.

„Betrachtet man die Entwicklung der letzten 20 Jahre, so ist die Anzahl der Russisch-Lerner natürlich stark von den Gesamtschülerzahlen abhängig“, so Susann Meerheim. Beide Zahlen hatten in den vergangenen Jahren Schwankungen unterlegen. Nicht vergleichbar wären die Zahlen mit denen aus DDR-Zeiten, wo Russisch eine Pflichtsprache war. Heute gibt es an Gymnasien neben der Pflichtsprache beispielsweise Englisch Angebote in Chinesisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Latein, Polnisch, Spanisch, Tschechisch und eben Russisch.

„Französisch“ als beliebteste Fremdsprache nach dem Pflichtfach „Englisch“, bedeutet vor allem eines — ein hoher Bedarf an Lehrkräften. Seit 2019 befindet sich die Anzahl der Französisch-Lehrer nicht nur in Sachsen, sondern auch im Landkreis Meißen auf einem Höchststand. Im Schuljahr 2023/2024 ist der Französischunterricht im Umfang von rund elf Vollzeitstellen in Sachsen jedoch nicht abgedeckt, heißt es vom SMK.

Mehr als 200 Kinder lernen allein in Boxdorf Französisch

Heiko Vogel, Schulleiter der Kurfürst-Moritz-Schule im Moritzburger Ortsteil Boxdorf, spricht offen über seinen Lehrermangel. Zwei Lehrkräfte würden an seiner Schule fehlen, auf der in der Klassenstufe sechs und zehn insgesamt 236 Kinder und Jugendliche lernen. In anderen sprachlichen Fächern gibt es in Moritzburg keinen Mangel an Personal, lediglich vorübergehende Ausfälle, bedingt durch Langzeiterkrankungen der Mitarbeiter.

„Lehrermangel ist Personalmangel wie in der Wirtschaft.“ „Es ist nur teilweise ein schulisches Problem“, beginnt Heiko Vogel. „Der Freistaat hat zum Beispiel mit der Budgetierung von Lehrerarbeitsvermögen oder den Vereinbarungen mit den Hochschulen gute Weichenstellungen getroffen.“ „Wert wäre ein gerechterer Ausgleich zwischen den Schulartenwünschen und stärkerer Schulträgerunterstützung hinsichtlich der Arbeitsbedingungen“, heißt es aus Boxdorf.

Am Radebeuler Gymnasium Luisenstift werden in diesem Schuljahr 46 Unterrichtsstunden im Fach Französisch von der sechsten bis zwölften Klasse unterrichtet. Hier hat Schulleiterin Heike Stolzenhain insgesamt fünf Lehrkräfte zur Verfügung, die aber auch noch ein Zweit- oder Drittfach haben. „Über einen Lehrermangel im Fach Französisch und auch in anderen Sprachfächern kann ich mich aber nicht beklagen“, sagt sie. Eine bessere Bewerbersituation oder Lehrerzuweisung wäre jedoch wünschenswert.