Meißen
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Kater in der Hebelei

Tierparkchef Sven Näther schlägt Alarm. Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal. Die Herbstferien sieht er als letzte Hoffnung.

Von Jürgen Müller
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Kater Theo wartet am Kassenhäuschen auf Besucher. In den letzten Wochen kamen so wenige Gäste, dass die Kassierer nur über Telefon zu erreichen waren.
Kater Theo wartet am Kassenhäuschen auf Besucher. In den letzten Wochen kamen so wenige Gäste, dass die Kassierer nur über Telefon zu erreichen waren. © privat

Diera-Zehren. Können Apfelbäume aussterben? Das ist eine Frage, um die es beim Apfeltag am 3. Oktober im Elbetierpark Hebelei gehen soll. Doch Tierparkchef Sven Näther hat noch ganz andere Sorgen. Die Frage ist, ob der von ihm geführte Elbetierpark überleben kann.

Vom "Aussterben" war der Elbetierpark schon mehrfach und immer wieder bedroht. Es fehlt an Gästen und damit an Einnahmen. Doch bisher konnten vor allem durch Spenden die offenen Rechnungen bezahlt werden. Aber jetzt herrscht Alarmstufe Rot. "Dem Elbetierpark Hebelei geht es wirtschaftlich so schlecht wie noch nie. Die Sommerferien sind miserabel gelaufen. Aufgrund zweier sehr heißer Wochen und der Wirtschaftskrise waren die Besucherzahlen weiterhin im Sinkflug, obwohl keine Eintrittspreiserhöhung stattgefunden hat", sagt der Betreiber. Die jetzt begonnenen Herbstferien seien für ihn die letzte Hoffnung, den Winter irgendwie doch noch absichern zu können.

Um Kosten zu sparen, ist die Kasse des Tierparks in der Woche nicht mehr besetzt. Besucher müssen anrufen, damit ein Kassierer kommt. "Wir können es uns nicht leisten, jemanden den ganzen Tag an die Kasse zu setzen", sagt der Betreiber. Manchmal wartet Kater Theo am Eingang. Das ist der Hebelei-Kater. Doch wenn Sven Näther an die finanzielle Situation des Tierparks denkt, bekommt er noch einen ganz anderen Kater, der ihm große Kopfschmerzen bereitet.

Fast keine Reserven angelegt

Futter- und Geldreserven anlegen konnte er fast keine. "Die Sommerferien sind normalerweise die besucherstärkste Zeit, über deren Erlös der Winter abgesichert werden muss. Doch es kamen nur wenige Besucher. Auch an den Wochenenden seit Ende der Ferien kamen nur wenig Gäste", klagt er. Schulklassen und Kita-Gruppen nutzten nur selten die Möglichkeit zu Ausflügen oder den Tierpark als außerschulischen Lernort zu besuchen.

Das Tierpark-Team hat sich für die Herbstferien wieder einiges einfallen lassen. So wird es am Sonntag, 1. Oktober, einen Storchenparcours mit Fütterung geben. Am Feiertag, 3. Oktober, findet der bereits erwähnte Apfelmarkt statt. Dort gibt es natürlich nicht nur Äpfel zu kaufen, sondern wie stets auf den Bauernmärkten frische Produkte von regionalen Erzeugern.

In Sachsen heimische Obstbäume können am Stand des Elbetierparks erworben werden. Der Erlös kommt dem Tierpark zugute. "Es gibt an diesem Tag auch eine Tierparkführung, und es können Tiere mit Äpfeln, Birnen und Pflaumen gefüttert werden. Am Imbisspavillon wird es Quarkkäulchen und Kartoffelpuffer mit Apfelmus geben", verspricht der Tierparkchef.

Er selbst verspricht sich zahlreiche Besucher, auch bei den anderen für die Herbstferien geplanten Veranstaltungen. So gibt es am 8. Oktober um 11, 14 und 15.30 Uhr Führungen zum Thema "Vom Aussterben bedrohte Haustieren und Nutzpflanzen". Auch das Nutztier und die Nutzpflanze des Jahres - das Walachenschaf und Rote Bete - werden vorgestellt. Am 15. Oktober ist um 15 Uhr eine Führung zum Thema "Das ist ja zum Mäusemelken" geplant.

Das eigene Aussterben verhindern

Bleibt die Frage: "Können Apfelbäume aussterben?" Ja, sagt Sven Näther. "Weltweit gibt es mehrere Tausend Apfelsorten, in Deutschland, Österreich, Südtirol oder der Schweiz allein existieren jeweils etwa 1.000 bis 1.600. Allein in Europa gibt es in Summe fast 20.000 Apfelsorten, von denen wir aber nur wenige wirtschaftlich nutzen.

Gegen das Aussterben von Apfelbäumen will Näther etwas tun, doch vor allem muss er sich um das Aussterben des Tierparks kümmern. "Da Futter-, Tierarzt-, Personal- und Entsorgungskosten weiter in schwindelerregende Höhe steigen, möchten wir deshalb alle Freunde des Elbetierparks bitten, uns zu besuchen und weiter zu unterstützen, da wir sonst nicht wissen, wie wir bis ins nächste Jahr weiter kommen sollen", appelliert er. Der Tierpark benötige Futterspenden wie Obst und Gemüse, Heu, Stroh, Sonnenblumenkerne, Hirse, Weizen, Haferflocken, Katzen- und Hundefutter.

Gründer warnte vor Privatisierung

Gelingt es nicht, aus der finanziellen Misere herauszukommen, droht im schlimmsten Fall die Schließung der traditionellen Einrichtung. Erst im vergangenen Jahr wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert. Seit seiner Gründung durch Christian Dietze im Jahre 1972 als Wildgehege werden hier vom Aussterben bedrohte Haustiere gehalten und gezüchtet. Vor allem durch die Skuddenzucht konnte der Tierpark einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieses kleinen Schafes aus dem Ostseeraum leisten. Derzeit leben im Park etwa 200 Tiere in 67 verschiedenen Rassen und Arten.

Bis 2009 wurde der Tierpark von der Gemeinde Diera-Zehren betrieben. Nach dem Ausscheiden des Gründers beschloss die Gemeinde, die Einrichtung zu privatisieren, um Kosten zu sparen. Sven Näther bekam den Zuschlag. Christian Dietze hatte vor einer Privatisierung gewarnt. "Wir haben damals hin- und hergerechnet, kamen aber unter keinen Umständen auf das Ergebnis, dass sich der Tierpark finanziell rechnet", sagte er der SZ.

Spenden kann man unter: Elbepark Hebelei - IBAN: DE04 8505 5000 3100 0050 65,
BIC: SOLADES1MEI, Sparkasse Meißen, Verwendungszweck: Hilfe für den Tierpark. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Patenschaften für Tiere zu übernehmen oder zu verlängern. Firmen können dem Tierpark als Sponsor helfen oder wichtige Reparaturen übernehmen. Auch das Verteilen von Flyern und Postern ist eine sehr gute Hilfe. Darüber hinaus sucht der Tierpark ehrenamtliche Helfer, die ihn bei der Bewältigung der Aufgaben unterstützen.